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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Pferd bei welchem Rennen an jedem beliebigen Ort auf der Welt lief.« Er lächelte. »Ich nehme an, er liebte die Wissenschaft des Angelns und Wettens.«
    »Glauben Sie, es gibt eine Analogie zwischen Angeln und wissenschaftlicher Forschung?«, fragte sie.
    John war hin- und hergerissen. Einerseits wollte er die Reporterin zufriedenstellen und andererseits zu dem Thema überleiten, über das er eigentlich reden wollte. »Ich glaube, meine Mutter hatte einen wesentlich größeren Einfluss auf mich«, sagte er. »Sie war Mathematiklehrerin und hat sich immer für alles Mögliche interessiert. Außerdem ist sie überaus praktisch veranlagt. Eines Tages hat sie einen Elektromotor komplett zerlegt, um mir zu zeigen, wie er funktionierte, ein anderes Mal setzte sie sich zu mir und diskutierte mit mir über die religiösen Schriften Emanuel Swedenborgs. Ich glaube, von ihr habe ich meine Neugier geerbt.«
    »Dr. Klaesson, könnten Sie mir in wenigen Sätzen beschreiben, welches Forschungsziel Ihr Team verfolgt?«
    »Aber natürlich.« Er dachte einen Augenblick nach. »Was wissen Sie über den Aufbau des menschlichen Gehirns?«
    Ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich, nur für einen kleinen Moment, gerade genug, um ihm zu verstehen zu geben, wie sehr sie es verabscheute, herablassend behandelt zu werden.
    »Ich habe meine Doktorarbeit über die ›Natur des Bewusstseins‹ geschrieben«, lautete ihre Antwort.
    Das haute ihn um. »Ach, wirklich? Wo denn?«
    »In Tulane.«
    »Ich bin beeindruckt.« Außerdem war er überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie selbst Wissenschaftlerin war, und ihre Kenntnisse nicht nur auf Recherchen beruhten.
    »Nur, damit Sie nicht meinen, Sie hätten es mit einem Dummchen zu tun.«
    »Aber keinen Augenblick lang habe ich …«
    Breit grinsend lehnte sie sich zurück und strahlte jetzt wieder nichts als Liebenswürdigkeit aus. »Doch, das haben Sie, ich sehe es Ihnen an!«
    Ergeben hob er die Hände. »Verschonen Sie mich! Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir. Bitte geben Sie mir jetzt nicht noch den Rest!«
    Sein Bier kam. Er nahm es der Kellnerin aus der Hand, bevor sie es auf den Tisch stellen konnte und nahm einen tiefen Zug. »Aber nun wieder zu Ihrer Frage. Wir untersuchen menschliche Organe, insbesondere das menschliche Gehirn, und versuchen, die evolutionären Entwicklungen bis zum heutigen Stand besser zu verstehen sowie eine Vorstellung davon zu gewinnen, welche Veränderungen die Evolution in der Zukunft mit sich bringen wird.«
    »In der Hoffnung, dass eines Ihrer Resultate Ihnen ein Verständnis davon vermitteln wird, was menschliches Bewusstsein ausmacht?«
    »Genau.«
    »Wäre der Begriff Neuraldarwinismus die richtige Bezeichnung für die Methodik Ihrer Simulationsprogramme?«
    »Nein, es gibt einen großen Unterschied zu diesem Prinzip.« Ein Fettfleck auf dem rechten Brillenglas störte ihn. Er nahm die Brille ab und wischte sie mit seinem Taschentuch sauber. »Das Prinzip des Neuraldarwinismus greift, wenn man einen Roboter ohne festgelegte Programmierung baut, der aus seinen Erfahrungen lernen muss. Genau wie menschliche Wesen. Damit will man Maschinen beibringen, einige der Mechanismen zu kopieren, mit denen der menschliche Verstand arbeitet. So arbeiten wir aber nicht. Wir forschen auf einem ganz anderen Gebiet.«
    Er hielt seine Brille gegen das Licht und war immer noch nicht zufrieden. Während er sie weiter polierte, fuhr er fort: »Mit Hilfe unserer Methodik simulieren wir in unseren Computern Millionen Jahre der Evolution, indem wir virtuelle Repliken primitiver Gehirne konstruieren und untersuchen, ob sich durch künstliche Prozesse der natürlichen Auslese weit komplexere Strukturen bilden, die unseren Gehirnen stärker ähneln. Gleichzeitig fertigen wir virtuelle Modelle des heutigen menschlichen Gehirns an und lassen sie sich in die Zukunft entwickeln.«
    »Etwas verwirrt mich dabei, Dr. Klaesson.«
    »Bitte nennen Sie mich John.«
    »John, okay, danke. Sie sagten, Sie stellen virtuelle Repliken primitiver Gehirne her?«
    »Das ist korrekt.«
    »Wie primitiv, John? Wie weit gehen Sie zurück? In das Paläolithikum? Ins Jura? Ins Kambrium?«
    »Sogar noch weiter zurück. Bis ins Archaische.«
    Er spürte jetzt die Wirkung des dritten Biers. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass er bereits zwei Drittel davon getrunken hatte. Er wusste, dass er langsamer trinken sollte, aber es gab ihm einfach ein gutes Gefühl.
    »Und wenn Sie irgendwann

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