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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Fernseher stumm und starrte grimmig auf den Bildschirm. Er stand wie unter Schock.
    »Was machen wir denn jetzt, John?«
    »Ich habe heute sechsmal in der Klinik angerufen, in der Hoffnung, mit jemand anderem sprechen zu können, vielleicht Dettores Assistenten Dr. Leu. Aber der Anschluss war nicht erreichbar. Die beiden E-Mails, die ich geschickt habe, sind als unzustellbar zurückgekommen.«
    »Wir müssen eine zweite Meinung einholen.«
    »Ich habe mit Dr. Rosengarten gesprochen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat steif und fest behauptet, ein Irrtum sei ausgeschlossen.«
    »Er würde aber auch niemals einen Fehler zugeben, oder?«
    »Nein, aber …« Er hielt inne. Naomi war aschfahl und sah furchtbar aus. Wie sollte er ihr erklären, was Dr. Annand ihm erzählt hatte? Dass Dettore höchstwahrscheinlich einen Fehler begangen hatte, aber nicht bezüglich des Geschlechts, sondern bezüglich des ganzen Embryos?
    Wie sollte er ihr beibringen, dass sie eventuell das Kind einer anderen in sich trug?
    »Warum explodiert ein Hubschrauber, John?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht war irgendetwas mit dem Motor – Flugzeugtriebwerke explodieren manchmal.«
    »Der Mann hat gesagt, es sei wie bei einer Bombe gewesen.«
    John stand auf und durchquerte mit wenigen Schritten das kleine Zimmer. Er trat an den Deko-Kamin und betrachtete das Foto von Halley, auf dem er in einem Spielzeug-Polizeijeep saß, glücklich strahlend. Eine der wenigen Atempausen in seinem kurzen Leben. John war auf einmal wütend. Wütend auf Dettore, weil er gestorben war – er wusste, das war irrational, aber es war ihm egal. Wütend wegen der entgangenen Chance auf Mittel für seine eigenen Forschungen, die Dettore ihm in Aussicht gestellt hatte. Wütend auf Dr. Rosengarten. Wütend auf Gott wegen dem, was er Halley angetan hatte. Wütend auf die miesen Karten, die das Leben ihm ausgeteilt hatte.
    Er hatte Naomis Worte gehört, und ihre Bedeutung war sonnenklar.
    Eine Bombe.
    Es gab so viele Irre auf der Welt. Fanatiker, die den Fortschritt hassten und nur ihre eigenen Ansichten gelten ließen. Und auch verantwortungslose Wissenschaftler, die glaubten, die ganze Welt sei ihr Laboratorium und sie könnten tun, was sie wollten: kleine Pazifikatolle in die Luft jagen, Generation um Generation biologischer Waffen entwickeln, mit den Keimzellen der menschlichen Spezies herumpfuschen, alles im Namen des Fortschritts.
    Und dazwischen standen diejenigen, die einfach nur ihr Leben leben wollten. Unschuldige wie Halley, die in die Hölle auf Erden hineingeboren wurden.
    Die Wissenschaft konnte Tragödien kleiner Kinder wie Halley verhindern und solche Krankheiten auch eines Tages ausrotten. Dettore hatte recht gehabt, als er sagte, ein Verbot der Versuche an Embryonen sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
    »Vergiss nie, warum wir es getan haben, Naomi«, sagte er voller Wut, die einer tiefen, hilflosen Frustration entsprang.
    Naomi stand auf, ging zu ihm und legte ihm den Arm um die Taille.
    Er drehte sich um und küsste sie zart auf den Mund.
    »Ich liebe dich«, sagte sie. »Ich liebe dich, und ich brauche dich.«
    Sie sah so verängstigt und zerbrechlich aus. Sein Herz krampfte sich zusammen. »Ich brauche dich auch.«
    »Lass uns heute Abend ausgehen, irgendwohin, wo es richtig nett ist.«
    Er lächelte. »Wir gehen in das Restaurant, in das ich dich zum ersten Mal in LA zum Essen ausgeführt habe.«
    »Mir gefällt es dort.«
    »Erinnerst du dich noch daran, was du damals zu mir gesagt hast? Als wir draußen im Hof gesessen haben? Du hast gesagt, Liebe sei mehr als eine Bindung zwischen zwei Menschen. Sie sei wie eine Wagenburg, die man um sich herum aufbaue und die einen vor allem schütze, womit die Außenwelt einen konfrontiert. Weißt du noch?«
    »Ja«, sagte er.
    »Und genau so muss es von jetzt an sein.«

24
    KURZ VOR MITTERNACHT musste sich Naomi furchtbar übergeben. John kniete neben ihr im Badezimmer und hielt ihr die Stirn, wie seine Mutter es bei ihm getan hatte, als er ein Kind war.
    Sie hatte ihren gesamten Mageninhalt von sich gegeben und jetzt kam nur noch Galle heraus. Sie weinte.
    »Schon gut«, sagte er sanft. »Schon gut, Schätzchen.«
    Er wischte ihr den Mund mit einem angefeuchteten Handtuch ab, trocknete ihre Tränen und brachte sie wieder zu Bett. »Geht es dir besser?«, fragte er besorgt.
    Sie nickte, die Augen weit aufgerissen, gerötet, ausdruckslos. »Wie lange diese blöde Übelkeit wohl noch

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