Nur bei dir bin ich zu Hause
machen. Seit sie ihm am Vortag im Garten ihre Meinung gesagt hatte, gingen ihm ihre Worte nicht mehr aus dem Kopf.
Es passte ihm nicht, dass er sich schuldig fühlte. Auch passte es ihm nicht, dass sie ihn enttäuscht angesehen und ihm das Gefühl gegeben hatte, sich nicht genug um sie oder sonst wen gekümmert zu haben. Vor allem aber passte es ihm nicht, dass an ihren Worten etwas dran sein könnte.
Er war kein Feigling. Und er hatte sich auch nicht vor der Verantwortung gedrückt. Im Gegenteil, er hatte sich ihr ge stellt . Er hatte immer nur Großes leisten wollen. Ein Zeichen setzen, etwas Wichtiges tun. Und das hatte er. Dafür musste er sich verdammt noch mal nicht entschuldigen.
Ein leichtes Ziehen seiner Wunde riss ihn aus seinen Grübeleien. Mit dem Schmerz meldete sich tief in seinem Inneren auch eine leise Stimme. Meinst du nicht, dass dein Bedarf an Abenteuern langsam gedeckt ist? Hattest du nicht längst darü ber nachgedacht, nach Hause zu kommen?
Insgeheim verfluchte er die Frau, die ihm dieses Wirrwarr im Kopf beschert hatte, und er versuchte ihr Bild und alles, wofür sie stand, aus seinem Kopf zu verdrängen. Doch das war leichter gesagt als getan.
„Du solltest eigentlich da drüben sein und mit deiner Frau tanzen“, hörte er plötzlich eine vertraute Stimme neben sich.
Hunter blickte zur Seite und grinste. „Kane Hackett.“ Er schüttelte seinem alten Freund die Hand. „Ich tanze nie. Das solltest du eigentlich wissen.“
Kane grinste ebenfalls und blickte quer durch den Raum zu Margie, die gerade im Gespräch mit einer blonden Frau war. „Ein verheirateter Mann muss bereit sein, über seinen Schatten zu springen. Siehst du die blonde Kleine, die neben deiner Margie steht …“
Hunter hatte die andere Frau kaum wahrgenommen. Das trägerlose Kleid, das Margies attraktive Kurven betonte, forderte seine ganze Aufmerksamkeit. Er warf einen kurzen Blick auf Margies Gesprächspartnerin. „Nett.“
„Doch wohl mehr als nur nett“, protestierte Kane und trank einen Schluck aus der Flasche Bier, die er in der Hand hielt. „Das ist meine Frau Donna.“
Erstaunt sah Hunter den Mann an, der gleichzeitig mit ihm die militärische Laufbahn eingeschlagen hatte. Hunter bei der Navy und Kane bei den Marines. „Du? Verheiratet?“
Das war kaum zu glauben. Hunter und Kane hatten damals förmlich nach Abenteuern gelechzt. Sie hatten sich geschworen, alles mitzunehmen, was das Leben bereithielt. Und jetzt war Kane verheiratet?
„Wieso überrascht dich das so?“, fragte sein alter Freund lachend. „Du bist das Risiko doch auch eingegangen.“
„Schon, aber …“ Hunters Ehe war ein einziger Schwindel. „Lebst du in der Stadt? Simon hat mir gar nichts erzählt.“
Kane zuckte mit den Schultern. „Ich schätze, er hat nur darauf gewartet, dass wir beide uns irgendwann von allein über den Weg laufen. Und, ja, ich lebe in der Stadt. Vor dir steht der Sheriff von Springville.“
Hunter musste lachen. „Das gibt’s nicht. Du bist hier der Sheriff? Nach allem, was wir verbrochen haben, haben dich die Leute gewählt?“
Kane grinste ihn breit an. „Tja, sie haben offenbar verstanden, dass die bösen Jungs nur von einem anderen bösen Jungen geschnappt werden können.“
Nickend warf Hunter einen Blick auf seine Frau. Die Musik wechselte von melodischem Pop zu sanftem Jazz. „Seit wann bist du wieder da?“
„Seit ungefähr anderthalb Jahren. Ich habe Donna während meines letzten Urlaubs kennengelernt. Die Frau hat mich umgehauen, Hunter.“ Er lächelte, schüttelte jedoch den Kopf, als könnte er es selbst noch nicht glauben. „Nie hätte ich gedacht, dass mir so was passiert. Aber jetzt bin ich froh.“ Er schwieg einen Augenblick. „Als meine Einberufungszeit zu Ende war, kam ich hierher, wurde Sheriff und heiratete Donna.“
„Das war’s dann mit den Abenteuern, was?“
„Machst du Witze?“ Kane lächelte ihn an. „Jeder Tag mit Donna ist ein neues Abenteuer. Ich schwöre dir, sie ist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist. Aber wem erzähle ich das“, sagte er, „du weißt ja, wovon ich rede.“
„Klar.“ Hunter beobachte Margie, wie sie mit einer älteren Dame ins Gespräch kam, der sie ein wundervolles Lächeln schenkte. Alles in ihm zog sich zusammen.
Eine Sekunde lang fragte er sich, wie es wohl wäre, wirklich verheiratet zu sein. Wie es wäre, wenn er das Gleiche für Margie empfand wie Kane für seine Donna. Würde er es aushalten in Springville?
Weitere Kostenlose Bücher