Nur der Tod lebt ewig (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
kein angenehmes Gefühl, das kannst du mir glauben.“
Der Architekt ging in sein Zimmer, um etwas auszuruhen und sich umzuziehen. Lord Preston erwartete seine Anwesenheit bei der Versammlung, und er hätte sich diese Ansprache ohnehin auf keinen Fall entgehen lassen.
*
„Ich bin Ihnen allen sehr dankbar für Ihr Erscheinen und hoffe, dass wir heute Abend noch einen Weg zur Verständigung finden werden.“ Lord Preston entsprach an diesem Abend dem althergebrachten Klischee eines Adeligen. Seine Kleidung war die eines vornehmen, reichen Mannes - ein Sportjackett, Hose mit messerscharfen Bügelfalten, ein teures blütenweißes Hemd und ein seidenes Halstuch. Seine grauen Haare, das aristokratische Gesicht und seine sonore Stimme taten ein Übriges, um allen klar zu machen, dass es sich hier um einen Mann handelte, der gewohnt war, sich mit Autorität Respekt zu verschaffen. Das galt wohl nur nicht für seinen Sohn.
Charles lümmelte sich an die Wand und musterte die Anwesenden mit verächtlichen Blicken. Es war ganz offensichtlich, dass er an jedem anderen Ort lieber gewesen wäre als ausgerechnet hier. Aber mittlerweile wusste wohl jeder, dass der junge Mann finanziell abhängig war und sich deswegen den Wünschen seines Vaters beugen musste.
Im Publikum hob sich eine Hand. „Der einfachste Weg der Verständigung wäre ein sofortiger Stopp der Bauarbeiten.“
Das war es nicht, was Lord Preston hören wollte. Er warf dem Sprecher einen strengen Blick zu.
„Es bringt nichts, Sir, wenn wir weiter über vollendete Tatsachen diskutieren. Alle Anträge wurden ordnungsgemäß bewilligt, und es liegt nicht in meiner Absicht, dieses Vorhaben aufzugeben, in das ich bereits viel Zeit und Geld investiert habe. Mir ist jedoch zu Ohren gekommen, dass die meisten von Ihnen hier nicht mit dem Bau einverstanden sind, weil es offenbar versäumt wurde, Sie über Einzelheiten und weitergehende geplante Möglichkeiten in Kenntnis zu setzen.“
„Keinem von uns nützt dieses Ding. Wir wollen unsere Ruhe haben und nicht von Touristen überschwemmt werden“, rief jemand aus der Menge.
„Verstehe ich Sie richtig, Sir, dass Sie befürchten, von Heerscharen Erholung suchender Menschen überrannt zu werden?“, fragte Preston mit einem Anflug von Humor. „Dann kann ich Ihnen versichern, dass es nicht ganz so schlimm werden wird. Das geplante Hotel liegt in einer hohen Preisklasse und bietet nur einem begrenzten Personenkreis das passende Ambiente. Ich gedenke, den natürlichen Hafen zu nutzen, um ein paar hochwertige Yachten ankern zu lassen. Aber gerade durch seine Ruhe und Abgeschiedenheit ist Clydesdale ideal geeignet, einigen wenigen Besuchern einen besonderen Luxus zu bieten. Daraus wird sich für Sie alle, abgesehen von den unumgänglich notwendigen Baumaßnahmen, kaum eine Beeinträchtigung Ihres Lebens ergeben. Ganz im Gegenteil. Ich würde es begrüßen, könnte ich einige von Ihnen als Angestellte einstellen. Neben meinen wirtschaftlichen Interessen habe ich durchaus das Wohlergehen der Bürger hier im Auge.“
„Das ist leeres Geschwätz“, tönte eine weitere Stimme. „Er will uns nur Sand in die Augen streuen, um alles hier kaputt zu machen. Wir sind bisher auch ohne so feine Pinsel ausgekommen.“
„Und deswegen haben sie die Baumaschinen sabotiert?“, fragte der Lord knallhart zurück. „Ich habe bislang von einer Anzeige abgesehen, weil ich hoffe, zu einer Einigung mit Ihnen zu kommen. Schließlich haben Sie ja schon ein Opfer aus Ihrer Mitte zu beklagen. Wir sollten hier nicht gegeneinander aufrechnen. Ich bin gern bereit, Ihnen entgegenzukommen, soweit es in meinen Möglichkeiten steht.“
„Wer soll denn das glauben?“
Nun stellte sich Sophie vor die Leute, ihre Augen sprühten vor Zorn und gerechter Empörung. „Schämt ihr euch denn gar nicht? Warum hört ihr dem Mann nicht erst richtig zu, statt von vornherein alles abzulehnen, was er zu sagen hat? Wäre es nicht gut für den Ort und seine Bewohner, wenn mal ein bisschen Geld fließen würde, das allen zugutekommt? Patrick, Sie haben kaum genug Geld, um das Dach Ihres Hauses neu decken zu lassen, damit es nicht länger hineinregnet. Sean, Sie möchten ihren Sohn gerne auf eine bessere Schule schicken, können die aber nicht bezahlen. Wie sieht es aus? Hat nicht jeder von uns Wünsche, die wir nicht so einfach erfüllen können?“
Ihr Blick schweifte über die Leute hinweg, und manch einer von ihnen senkte den Blick verlegen, um zu
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