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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Äbtissin auf Geheiß Wilfrids von Ripon aufgesucht. Ich bin sein Sekretär und sein Vertrauter.»
    «Und zu welchem Zweck seid Ihr zur Äbtissin gegangen?» beharrte Eadulf.
    Der junge Mann hielt inne und runzelte verstockt die Stirn. «Das solltet Ihr Abt Wilfrid fragen.»
    «Ich frage aber Euch», versetzte Eadulf in fast grobem Ton. «Und ich erwarte eine Antwort. Also los!»
    Seaxwulf schob die Unterlippe vor. Schwester Fidelma schlug den Blick zu Boden, um ihre Belustigung über das Betragen des seltsamen jungen Mönchs zu verbergen.
    «Ich sollte auf Wilfrids Geheiß mit der Äbtissin verhandeln.»
    An dieser Stelle schaltete sich Fidelma ein, die nicht sicher war, ob sie das Wort richtig verstanden hatte.
    «Verhandeln?» fragte sie ungläubig.
    «Ja. Als Anführer der Delegation Roms und Columbans hatten Wilfrid und Étain die Absicht, sich vor der öffentlichen Debatte auf bestimmte Punkte zu einigen.»
    Fidelma riß entgeistert die Augen auf.
    «Äbtissin Étain wollte sich mit Wilfrid von Ripon einigen?» Sie bat Eadulf, ihre Frage zu übersetzen.
    Seaxwulf zuckte mit den schmalen Schultern.
    «Sich vor einer Debatte über bestimmte Punkte zu verständigen, spart viel Zeit und Ärger, Schwester.»
    «Ich bin mir nicht sicher, was Ihr damit meint. Wollt Ihr etwa sagen, daß bestimmte Meinungsverschiedenheiten schon vor der öffentlichen Debatte ausgeräumt werden sollten?»
    Wieder mußte Eadulf ihre Frage ins Sächsische und anschließend die Antwort des Mönchs zurück ins Irische übersetzen.
    Durch seinen verächtlichen Blick gab Seaxwulf zu verstehen, daß er die Frage für völlig überflüssig hielt.
    «Aber natürlich», lautete seine Antwort.
    «Und Äbtissin Étain war zu solchen Absprachen bereit?»
    Fidelma war völlig verblüfft über die Enthüllung, daß die Gegner geheime Verhandlungen führten, von der die Allgemeinheit keine Kenntnis hatte. Es kam ihr unehrlich vor, bestimmte Punkte im vorhinein abzuklären, ohne den Streit vor der Synode offen auszutragen.
    Seaxwulf zuckte erneut die Achseln.
    «Ich bin selbst in Rom gewesen. Dort ist dieses Vorgehen gang und gäbe. Warum mit einer langwierigen öffentlichen Debatte Zeit vergeuden, wenn man durch private Absprachen sein Ziel viel schneller und bequemer erreichen kann?»
    «Und wie weit waren diese Verhandlungen gediehen?»
    «Nicht weit», erklärte Seaxwulf in vertraulichem Ton. «Was die Tonsur betrifft, hatten wir allerdings eine gewisse Einigung erzielt. Wie Ihr wißt, hält Rom die Tonsur Eurer Kirche für barbarisch. Wir bekennen uns zu der Tonsur des Heiligen Petrus, der damit an die Dornenkrone Christi gemahnen wollte. Äbtissin Étain erwog, öffentlich einzugestehen, daß sich die Kirche Columbans in der Frage der Tonsur auf einem Irrweg befände.»
    Fidelma schluckte.
    «Aber das ist unmöglich», flüsterte sie.
    Seaxwulf lächelte zufrieden, als bereite ihm ihr Entsetzen Genugtuung.
    «O doch. Im Tausch für dieses Zugeständnis wollte Wilfrid in der Frage des Segens einlenken. Wie Ihr wißt, deuten wir Anhänger Roms beim Segen die Dreieinigkeit mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger an, während Ihr Zeigefinger, Ringfinger und kleinen Finger erhebt. Wilfrid war bereit, beide Formen als gültig anzuerkennen.»
    Fidelma hatte Mühe, ihr Erstaunen zu verbergen.
    «Wie lange waren diese Verhandlungen schon im Gange?»
    «Seit der Ankunft der Äbtissin in Streoneshalh. Zwei oder drei Tage, ich weiß es nicht mehr ganz genau.» Der junge Mann betrachtete gedankenverloren seine ausgestreckten Hände und runzelte dabei mißbilligend die Stirn, als wäre er plötzlich mit dem Schnitt seiner Fingernägel unzufrieden.
    Fidelma sah Eadulf an.
    «Ich glaube, das rückt die Sache in ein völlig neues Licht», sagte sie auf irisch, wohlwissend, daß Seaxwulf sie nicht verstand.
    Eadulf verzog das Gesicht.
    «Wieso das?»
    «Was meint Ihr, was die meisten Brüder und Schwestern denken würden, wenn sie wüßten, daß hinter den Kulissen, ohne ihr Wissen und ohne ihre Beteiligung solche Verhandlungen stattfinden? Daß die eine Seite als Gegenleistung für ein Zugeständnis in einem bestimmten Punkt wiederum in einem anderen nachgibt? Würde das die Flamme der Feindseligkeit, die schon jetzt unter den Brüdern und Schwestern glimmt, nicht aufs neue entfachen? Und wäre nicht denkbar, daß jemand über diese Vorgänge so empört war, daß er versuchte, den Verhandlungen sofort ein Ende zu setzen, notfalls durch einen Mord?»
    «Schon möglich.

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