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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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Mitgefühl und Verständnis für diese namenlose Angst. Es dauerte nur einen Moment, dann zog Molly ihre Hand zurück und wandte den Blick ab.
    Zum ersten Mal, seit sie in Pleasant Hill angekommen war, verspürte Haley so etwas wie Hoffnung. Vielleicht, ganz vielleicht, würden sie und Molly es doch noch schaffen. Und zum ersten Mal, seit sie die Verantwortung für ihre Nichte übernommen hatte, hörte Haley nicht Monicas besorgte Stimme.
     
    »Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück«, sagte Haley, als sie und Grey am Freitag wieder im Salad Shoppe zusammen zu Mittag aßen, bereits das dritte Mal in der Woche. Auch wenn sie versuchte, nicht ständig über Molly zu reden, ging ihr das Thema doch immer im Kopf herum.
    Haley stieß einen tiefen Seufzer aus und griff nach der Ketchup-Flasche. »Ich dachte, sie würde nun vielleicht anfangen, mich zu akzeptieren. Aber dann wollte sie heute Morgen eine ganz bestimmte Bluse anziehen, die noch in der Schmutzwäsche war. Da ist sie an mir vorbei zum Schulbus gestürmt, als wäre ich persönlich verantwortlich für alles Schlechte in dieser Welt.«
    Haley seufzte noch einmal. Heute waren es zwei Wochen. Heute Morgen vor zwei Wochen hatte Monica die Tür geöffnet und ihren Mörder ins Haus gelassen.
    »Eine schmutzige Bluse wird sie überleben«, erwiderte Grey. »Es braucht einfach Zeit, Haley.«
    »Ich weiß, aber Geduld war noch nie meine Stärke«, sagte Haley trocken. Sie drückte einen kleinen Klecks Ketchup auf ihren Teller.
    »Das ist mir nicht entgangen«, gab Grey mit einem belustigten Blitzen in den Augen zurück. Das Blitzen erlosch. »Gibt es etwas Neues in dem Fall? Ich war seit letzter Woche nicht mehr auf dem Polizeirevier.«
    »Nein, nichts. Ich habe allmählich die Befürchtung, dass wir nie erfahren werden, wer es getan hat.«
    »Könnten Sie damit leben?«, fragte Grey.
    »Vielleicht bleibt mir keine andere Wahl.«
    »Vermissen Sie eigentlich Ihre Freunde und Ihre Arbeit in Las Vegas?«
    »Ich hatte Barbekanntschaften, keine Freunde. Und bisher hatte ich noch keine Zeit, meine Arbeit zu vermissen.« Haley griff nach einer Pommes und zog sie durch den Ketchup-Klecks.
    »Und warum ist das so, Haley?«
    Sie runzelte die Stirn. »Warum ich keine Zeit hatte?«
    Er lächelte. »Nein. Warum Sie nur Barbekanntschaften hatten und keine richtigen Freunde?«
    »Warum habe ich nur das Gefühl, dass Sie mich jedes Mal, wenn wir uns unterhalten, analysieren?«
    Grey grinste und zeigte für einen kurzen Moment seine hinreißenden Grübchen. »Vielleicht, weil ich es tatsächlich tue.«
    »Dann lassen Sie das bitte«, sagte Haley ungeduldig.
    Grey lachte. »Ich kann nicht anders. Sie faszinieren mich einfach.«
    Bei diesen Worten spürte Haley ein angenehmes Kribbeln im Bauch. »Ich habe gehört, dass die meisten Therapeuten selbst einen Knacks haben«, erwiderte sie.
    Er lachte immer noch. Seine Grübchen zeigten sich wieder, und die attraktiven Fältchen um seine Augen wurden ein klein wenig tiefer. Haley steckte sich die Pommes in den Mund und kaute nachdenklich. »Warum haben Sie eigentlich Ihre Praxis aufgegeben?«, fragte sie.
    Grey schaute kurz weg, und eine kleine Falte erschien zwischen seinen Augen, als er die dunklen Brauen zusammenzog. »Ich war bereit für eine Veränderung, brauchte eine Veränderung. Die Praxis ging gut, nahm aber auch viel Zeit in Anspruch. Ich wollte immer schon lehren, deshalb habe ich vor zwei Jahren beschlossen, ein paar Dinge in meinem Leben zu verändern.«
    »Ich wette, Sie sind ein guter Lehrer.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Warum?«
    Haley schob ihren leeren Teller zur Seite. »Weil Sie ein freundlicher Mensch sind und offenbar über eine unerschöpfliche Geduld verfügen. Mit mir zumindest sind Sie sehr geduldig. Ihre Studenten lieben Sie bestimmt.«
    Er lachte wieder. »Ich weiß nicht. Im Moment würde ich sie lieber nicht nach ihrer Meinung über mich fragen. Sie stecken mitten in den Abschlussprüfungen.« Als sie aufstanden, um zu gehen, fragte Grey: »Haben Sie schon irgendwelche Pläne für das Wochenende?«
    »Nichts Bestimmtes. Ich dachte, vielleicht gehe ich mit Molly in den Park oder ins Kino, damit wir mal aus dem Haus kommen. Manchmal ist es so still, dass ich beinahe Angst habe, verrückt zu werden.«
    »Trotz allem, was Sie mir über sich erzählt haben, halte ich Sie für einen der normalsten und gesündesten Menschen, die ich kenne«, erwiderte Grey, als sie in die warme Nachmittagssonne traten.
    Haley

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