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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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teurem Gepäck beladen war. Naomi und John traten einen Schritt vorwärts. Der Junge legte einen Arm um das Mädchen und küsste sie auf den Mund. Im nächsten Augenblick winkte er jemandem in der wartenden Menge zu, und die beiden eilten froh auf die Person zu. Es waren nicht ihre Zwillinge.
    Ein Flughafenangestellter schob einen Rollstuhl mit einer jungen Frau im Anorak herein, die ein Gipsbein hatte und von einer Frau begleitet wurde, die einen mit Koffern und Skiern beladenen Wagen schob. Ihnen folgte eine kleine Gruppe Araber, die Frauen in Burkas. Hinter ihnen wurden zwei alte Leute in Rollstühlen hineingeschoben. John und Naomi nahmen kaum Notiz von ihnen, weil sie sich intensiv darauf konzentrierten, wer wohl als Nächstes durch die Tür trat.
    Die Flughafenangestellten hielten die Rollstühle an. In jedem saß eine kleine, alte Person. Jede hielt eine kleine Reisetasche auf dem Schoß. John warf ihnen einen kurzen Blick zu. Zunächst hielt er sie für zwei alte Männer, doch dann bemerkte er, dass eine Person ein orangefarbenes T-Shirt, blaue Shorts und Turnschuhe trug, die andere aber eine weiße Bluse, einen Jeansrock und Glitzerturnschuhe. Ein Mann und eine Frau, erkannte er, mit einem plötzlichen, nervösen Ziehen in der Kehle.
    Ihre Köpfe waren im Vergleich zu den Körpern unverhältnismäßig groß; die Schädel geschwollen wie missgestaltete Walnüsse, die Knochen deutlich sichtbar unter der gespannten, fleckigen Haut. Ihre Augen waren das Einzige, was John und Naomi bekannt vorkam. Blaue, leicht hervorstehende Augen, groß, rund und intensiv. Beiden alten Leuten fehlte die Hälfte des maroden Gebisses.
    Die weibliche Person zeigte auf sie. Die beiden Flughafenangestellten nickten und schoben sie hinüber zu John und Naomi. Dann blieben sie genau vor ihnen stehen.
    John und Naomi blickten auf sie hinunter. Entsetzt sah Naomi in ihre mitleiderregenden Gesichter. Die Gesichter von über Achtzigjährigen, vielleicht sogar noch älteren Greisen. Der männlichen Person hingen ein paar weiße Haarsträhnen seitlich am Schädel herunter, die Frau war vollkommen kahl.
    Die weibliche Person blickte auf und lächelte so armselig, dass es Naomi fast das Herz brach. Die männliche Person folgte ihrem Beispiel.
    »Hallo, Mummy. Hallo, Daddy«, sagte Luke. Seine Stimme klang dünn und jung, wie die Stimme des Kindes, das er noch immer war.
    Phoebe lächelte ein wenig unsicher. Sie sah ihren Vater und ihre Mutter abwechselnd an. »Ihr habt gesagt, wir könnten jederzeit nach Hause kommen, wir wären euch immer willkommen.«
    Schluchzend kniete sich Naomi hin und umarmte erst Phoebe, dann Luke. »Natürlich, meine Lieblinge. Nichts würde euren Daddy und mich mehr freuen. Natürlich gilt das noch immer. Willkommen zu Hause!«
    John sah die beiden Männer an, die hinter den Rollstühlen standen. »Haben sie Gepäck dabei?«
    Der eine schüttelte den Kopf. »Nein. Nur diese beiden Taschen.«
    »Wir brauchen nicht viel«, sagte Phoebe. »Wir bleiben ja nicht lange.«
    »Warum? Wo wollt ihr denn hin?«, fragte Naomi, stockend und unter Tränen.
    Dann blickte sie in Johns angespanntes, aschfahles Gesicht. Und in dem darauffolgenden, tiefen Schweigen erkannte sie, tränenerstickt, die Wahrheit.

Impressum
     
     
     
     
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    Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
    ISBN 978-3-10-402630-5



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