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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Gedanke an das einsame Kind war ihm erst gekommen, als er am Montagabend das Aftonbladet gelesen hatte. Aber nachdem er mit ihr gesprochen hatte, hatte ihn dieser Gedanke nicht mehr losgelassen. Er wollte einfach nur hingehen und ein bisschen die Lage erkunden und sehen, was passierte. Er würde es nehmen, wie es kam. Das eine würde sich aus dem anderen ergeben. Vielleicht würde sie sich abweisend verhalten, ihn von sich stoßen. Dann müsste er sie vielleicht eine Weile umschmeicheln, sie zu der Einsicht bringen, dass er nur das Beste für sie wollte. Er würde für gute Laune sorgen können, sie ein bisschen verwöhnen, sodass sie merkte, wie nett er war.
    Zuerst würde er natürlich anrufen und mit ihr sprechen, sich vergewissern, dass alles noch beim Alten war. Dann würde er zu ihr hinaufgehen und an der Tür klingeln, warten, bis die kleinen, munteren Füße über das Parkett trappeln würden, um ihn an der Tür in Empfang zu nehmen. Er stellte sich vor, wie ihre helle Stimme vor Begeisterung quietschte, wenn er kam. Ihr neuer Freund, mit dem sie ein Geheimnis teilte. Er erinnerte sich daran, dass er sich, bevor er zu ihr gehen würde, unbedingt vergewissern musste, dass es immer noch ihr Geheimnis war, dass niemand anderes von ihrer Situation wusste und auf dem Weg war, ihr zu helfen.
    Falls sie sich wehren würde – es sich anders überlegt hatte und ihn nicht mehr in ihrer Nähe haben wollte, dann würde er vielleicht einfach wieder gehen. Wenn es sich ganz natürlich so ergab. Er würde sie nicht schlagen. Da hätte er in einer solchen Situation kein gutes Gefühl. Nein, er würde sich zügeln und aufgeben. Aber vielleicht würde er auch ein bisschen jammern, sie auf eine Weise anflehen, die auch Kinder verstehen konnten. Er könnte sich hinknien oder in die Hocke gehen und mit seiner sanftesten Stimme sagen:
    »Bitte, liebe Hanna, darf ich hierbleiben? Ich bin so allein.«
    So musste man es machen, an das Mitgefühl des Kindes appellieren. Das liebten sie. Sie durften groß sein, während er der Kleine war.
    Er würde Hamburger von McDonald’s mitbringen, dem würde sie nicht widerstehen können. Er hatte gehört, wie glücklich sie am Telefon geklungen hatte, als er es vorschlug. Armes Kind, sie hatte anscheinend seit Tagen nicht richtig gegessen. Aber sonst schien sie gut zurechtzukommen, ein hartgesottenes Mädchen. Süßigkeiten würde er ihr auch geben. Dann würden sie baden. Die Haare waschen, falls sie das mochte, sonst würde sie um des lieben Friedens willen darum herumkommen. Aber ansonsten wollte er, dass sie sauber war. Rein und zart, die Haut ganz weich nach dem warmen Bad, wie Samt und nach Seife duftend.
    Er erhob sich von seinem Stuhl, ging zwischen den Schreibtischen hindurch und hinüber zur Garderobe, wo auch die Toilette lag. Er schloss die Tür hinter sich und schob den Riegel vor. Stellte sich vor das Waschbecken und betrachtete sich selbst im Spiegel. Er war niemand. Er war ein Beobachter der Welt rund um ihn herum, aber er gehörte nicht zu ihr. Als wollte er das noch bekräftigen, ließ er seine Finger von der Kehle hinunter, zwischen den Schlüsselbeinen hindurch und über das Brustbein hinunter zum Nabel wandern, um den er den Zeigefinger einen Augenblick lang spielerisch kreisen ließ, bevor er den Weg nach unten fortsetzte.
    Er schloss die Augen und befand sich im Windzug des vorbeirauschenden Zuges, des unendlichen Zuges mit all den Waggons und ihren Fenstern. Kaum hatte sein Blick einen der Menschen erfasst, die darin saßen, war er auch schon wieder verschwunden. Verschwunden, vergessen.
    *
    Barbro Dahlström, Privatdetektivin, dachte sie, während sie durch das Gras um Barnängens Kleingartenkolonie streifte. Dort gab es überall Wohnhäuser in unmittelbarer Nähe, und einige dieser Häuser erregten ihre besondere Aufmerksamkeit. Wenn sie vor dem Gitterzaun der südlichsten Parzellenreihe stand, die an den Park grenzte, konnte sie ein weiß verputztes, fünfstöckiges Haus im Stil der Zwanzigerjahre sehen. Direkt gegenüber lag der große, gelbe Bau der Sofiaschule, der einen ganzen Block zwischen der Skånegatan und der Ploggatan einnahm.
    Sie spürte, wie ihr Herz heftiger pochte, und eilte mit schnellen Schritten den kleinen Fußgängerweg entlang, der zum Stora Mejtens Gränd führte. Je näher sie der Ploggatan kam, desto mehr konnte sie von der Fassade der Schule erkennen. Als sie schließlich vor dem Eckhaus mit der Nummer 20 stand, sah sie, wie die ganze

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