Nur Der Tod Kann Dich Retten
großartig warst. Du kannst sehr stolz auf dich sein.«
Er lächelte. »Tut mir leid, dass ich Ihre Tochter küssen musste«, sagte er mit einem spitzbübischen Lächeln. »Mr. Lipsman hat mich gezwungen.«
»Ja, ich hab genau gesehen, wie schwer es dir gefallen ist.«
Plötzlich stand Joey Balfour neben Sandy. »Du bist voll die Schwuchtel«, brüllte er seinen Freund an.
Sandy wollte widersprechen, ließ es dann aber sein. »Herzlichen
Glückwunsch, Greg«, sagte sie stattdessen, drängte sich an Joey vorbei und ging weiter den Flur hinunter.
»Und wo steigt die Party?«, hörte sie Joey fragen, bekam Gregs Antwort jedoch nicht mehr mit.
Sandy ging weiter bis zur letzten Garderobe und fand sie ebenso voller Leute wie den Flur. Sie atmete tief ein und betete, dass Ian schon gegangen war. »Mom?«
Sandy drehte sich um. »Tim. Was machst du denn hier?«
Er wies mit dem Kopf auf Amber, die ihr Kostüm schon ausgezogen hatte und wieder Jeans und Pulli trug, sich jedoch noch nicht abgeschminkt hatte. Das Make-up sah aus, als würde es eine Tonne wiegen, dachte Sandy, während Tim verlegen von einem Fuß auf den anderen trat. »Amber hat mich zur Ensemble-Party eingeladen«, sagte er, den Kopf gesenkt, sodass die Worte etwa in Brusthöhe durch den Raum schwebten.
»Nun, das ist doch sehr nett von ihr«, sagte Sandy, bemüht, nicht allzu überrascht zu klingen. »Wo ist denn die Party?«
Tim zuckte die Achseln. »Bei irgendwem.«
»Gut«, erwiderte Sandy, wobei ihr leicht sarkastischer Unterton im allgemeinen Getöse unterging.
»Ich warte draußen auf dich«, erklärte Tim Amber, die lächelte und kokett mit den Fingern wedelte.
Gütiger Gott, dachte Sandy.
»Bis später, Mom.«
»Komm nicht zu spät, ja?« Sie rang mit sich, ob sie ihn bitten sollte, auf seine Schwester aufzupassen.
»Hi, Mom!«, rief Megan in diesem Moment und drängte sich durch die Menge zu Sandy vor.
Sandy schlang die Arme um ihre Tochter und drückte sie fest. »Megan! Du warst absolut fantastisch.«
»Vorsichtig. Sonst schmiere ich dich noch mit Make-up voll.«
»Na und. Ich bin so stolz auf dich.«
»Es war toll, nicht?«
»Das war es wirklich«, stimmte Sandy ihr zu. »Ich war völlig verblüfft. Ich meine, ich wusste, dass es gut werden würde, aber mir war nicht klar, dass es so gut werden würde.«
»War Greg nicht fantastisch?«
»Fantastisch«, bestätigte Sandy.
»Wirklich schade, dass sein Vater nicht kommen wollte, um sich das Stück anzusehen. Er ist so ein... ein Arschloch.«
»Ich habe gehört, es gibt noch eine Party für die Mitwirkenden.«
»Na ja, heute war die letzte Vorstellung und alles.«
»Wo findet sie denn statt?«
Megan zuckte die Schultern. »Bei irgendwem.«
»Super.«
»Du kannst aufhören, dir Sorgen zu machen, Mom. Cal Hamilton sitzt hinter Gittern.«
»Wegen Cal Hamilton mache ich mir auch keine Sorgen«, erwiderte Sandy spitz.
Megan wandte sich schmollend ab.
»Es ist bloß so leicht, sich in solchen Momenten zu verlieren«, fuhr Sandy leise fort.
»Ich geh schon nicht verloren«, sagte Megan.
»Versprochen?«
»Hey, Megan! Starker Auftritt heute Abend«, rief irgendjemand von der Tür.
»Danke.« Das Lächeln war in Megans Gesicht zurückgekehrt, als sie sich wieder zu ihrer Mutter umdrehte. »Ich bin ein großes Mädchen. Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
Sandy nickte und streichelte die wunderschönen langen Haare ihrer Tochter. »Das weiß ich.«
»Mom?«, rief Megan, als Sandy sich schon abgewandt hatte. »Du siehst heute Abend wirklich hübsch aus.«
Sandy strich sich verlegen durchs Haar. Eine halbe Stunde lange hatte sie versucht, es mit Megans Haarglätter zu bändigen, aber sobald sie an die feuchte Luft getreten war, hatte sie gespürt, wie ihr Haar sich wieder kräuselte und ringelte. Und
bei der letzten Umarmung von Greg und Megan auf der Bühne hatte sie den letzten Rest ihres neuen, pfirsichfarbenen Lippenstifts abgeknabbert. »Danke, Schätzchen.«
»Mom...«
Sandy wartete.
»Es wird bestimmt nicht spät.«
Lächelnd verließ Sandy Megans Garderobe und ging den Flur hinunter. Sie hatte zwei so wundervolle Kinder, dachte sie, eine kluge und talentierte Tochter und einen herzensguten und sensiblen Sohn, beide auf der Schwelle zum Erwachsensein und mit einer strahlenden Zukunft vor sich. Sie hatte allen Grund, stolz zu sein.
Eine vertraute Stimme riss sie aus ihren Träumereien. »Aber das ist nicht fair.« Delilah stürmte aus der Garderobe am Ende des
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