Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
gepflegtes Äußeres, trug Hemd und Schlips, und das Jackett hing an einem Kleiderhaken hinter ihm an der Wand. Barbro hoffte, dass er sie ernster nehmen würde als sein Mitarbeiter, der sie am Telefon abgewimmelt hatte.
»Womit kann ich Ihnen helfen?«
Barbro hatte das Gefühl, dass sie diesem Polizisten mit seinem entwaffnenden Lächeln möglichst bestimmt gegenübertreten musste.
»Ich habe am Sonntagabend hier angerufen und mit einem Ihrer Kollegen gesprochen«, kam sie sofort zur Sache. »Ich bezweifle, dass Ihnen die Angelegenheit zu Ohren gekommen ist, denn ich hatte den Eindruck, dass mein Anliegen nicht besonders ernst genommen wurde. Ich wurde an die Bezirkskriminalpolizei verwiesen, was sich als falsch herausstellte, da der Fall in Ihren Bereich fällt.«
Der stellvertretende Polizeidirektor betrachtete sie mit unverändertem Gesichtsausdruck.
»Es geht um ein Mädchen, mit dem ich am Telefon gesprochen habe. Sie hat mich angerufen und um Hilfe gebeten.«
Malmberg blätterte in seinem Block, bis er zu einem leeren Blatt kam, und schrieb etwas auf, bevor er wieder zu ihr aufschaute und sagte:
»Erzählen Sie. Weshalb hat sie Hilfe gebraucht?«
Barbro berichtete von ihrem Gespräch mit Hanna, während Malmberg sich Notizen machte. Manchmal lächelte er verständnisvoll, woraus Barbro die Schlussfolgerung zog, dass er selbst Kinder hatte. Als sie von den Kochversuchen der kleinen Hanna berichtete und erwähnte, wie sie sich dabei verletzt hatte, trat eine Sorgenfalte auf seine Stirn. Barbro vervollständigte ihren Bericht mit den langen Wanderungen durch die Gartenkolonien von Södermalm. Malmberg ließ seinen Stift auf den Block fallen und legte die Hände hinter den Nacken. Mit einem Lächeln, von dem Barbro hoffte, dass es bescheiden, aber nicht herablassend war, lauschte er dem Ende ihrer Erzählung.
»Ich glaube, dass ich weiß, wo das Mädchen wohnt.«
Barbro legte eine Kunstpause ein. Malmberg betrachtete sie mit Interesse, und Barbro hoffte, dass es nicht geheuchelt war.
»Und jetzt, denke ich, ist es an der Zeit, dass die Polizei diesen Fall übernimmt.«
Der stellvertretende Polizeidirektor schien die Kritik mit unerschütterlicher Ruhe aufzunehmen.
»Selbstverständlich werden wir das tun«, antwortete er. »Sie haben sehr verantwortungsbewusst gehandelt, Frau Dahlström. Wo, glauben Sie, wohnt dieses Mädchen?«
»In der Ploggatan 20.«
Malmberg schrieb.
»Sie müssen unbedingt dorthin«, sagte Barbro. »So schnell wie möglich. Ich mache mir aufrichtig Sorgen um das Mädchen.«
»Das kann ich verstehen, nachdem Sie schon so viel unternommen haben, um ihr zu helfen. Wir werden tun, was in unserer Macht steht.«
Barbro erhob sich von ihrem Stuhl, und Malmberg folgte ihrem Beispiel und reichte ihr die Hand.
»Und halten Sie mich auf dem Laufenden«, bemerkte sie mit einem Lächeln, bevor sie das Büro verließ und die Tür hinter sich schloss.
Auf dem Weg zum Aufzug kam sie an der Empfangsdame vorbei und tauschte ein Lächeln mit ihr aus. Als Barbro gerade in den Aufzug steigen wollte, hörte sie, wie die Gegensprechanlage auf dem Empfangstisch ein Piepsen von sich gab, worauf knisternd eine Anweisung des stellvertretenden Polizeidirektors ertönte:
»Inga, holen Sie mir Holgersson. Ich habe eine Aufgabe für ihn.«
*
Jamal Hamad, der immer noch die alleinreisenden Männer vernahm, machte gerade eine Pause zwischen den Vernehmungen. Im Laufe des Tages hatte er bereits acht Vernehmungen abgearbeitet, keiner der Männer hatte sich auffällig benommen oder unerwartet auf seine mittlerweile routinierten Fragen reagiert. Alle hatten glaubwürdig geschildert, was sie in der Mordnacht getan hatten. Auch Sjöberg schien bei seinen Befragungen über nichts gestolpert zu sein, was den geringsten Verdacht hätte erwecken können.
Hamad starrte gedankenverloren auf die Namen auf seiner Liste. Er wusste nicht, zum wie vielten Mal er seinen Blick über die unzähligen Zeilen wandern ließ, aber irgendwo in diesen Listen, davon war er überzeugt, stand der entscheidende Name. Er wünschte sich, dass dieser Name mit ihm reden, sich zu erkennen geben würde, aber er konnte nicht mehr tun, als möglichst viele von ihnen im Gedächtnis zu behalten und zu hoffen, dass er früher oder später für seinen Fleiß belohnt würde. Sjöberg ging diese Art von Geduld vollkommen ab, er konnte selten länger an ein und derselben Aufgabe sitzen. Seine Stärken waren Intuition und entschlossenes Handeln.
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