Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
andauert?«
    »Vielleicht hast du etwas Schlechtes gegessen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    John schaltete das Licht aus und legte sich hin. Er fühlte die feuchte Hitze ihres Körpers.
    »Was meinst du, woran es wirklich gelegen hat?«, fragte sie plötzlich.
    »Woran was gelegen hat?«
    »Was hat den Hubschrauberabsturz verursacht? Glaubst du, es war eine Bombe?«
    Ein langes Schweigen trat ein. John lauschte Naomis Atem, der allmählich weniger stoßweise ging und rhythmischer wurde. Dann, als er gerade dachte, sie sei eingeschlafen, sprach sie wieder.
    »Er hatte Feinde.«
    »Viele Wissenschaftler haben Feinde.«
    »Hast du Feinde, John?«
    »Ich bin nicht berühmt genug. Wenn ich es wäre, gäbe es sicher einen Haufen Fanatiker, die meine Thesen heftig bekämpfen würden. Jeder, der sich mit seiner Meinung an die Öffentlichkeit wagt und dessen Stimme Gehör findet, muss mit Anfeindungen rechnen. Doch es ist ein großer Unterschied, ob man die Arbeiten eines Forschers ablehnt oder ihn gleich in die Luft sprengt.«
    Nach einer Weile fragte sie: »Was meinst du, wird mit seinem Labor, seinem Schiff, geschehen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Irgendjemand muss sich doch um die Verwaltung kümmern. Wartenden Patienten muss abgesagt werden, und es muss doch jemand zu erreichen sein, der unsere Unterlagen einsehen und uns sagen kann, was geschehen ist, oder?«
    »Ich versuche es morgen früh noch mal. Ich werde mit Dr. Leu sprechen, er schien über alles Wesentliche auf dem Laufenden zu sein.«
    Er schloss die Augen, aber seine Gedanken überschlugen sich. Dettore musste detaillierte Aufzeichnungen darüber haben, wie er jeden einzelnen Fötus manipuliert hatte. Es musste sich alles in den Akten befinden. Dr. Leu musste die Antworten kennen, natürlich musste er das.
    »Vielleicht hat Gott seine Hand im Spiel.« Sie sprach leise, wie ein Kind.
    »Gottes Hand – was meinst du damit?«
    »Vielleicht ist er erbost darüber, was wir getan haben, über die Einmischung der Menschen, und es ist seine Art, das Gleichgewicht wiederherzustellen.«
    »Indem er dich krank macht und Dr. Dettore sterben lässt?«
    »Nein, das meine ich nicht. Ich meine …«
    Dann sagte sie nichts mehr.
    John stieg aus dem Bett. Er brauchte mehr Wasser, Tabletten, Schlaf. Er brauchte unbedingt mehr Schlaf.
    »Vielleicht hat Gott entschieden, dass wir ein Mädchen und keinen Jungen bekommen sollten«, bemerkte Naomi.
    »Was soll denn das ganze Gerede über Gott plötzlich? Ich dachte, du wärst nicht besonders religiös?«
    John fiel ein, dass eine Schwangerschaft die weiblichen Hormone tüchtig durcheinanderwirbelte und diese Einfluss auf das Gehirn hatten. Ob es daran lag? »Schätzchen.« Er setzte sich aufs Bett. »Wenn überhaupt, hat Dettore Mist gebaut. Ich glaube nicht, dass Gott seine Hand im Spiel hat. Es war ein Wissenschaftler, der sich geirrt hat.«
    »Aber wir wissen nicht, in welchem Ausmaß.«
    »Wir wissen überhaupt noch nicht, ob irgendetwas nicht in Ordnung ist. Ich halte Rosengarten immer noch für einen arroganten Schnösel, der möglicherweise einen Fehler gemacht hat, ihn aber nicht zugeben will. Wir werden eine zweite Meinung einholen. Ich glaube nicht, dass wir uns zu diesem Zeitpunkt allzu große Sorgen machen sollten.«
    »Warum lassen wir nicht sein – ihr – Genom entschlüsseln?«
    »Mal ganz abgesehen von den Kosten ist es nicht damit getan. Man muss die Ergebnisse auch interpretieren, und die Analyse ist äußerst komplex. Über zwölfhundert Gene sind verantwortlich für die Prostata, siebenhundert für die weibliche Brust, fünfhundert für die Eierstöcke. Es ist ein gewaltiges Stück Arbeit.«
    »Wenn Dr. Dettore dazu fähig war, dann … Ich meine, wie konnte er allen anderen so weit voraus sein? Und warum hat er es geheim gehalten?«
    »In der Wissenschaft passiert so etwas andauernd. Oft ist ein Forscher seiner Zeit weit voraus, manchmal so weit, dass die Öffentlichkeit diesen Fortschritt gar nicht zu schätzen weiß. Dettore ist – war – unfassbar intelligent und ihm standen unbegrenzte Mittel zur Verfügung.« Und, dachte er, sprach es aber ihr gegenüber nicht aus, um ihr weitere Sorgen zu ersparen, Dettore hatte zweifellos seine eigenen Pläne. Seine Einnahmen deckten nicht mal die Kosten für seine schwimmende Klinik, geschweige denn, dass er etwas daran verdient hätte. Dennoch investierte er unglaublich viel Zeit in sein Projekt.
    Aus Altruismus? Zum Wohle der Menschheit?

Weitere Kostenlose Bücher