Nur der Tod lebt ewig (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
entschieden und Einsprüche gar nicht zur Kenntnis genommen.“
Lord Preston runzelte die Stirn. „Das kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen“, sagte er nachdenklich und blickte seinen Sohn an. „Du hast dich doch um alles gekümmert, nicht wahr, Charles? Gab es irgendwelche Probleme während des Vorgangs? Ich will doch hoffen, dass der bürokratische Ablauf allen Nachprüfungen standhalten kann.“
„Du lieber Himmel, Dad, ich habe diesen ganzen Wust an Papieren doch nicht gelesen. Ich habe alles Nötige dem Mann im Amt auf den Tisch gelegt und ihm deutlich gemacht, dass es schnell gehen muss und eine Ablehnung nicht akzeptiert wird.“
Eine steile Falte bildete sich auf der Stirn des älteren Mannes. „Das ist aber nicht das, was sich dir aufgetragen hatte, Charles. Kannst du denn nicht einmal eine Aufgabe anständig ausführen? Womit warst du wieder beschäftigt? Mädchen, Autos, Nichtstun?“
„Du hast wirklich eine sehr schlechte Meinung von mir, Vater. Ich habe mich mit Geschichte beschäftigt.“
„Geschichte? Na, ich will gar nicht wissen, wessen Geschichte dich interessiert hat. - Mr. Kennedy, gibt es eine Möglichkeit, die Einwohner zu einem klärenden Gespräch zusammenzubekommen? Ich möchte auf keinen Fall den falschen Eindruck erwecken, als sollten sie nicht an diesem Projekt beteiligt werden. Wir brauchen schließlich gutes Personal im Hotel, und ganz sicher wird es hier gute Leute geben.“
Das kam ihm nicht in den Sinn anzunehmen, dass die Bürger das neue Hotel gar nicht haben wollten, er vermutete, es ginge ihnen nur um bessere Konditionen. Über das Verhalten seines Sohnes war er allerdings ernstlich verärgert.
Was hatte Charles in seinem jungen Leben nicht schon alles getan? Nach der Schule, die er nur durch eine großzügige Spende an den Fonds für bedürftige Schüler mit Abschluss verlassen konnte, kamen ein abgebrochenes Studium der Musik, eine Anstellung in einer Galerie, ein kleines Zwischenspiel in der Verwaltung einer Stiftung. Nichts davon hatte Charles lange durchgehalten, seine Arbeitsleistung war praktisch gleich Null. Lord Preston hatte ihm, quasi als letzte Chance, eine Aufgabe in seinem Konzern übertragen. Doch auch das schien nicht wirklich gut zu laufen.
Marc war die ganze Situation äußerst peinlich, doch er setzte eine unbeteiligte Miene auf und versuchte, die Maßregelung zu übergehen.
„Die Stimmung hier ist sehr aufgeheizt, Sir. Wie Sie vermutlich wissen, hat es im Zuge der Demonstration einen Toten gegeben. Niemand ist mehr vernünftigen Argumenten zugänglich, fürchte ich.“
„Unsinn. Versuchen Sie, die maßgeblichen Personen - also solche mit Einfluss - an einem neutralen Ort zu versammeln. Ich möchte mit ihnen reden. Und danach dürfte das ganze Theater ein Ende haben.“ Eine andere Möglichkeit schien es für Lord Preston nicht zu geben. Vielleicht hatte er bisher keine anderen Erfahrungen gemacht, aber er kannte auch die Bewohner von Clydesdale nicht.
Marc dachte an Sophie und Käpt’n Spenser. Das waren auf jeden Fall schon mal zwei, die sich nicht so einfach den Wünschen des Lords beugen würden. Der Pirat nicht einmal dann, wenn man ihm irgendwelche Vorteile dafür versprechen würde. Aber er war auch der einzige, der es nicht wagen konnte, sich zu zeigen oder seine Meinung laut zu sagen. Ein Geist hatte nun einmal kein Stimmrecht.
Gerade in dem Moment, als Marc an Spenser dachte, fühlte er die Kälte, die der Geist stets ausströmte.
„Jetzt nicht“, murmelte er aus dem Mundwinkel und wandte sich wieder an seinen Auftraggeber. „Ich bin gern bereit, Ihren Wunsch weiterzuleiten, Sir. Da ich in Spensers Lodge wohne, wäre es sicher sinnvoll, dort die Versammlung anzuberaumen. Die Räumlichkeiten bieten sich dafür an, denn sonst kämen nur noch die Kirche in Frage.“
„Tun Sie, was Sie in diesem Fall für richtig halten. Ich schlage gleich heute Abend vor, dann haben wir es hinter uns.“ Für den Lord war dieser Angelegenheit damit vorerst erledigt.
Charles blickte finster drein, er war sich keiner Schuld bewusst und ärgerte sich über die öffentliche Maßregelung.
„Wollen wir noch länger hier stehenbleiben und uns von den Leuten begaffen lassen?“, fragte er unwillig.
„Du lässt dich doch sonst auch gerne anstarren“, kam die nächste Zurechtweisung von seinem Vater. „Solange ich dein üppiges Gehalt bezahle, wirst du dich schon nach meinen Wünschen richten müssen, junger Mann. Jetzt möchte ich die
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