Nur Der Tod Kann Dich Retten
da.«
Sandy reckte den Kopf unter ihrem Schutzpanzer hervor und riskierte einen flüchtigen Blick in die Richtung. Ian und Kerri saßen sich gegenüber und hielten Händchen. Eilig wandte sie sich ab. »Du hast mir nicht erzählt, dass sie Händchen halten.«
»Ich dachte, das Detail ist überflüssig.«
»Ist euch schon mal aufgefallen, dass niemand mehr sein Kind Humphrey nennt?«, fragte Pauline, als wäre sie in einer völlig anderen Unterhaltung. »Genau wie Gertrude, Ethel und Homer. Heutzutage heißen die Kinder Tiffany, Ashley und Tyler. Obwohl Richard Gere sein Kind Homer genannt hat. Aber das ist typisch für Promis. Wenn sie nicht gerade turteln, nennen sie ihre Kinder Homer.«
Wieder ertappte Sandy sich dabei, die Frau des Sheriffs anzustarren. Wie kam sie auf solche Sachen?
»Hat John sie schon gesehen?«, fragte Pauline.
»Wen?«
»Suzy Schlampe«, antwortete Pauline, und die Worte dröhnten aus ihrem Mund wie Kanonenschüsse, kurze Explosionen, laut genug, die Trommelfelle der Umstehenden zu durchlöchern. »Sie hat nämlich mit meinem Mann geschlafen, müssen Sie wissen«, fuhr sie fort, und ihre Stimme gewann mit jeder Silbe an Kraft, »bevor sie angefangen hat, mit Ihrem zu schlafen.«
Was?!, dachte Sandy.
»Apropos Ehemänner«, setzte Rita an und blickte nervös hin und her, »ich fürchte, ein paar davon hören inzwischen bestimmt zu.«
»Das geht schon seit Jahren so. Es läuft was, dann nicht mehr, dann wieder und wieder nicht«, redete Pauline weiter, als John auf sie zukam. »Der Idiot glaubt natürlich, dass ich nichts davon weiß. Habe ich nicht Recht, Schatz?«
»Okay, Pauline«, erklärte John ihr mit fester Stimme. »Genug Unfug geredet. Zeit nach Hause zu gehen.«
»Du willst nach Hause? Jetzt? Wo es endlich interessant wird?«
John guckte in den vorderen Teil des Restaurants und zuckte sichtlich zusammen, als sein Blick auf Kerri Franklin traf. »Es ist okay, Leute«, sagte er und wandte den Blick wieder ab. »Kümmert euch um euren Kram. Die Lady hatte bloß ein paar Gin-Tonics zu viel.« Er wollte den Ellenbogen seiner Frau fassen.
»Die Lady hat sich bloß ein bisschen zu viel Mist angehört«, entgegnete Pauline und zog ihren Arm außer Reichweite. »Zu viele Jahre mit zu viel Scheiß.«
»Pauline...«
»John«, konterte sie und zog das Wort wie ein Gummiband in die Länge.
»Dein Benehmen ist peinlich.«
»Du meinst, es ist dir peinlich.«
»Lass uns gehen, bevor du etwas sagst, das du bereust.«
» Au contraire «, sagte Pauline, straffte die Schultern und strich unsicher ihre elfenbeinfarbene Seidenbluse glatt. »Das Einzige, was ich jedes Mal bereue, sind die Sachen, die ich nicht gesagt habe.« Sie rappelte sich auf und musste sich am Tisch abstützen, um nicht umzufallen. »Zum Beispiel.« Sie hielt inne und sah sich um, als würde sie nach einem Exempel suchen. »Ich bereue es sehr, dass ich nichts dazu gesagt habe, dass du jahrelang diese aufgeblähte blöde Blondine gebumst hast.«
Sandy hätte beinahe gelächelt. Aufgebläht, blöd, Blondine, bumsen, wiederholte sie stumm. Ein perfektes Beispiel für eine Alliteration. Sie nahm einen Schluck von ihrem Martini und fragte sich, was zuerst gekommen war, Paulines Trinken oder die Untreue ihres Mannes.
»Möchtest du mir etwas sagen, Pauline?«, fragte Kerri, die plötzlich neben ihrem Tisch stand. Sandy trank schnell einen weiteren Schluck von ihrem Drink.
»Titten und Talmi«, flüsterte Rita.
Titten, Talmi und aufgeblähte, blöde, bumsende Blondinen,
rezitierte Sandy im Kopf und fing beinahe an, sich zu amüsieren, bis Ian in ihr Blickfeld trat.
»Was ist hier los?«, fragte er den Sheriff.
»Nichts, worüber man sich echauffieren müsste«, sagte John, dem es endlich gelungen war, Pauline von dem Tisch wegzuzerren.
»So einen Körper kriegt man nicht vom Trainieren«, höhnte Pauline in Kerris Richtung, weil sie ihren Mann offenbar falsch verstanden hatte. »So was kriegt man nur mit der MasterCard.«
»Unbezahlbar«, flüsterte Rita, und Sandy lächelte unwillkürlich.
»Was ist denn so komisch?«, fragte Ian.
Sandy schlug den Blick nieder. Was sie jetzt brauchen könnte, wäre ein Erdbeben, dachte sie, oder sonst irgendetwas, wovon sich der Holzboden auftat und alle Anwesenden verschluckte.
»Ich nehme an, Sie wissen von der Affäre Ihrer Freundin mit meinem Mann«, sagte Pauline zu Ian.
»Ich kümmere mich nicht darum, was vor meiner Zeit passiert ist.«
»Und von welcher Zeit reden
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