Nur der Tod lebt ewig (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
verbergen, wie sehr ihre Worte getroffen hatten.
„Das sagt ausgerechnet jemand, die selbst keine Sorgen mehr hat“, meldete sich dann aber eine Frau zu Wort.
Sophie schimpfte mit sich selbst. Sie hatte es ja geahnt. Jeder hier wusste offenbar, dass sie den Schatz gefunden hatte - nun ja, fast jeder.
„Wie ist diese Bemerkung zu verstehen?“, fragte Lord Preston.
Bevor Sophie antworten konnte, kamen aber schon Stimmen aus der Menge. „Sie hat den vergrabenen Schatz aufgespürt. Da lässt sich gut über Geld reden, wenn man genug davon hat.“
„Aber das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun“, protestierte die junge Frau schwach. „Ich lebe auch hier, und Spensers Lodge ist durch das neue Hotel direkt betroffen.“
„Quatsch!“ Patrick Finnegan stand auf. „Jeder weiß, dass Sie hier wieder weg wollen. Machen Sie sich nicht zu einer von uns, wenn Sie das gar nicht vorhaben.“
Diese Worte trafen sie tief. Spontan streckte sie die Hand aus. „Aber ich will doch bleiben“, sagte sie leise und wusste im gleichen Moment, dass es stimmte.
Keiner hatte bemerkt, dass bei der Erwähnung des Schatzes der Kopf von Charles Preston hochgeruckt war. Ein gieriges Glitzern trat in seine Augen, und er wechselte einen langen Blick mit jemandem im Raum. Aber nicht einmal sein Vater sah, dass sein Sohn Absichten hegte, die sicher nicht ehrenvoll waren.
Sophie spürte eine kalte Berührung an ihrer Schulter. „Ich habe immer gewusst, dass du mein Mädchen ist, gut so. Mit dem Rest wirst du jetzt auch noch fertig.“ Kapitän Spenser wirkte außerordentlich zufrieden.
„Da wäre ich mir nicht so sicher“, murmelte sie.
„Du machst das schon. Und wenn es nicht anders geht, erscheine ich Patrick heute Nacht im Bett.“
„Das würde ich ja zu gerne sehen“, behauptete sie ernsthaft.
„Du bist sehr richtig vergnügungssüchtig, Mädchen. Aber ich spüre hier noch mehr ungute Gefühle. Es ist wohl wirklich so, dass in den meisten Fällen das Geld den Charakter verdirbt. Du bist eine löbliche Ausnahme. Pass auf dich auf, ich kann nicht überall sein.“
„So langsam habe ich genug davon, dass jeder um meine Sicherheit besorgt ist“, wehrte sie mit Bestimmtheit ab.
„Scherze nicht darüber, du kannst gar nicht vorsichtig genug sein.“
„Das sagen ausgerechnet Sie.“
„Nun, ich habe meine Lektion gelernt - wenn auch ziemlich spät.“
Es war gut, dass niemand dieses kleine Zwischenspiel bemerkt hatte, das Gerede hätte sonst sicher noch mehr zugenommen. Sophie schickte ein Stoßgebet zum Himmel und hoffte, dass die peinliche Situation jetzt ein Ende finden würde.
Lord Preston hatte in seiner kühlen beherrschenden Art die Aufmerksamkeit wieder auf sich gezogen.
„Miss Cochrane, ich wäre Ihnen in der Tat sehr verbunden, könnten Sie später noch etwas Zeit für mich erübrigen. Sie alle möchte ich jedoch noch einmal darauf hinweisen, dass es nicht in einer Absicht liegt, einen von Ihnen zu schädigen. Es liegt mir viel daran, ein gutes Einvernehmen mit Ihnen allen herzustellen. Sollte es also in irgendeiner Form Probleme geben, bitte ich darum, mich persönlich anzusprechen - beziehungsweise Mr. Kennedy während der Bauarbeiten. Er wird sofort alles an mich weiterleiten.“
Es war seltsam, aber die Leute schienen dem Mann jetzt plötzlich Glauben zu schenken. Sie beruhigten sich und dachten nach. Vielleicht hatte man sich doch ja nur zu früh und zu heftig aufgeregt, überlegte so manch einer. Bei anderen fing die Rechenmaschine im Kopf an zu arbeiten. Man konnte gutbezahlte Arbeit finden, und reiche Gäste im Hotel gaben sicher auch gutes Trinkgeld. Die Gemüter beruhigten sich langsam.
Es gelang Sophie sich zurückzuziehen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, und sie wünschte sich ein Mauseloch, um darin zu verschwinden. Aber in Spensers Lodge konnte sie nicht lange allein bleiben.
Francis O’Donnell fand sie in dem kleinen Arbeitszimmer, das sie nicht einfach abschließen konnte.
„Miss Sophie, ich wollte nur sagen, dass ich Sie sehr mutig finde. Nicht jeder hätte sich da drinnen so verhalten. Und es freut mich ganz besonders, dass Sie bleiben wollen. Das ist die einzig richtige Entscheidung. Ich nehme an, der Kapitän findet das auch gut?“
Sie verschluckte sich und bekam einen Hustenanfall. „Der - der Kapitän? Wen meinen Sie überhaupt? Wie kommen Sie darauf?“
Francis lächelte gütig. „Mir gegenüber müssen Sie kein Geheimnis daraus machen. Ich kenne und schätze den
Weitere Kostenlose Bücher