Nur dein Leben
Oder …
John fiel in einen unruhigen Schlaf.
Wenige Augenblicke später klingelte das Telefon.
25
JOHN SCHRECKTE AUF, groggy und durcheinander. Wie spät war es?
06 : 47 Uhr, sagte der Wecker.
Naomi regte sich. »Was ist denn?«
Wer zum Teufel rief um diese Zeit bei ihnen an? Jemand aus Schweden wahrscheinlich. Nach acht Jahren hatte seine Mutter immer noch Probleme mit der Zeitverschiebung. Als sie nach LA gezogen waren, hatte sie mehrmals um zwei, drei Uhr nachts angerufen. Noch dreimal klingeln, dann sprang der Anrufbeantworter an.
Er schloss die Augen und schlief praktisch sofort wieder ein.
Um fünf nach sieben klingelte erneut das Telefon.
»Mein Gott, Mutter, wir brauchen unseren Schlaf!«, rief er.
»Es könnte etwas Wichtiges sein«, murmelte Naomi.
»Ist mir egal!«
Der Anrufbeantworter schaltete sich ein. War es seine Mutter? War etwas passiert? Was immer es war, es konnte warten, es musste warten. Um neun Uhr hatte er eine Fakultätssitzung an der Uni, und er brauchte vorher unbedingt noch ein bisschen Schlaf. Er hatte den Wecker auf Viertel nach sieben gestellt. Er drehte sich noch einmal um.
Nur wenige Augenblicke später meldete sich erneut das Telefon. John blieb im Bett liegen, die Augen gegen das helle Tageslicht im Schlafzimmer geschlossen. Er spürte, wie sich das Bett bewegte. Naomi stand auf. Das Klingeln verstummte.
»Ich seh mal nach, wer das ist«, sagte sie.
»Lass es, Schatz, lass es einfach sein!«
Naomi verließ das Zimmer und kehrte kurz darauf zurück. » KTTV «, sagte sie. »Drei Nachrichten von einer Frau namens Bobby.«
»Bobby? Ich kenne niemanden, der so heißt. Was will sie?«
»Sie hat es nicht gesagt, sondern dich um Rückruf gebeten. Es sei dringend.«
KTTV war eine Tochter von Fox, einer der lokalen Fernsehsender von Los Angeles. Vor einem Monat hatten sie ihn für eine Sendung über die Evolution interviewt. »Was fällt denen ein, uns in aller Herrgottsfrühe zu belästigen?«, beschwerte er sich. Inzwischen war er hellwach, obwohl sich sein Kopf durch die Müdigkeit und die Tabletten schwer wie Blei anfühlte.
Wieder klingelte das Telefon.
»Das ist doch unglaublich!«, sagte er und griff nach dem Telefon neben dem Bett.
Eine atemlose Männerstimme meldete sich: »Hallo, hier spricht Dan Wagner von KCAL , spreche ich mit Dr. Klaesson?«
»Haben Sie schon mal auf die Uhr geguckt?«, fragte John.
»Ähm – tja, es ist natürlich noch früh, aber ich dachte, eventuell hätten Sie Lust, ein Interview für unsere Frühstückssendung zu geben.«
John unterbrach die Verbindung. Dann setzte er sich auf. »Was ist denn hier los?«
Naomi hatte sich in ein Handtuch gehüllt und sah ihn fragend an. »Irgendeine Sensation – vielleicht hat jemand auf deinem Gebiet eine bedeutende Entdeckung gemacht. Das könnte deine Chance auf Publicity sein – deine Reaktion ist unvernünftig, jetzt reiß dich doch mal zusammen!«
John stand auf und ging ins Bad. Er zog seinen Morgenmantel über und starrte in den Spiegel. Ein zerknautschtes, aschfahles Gesicht mit dunklen Ringen unter den Augen und Haaren, die wie Stroh auf einem Stoppelfeld zu Berge standen, starrte zurück. Er hatte ungefähr eine Stunde Zeit, sich zu regenerieren, zu duschen, sich zu rasieren, eine Tasse Kaffee in sich hineinzuschütten, ins Auto zu springen und seinen Hintern rüber zum Campus zu schaffen.
Und jetzt klingelte das verdammte Telefon schon wieder!
» LASS ES !!!«, blaffte er Naomi an.
»John …«
»Nicht drangehen, habe ich gesagt!«
»John, was ist denn los mit dir?«
»Ich habe kein bisschen geschlafen, das ist los mit mir, okay? Ich habe nicht geschlafen, ich habe seit drei Monaten keinen Sex gehabt, und meine Frau ist mit weiß Gott was für einem Kind schwanger. Sonst noch was?«
Das Telefon schwieg und fing gleich darauf wieder an zu läuten. Naomi ignorierte John und meldete sich.
»Hier ist Jodi Parker von KNBC News. Spreche ich mit Mrs. Klaesson?«
»Ja. Was kann ich für Sie tun?«
»Könnte ich mit Professor John Klaesson sprechen?«
»Dürfte ich erst erfahren, worum es geht?«, fragte Naomi zurück.
»Natürlich. Wir würden ihm gerne einen Wagen schicken und ihn rüber in unser Studio bringen lassen. Wir brauchen nur ein kurzes Interview.«
»Ich gebe Ihnen meinen Mann«, sagte Naomi.
John fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Kehle.
Naomi bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand und flüsterte: »Geh ans Telefon!«
Er schüttelte den
Weitere Kostenlose Bücher