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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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erforscht haben, wie das menschliche Gehirn gebildet wurde, können Sie dann auch das Bewusstsein verstehen?«
    »Nicht unbedingt. Bis dahin ist es noch ein großer Sprung.«
    »Ach so.« Sie grinste und ihre Stimme klang zynisch. »Eines Tages werden Sie also Ihren Computer ausschalten und sagen: Hey, gerade habe ich endlich herausgefunden, wie das menschliche Gehirn entstanden ist. Und jetzt fahre ich nach Hause und füttere die Katze. Ist doch so, oder?«
    John erwiderte ihr Lächeln.
    »Wenn Sie herausgefunden haben, wie das Gehirn entstanden ist, dann werden Sie aufgrund Ihrer Arbeitsweise ein virtuelles Modell davon in Ihrem Computer haben. Der nächste Schritt wäre dann doch, es zu verbessern, oder? Was werden Sie tun – den Speicher erweitern? Oder ein Interface zum Menschen entwickeln?«
    »Moment mal! Das geht mir ein bisschen zu schnell.«
    »Aber, aber, Dr. Klaesson – John. Ich zitiere doch nur aus einem Paper, das Sie vor drei Jahren veröffentlicht haben.«
    Er nickte. Jetzt fiel es ihm wieder ein. »Ach so, okay.« Er lächelte. »Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht. Aber das war gar nicht das Thema dieses Papers. Ich habe doch nur Hypothesen aufgestellt.« Plötzlich überkam ihn die Sorge, dass dieses Interview aus dem Ruder lief. Er musste das Steuer herumreißen und die Initiative ergreifen. »Wissen Sie, ich würde mich ja gerne über diese Zukunftsvisionen mit Ihnen unterhalten, aber wenn, dann nur inoffiziell, okay?«
    »Bei Ihnen alles in Ordnung? Oder möchten Sie noch etwas bestellen?« Die Kellnerin war plötzlich neben ihm erschienen.
    John sah, dass das Glas der Reporterin fast leer war. »Gern«, antwortete er. »Sally, möchten Sie noch ein Glas Wein?«
    Sie zögerte einen Moment. »Haben Sie denn noch Zeit? Halte ich Sie nicht zu lange auf?«
    John sah auf seine Armbanduhr. Halb sieben. Naomi hatte gesagt, sie würde erst nach neun nach Hause kommen. »Nein, ich bin nicht in Eile«, erwiderte er.
    »Gut, dann trinke ich noch einen Chardonnay.«
    John blickte einen Moment lang sein leeres Glas an. Als Student in Schweden konnte er leicht ein halbes Dutzend solcher Gläser vertragen, und zu Hause war das Bier stärker. »Ich nehme noch einmal dasselbe – heute bin ich mal leichtsinnig!«
    Sally schaltete das Aufnahmegerät aus. »Na schön, dann für einen Moment mal ganz unter uns: Erzählen Sie mir, wie Sie die Zukunft sehen – das interessiert mich wirklich sehr.«
    Es würde ihm für immer ein Rätsel bleiben, warum er es in diesem Moment sagte – ob es der Alkohol war, der sein Misstrauen dämpfte, oder ob er hoffte, etwas von ihr zurückzubekommen, wenn er sich ihr öffnete – oder ob er einfach nur einer Frau imponieren wollte, die ernsthaft an ihm interessiert zu sein schien. Vielleicht wollte er sich auch nur etwas von der Seele reden. Auf jeden Fall fühlte er sich sicher, denn sie war ja eine Freundin von Naomi. Ihr konnte er vertrauen.
    »Designerbabys sind die Zukunft«, sagte er.
    »Sie meinen Klone?«
    »Nein, keine Klone. Ich meine, dass man die Gene seines Kindes wird selektieren können.«
    »Und wozu soll das führen?«
    »Damit könnte der Mensch Mutter Natur überlisten. Wir könnten dadurch in der Lage sein, die zukünftige Evolution unseren Ansprüchen anzupassen, wir könnten zum Beispiel die menschliche Lebenszeit auf mehrere hundert Jahre verlängern, wenn nicht sogar Tausende, anstatt nach wenigen Jahrzehnten sterben zu müssen.«
    »Die Vorstellung von Designerbabys beunruhigt mich«, erwiderte sie. »Ich bin sicher, dass es eines Tages so weit kommen wird, aber ich finde das beängstigend. Wie viele Jahre kann es Ihrer Meinung noch dauern, bis es so weit ist – ich meine, bis so etwas möglich ist. Zehn Jahre?«
    »Es ist bereits jetzt möglich.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete sie. »Soweit ich weiß, ist es bisher nicht machbar. Niemand hat so etwas mir gegenüber je behauptet.«
    Der Alkohol entfaltete jetzt seine ganze Wirkung, und er fühlte sich in der Gegenwart dieser attraktiven Frau zunehmend wohl. Er war absolut entspannt, vielleicht zu entspannt. Diese ganze Geheimnistuerei war wirklich schwer gewesen. Gewiss konnte es nicht schaden, sich mit Naomis Freundin darüber zu unterhalten? Er warf einen Blick auf das Aufnahmegerät. Das verräterische rote Lämpchen brannte nicht. »Bleibt das unter uns? Kann ich mich auf Ihr Stillschweigen verlassen?«
    »Hundertprozentig.«
    Lächelnd sagte er: »Sie haben wohl nicht mit den

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