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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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passiert?«

    »Schlaganfall. Letzten Montag«, sagte Mr. Samuels und versuchte, mit seinen gichtigen Fingern zu schnippen. »War sofort hinüber.«
    »Das ist aber eine traurige Nachricht. Und wie kommt Mr. Allen zurecht?«
    »Soll das ein Witz sein? Die Quiches stapeln sich schon vor seiner Tür. Der wird bestimmt keine Probleme haben, das können Sie mir glauben.«
    Will lachte, als sich hinter ihm die Fahrstuhltüren öffneten. »Bis dann, Mr. Samuels.« Will drückte auf den Knopf für den sechsten Stock.
    »Für euch Männer ist es so einfach, was?«, bemerkte Sandy, als die Fahrstuhltür zuging.
    »Was?«
    »Frauen.«
    Will lachte. »Warum sagst du das?«
    »Nun, die arme Mrs. Allen aus 1412 fällt tot um, und noch bevor sie auf dem Boden aufschlägt, stürzen die Frauen an ihre Herde, um Mr. Allen ein Abendessen zu kochen.«
    »Willst du damit sagen, dass er nichts essen sollte?«
    Sandy lächelte. »Ich sage nur, dass nichts dergleichen passieren würde, wenn Mr. Allen den Schlaganfall gehabt hätte. Mrs. Allen würde sich ihr Abendessen selbst kochen.«
    »Echte Männer backen keine Quiche«, witzelte Will, als die Fahrstuhltür im sechsten Stock wieder aufging, und trat zur Seite, um Sandy aussteigen zu lassen.
    »Aber ich habe gehört, dass sie ein verdammt gutes Hühnchen zubereiten«, sagte Sandy und ging neben ihm den schmalen, mit einem goldenen Teppich ausgelegten Korridor hinunter.
    »Ein hervorragendes Hühnchen.« Will schloss die Wohnungstür auf, und Sandy betrat den winzigen grünbraun gestreiften Flur. »Hier entlang.« Er führte sie an einer kleinen modernen Kochnische vorbei in einen karg möblierten Wohn-Essbereich mit einem grünen Ledersofa und einem passenden
Sessel, einem halb vollen Bücherregal und einem kleinen Esstisch mit Glasplatte, an dem zwei schwarze Lederstühle mit hoher Rückenlehne standen. Große beigefarbene Keramikfliesen bedeckten den Boden. Teppiche oder Läufer gab es nicht, auch keine Bilder an den gebrochen weißen Wänden, keine Fotos und keinen Nippes irgendwelcher Art. »Mach’s dir bequem, ich bin sofort zurück.«
    Sandy trat an die Fensterfront an der Ostseite der Wohnung und starrte auf ein weiteres Hochhaus auf der anderen Straßenseite. Willkommen in der großen Stadt, dachte sie aufgeregt. Sie hatte vergessen, wie sehr sie diese Art zu wohnen vermisst hatte. Will klapperte inzwischen in der Küche herum. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Nein, gar nicht.«
    »Wie lange wohnst du schon hier?«
    »Ungefähr ein Jahr.«
    »Es ist sehr schön«, sagte sie, während sie im Geiste umdekorierte, die Ledermöbel gegen weniger wuchtiges Mobiliar austauschte und die Wände in einem wärmeren, einladenden Ton strich. Eigentlich war die Wohnung so ähnlich wie die, in der sie und Ian gelebt hatten, bevor sie mit Megan schwanger geworden war. Sie hatte die gleiche Größe und einen vergleichbaren Schnitt, allerdings weniger Fenster, einen billigen Holzboden und keine teuren Fliesen. Aber dort waren sie unglaublich glücklich gewesen. Andererseits hatte sie auch noch geglaubt, dass sie ganz glücklich waren, als er verkündet hatte, dass er sie wegen einer anderen Frau verließ.
    Kerri Franklins Spiegelbild zwinkerte ihr aus der Scheibe zu. Sandy schloss die Augen und machte sie erst wieder auf, als sie eine Bewegung hinter sich spürte. Sie drehte sich um und sah Will, der mit zwei Drinks in den Händen hereinkam.
    »Green Apple Martini, richtig?«
    »Oh Gott, nein. Ich kann nicht.«
    »Klar kannst du. Es dauert ein paar Minuten, bis das Hühnchen warm ist.«

    »Wir müssen es doch nicht aufwärmen. Kalt ist es bestimmt auch köstlich.«
    »Wer ist hier der Koch?«, erinnerte er sie.
    Sandy wollte ihn gerade daran erinnern, dass er eben von ein paar Minuten gesprochen hatte, überlegte es sich jedoch anders. Sie wollte nicht undankbar klingen, da er sich die ganze Mühe offenbar nur machte, um sie zu beeindrucken. Hatte Ian sich nicht beschwert, dass sie nicht wüsste, wie man sich amüsiert, dass sie eine Party immer als Erste verließ und jedermanns Laune einen Dämpfer aufsetzte?
    »Komm schon«, sagte Will. »Trink einen Schluck und versuch, dich zu entspannen. Ich check nur kurz meine E-Mails, und dann können wir essen.«
    Sandy nickte und nippte zögerlich an ihrem Drink, um zu beweisen, dass sie kein Spielverderber war. Als er das Zimmer verlassen hatte, trank sie noch einen Schluck und dachte, dass ihr ein echter Festschmaus bevorstand, wenn das

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