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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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lachte. »Dann möchte ich die Leute, mit denen Sie sonst zu tun haben, lieber nicht kennenlernen.«
    »Darf ich Sie am Wochenende anrufen?«
    »Natürlich, gerne«, sagte sie. Obwohl sie sich sehr zu Grey hingezogen fühlte, hatte sie doch auch ein wenig Angst vor einem erneuten Scheitern.
    Hormongesteuert, wie immer,
hörte sie Monica in dem liebevoll-nachsichtigen Ton sagen, den sie immer angeschlagen hatte, wenn sie mit Haley geschimpft hatte.
    Als sie kurz darauf in ihrem Wagen saß, war Haley in Gedanken immer noch ganz bei Grey Banes. Jedes Mal, wenn sie ihn sah, überkam sie ein geradezu euphorisches Hochgefühl, berauschender als ein Schluck besten Scotchs, verlockender als ein Stück feinster Schokolade.
    Während der letzten beiden Verabredungen zum Mittagessen hatte sie mit Erstaunen vernommen, dass Grey ein begeisterter Motorradfahrer war, sich leidenschaftlich für Tier- und Kinderschutz engagierte und in sechzehn Jahren Ehe kein einziges Mal in Versuchung gewesen war, seine Frau zu betrügen.
    Doch was der Grund für die Schwermut war, die manchmal aus seinem Blick zu lesen war, und was er gemeint hatte, als er gesagt hatte, Trauer habe seine Ehe zerstört, wusste sie immer noch nicht.
    Haley überlegte, was sie zum Abendessen kochen sollte. Vielleicht hatte Molly ja Lust, auswärts zu essen. In einem Restaurant könnten sie den Unterhaltungen der anderen lauschen, und das Schweigen an ihrem eigenen Tisch wäre möglicherweise erträglicher.
    Nach dem Abend, an dem Haley ihre Angst vor dem Baumhaus eingestanden hatte, hatte es keine weiteren Momente der Nähe mehr gegeben. Aber Molly hatte sich nicht mehr ständig in ihrem Zimmer aufgehalten und die letzten beiden Abende sogar mit Haley zusammen im Wohnzimmer gesessen und ferngesehen, bis sie ins Bett musste.
    Sie gingen dann doch nicht essen, sondern Haley bestellte Pizza. Während sie auf die Lieferung warteten, machte Molly am Tisch ihre Hausaufgaben, und Haley starrte aus dem Fenster. Dunkle Wolken zogen sich am Himmel zusammen und kündigten ein Gewitter an.
    Monica hatte Angst vor Gewittern gehabt, doch Haley liebte sie. Die ungezügelte, wütende Kraft der Natur sprach etwas Elementares und Ungezähmtes in ihr an.
    Haley wandte sich vom Fenster ab. »Sieht so aus, als würde es bald anfangen zu regnen.« Molly blickte von ihren Hausaufgaben auf. »Hast du Angst vor Blitz und Donner?«, fragte Haley. Molly schüttelte den Kopf.
    In diesem Moment kündigte ein Klingeln an der Tür die Ankunft der Pizza an. Als Haley den Pizzaboten bezahlte, bemerkte sie Grant Newton, der auf seiner Veranda stand. Es hatte den Anschein, als würde er direkt zu ihr herüberschauen.
    Es gab keinen Grund anzunehmen, dass Grant Newton einen Groll gegen sie hegte. Trotzdem war Haley, als schlage ihr über die Entfernung seine Abneigung entgegen.
    Vielleicht hatte die Polizei ihm gesagt, dass sie angegeben hatte, ihn an dem Abend, als Sondra Jackson ermordet worden war, auf dem Schulparkplatz gesehen zu haben. Welchen anderen Grund konnte er haben, sie so böse anzustarren? Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Sie ergriff die Pizza und ging zurück ins Haus. Als sie die Tür verriegelte, grollte in der Ferne ein Donner.
     
    Bacon. Der Duft von gebratenem Frühstücksspeck lag in der Luft. Gleich war es Zeit, aufzustehen und zur Schule zu gehen. Jeden Augenblick musste ihr Vater ins Zimmer kommen. »Haley, mein Mädchen«, würde er sagen, »Speck und Eier sind in fünf Minuten fertig. Dann will ich dich mit einem lächelnden Gesicht am Tisch sitzen sehen.«
    Haley fuhr aus dem Schlaf hoch und starrte in die Dunkelheit ihres Zimmers. Ein Traum. Als die letzten bittersüßen Bilder verblassten, setzte sie sich auf und runzelte die Stirn.
    Jetzt war sie hellwach, wach genug, um den Wind zu hören, der vor ihrem Fenster pfiff, und das Gewicht der Decke auf ihren nackten Beinen zu spüren. Warum also roch sie immer noch gebratenen Bacon?
    Das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, ließ ihre inneren Alarmglocken läuten. Sie schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Als sie die Schlafzimmertür erreichte, wurde der Geruch nach verbranntem Fett stärker.
    »Molly?« Mit einem schnellen Blick ins Kinderzimmer vergewisserte Haley sich, dass Molly im Bett lag und offenbar tief und fest schlief.
    Haley rannte den Flur hinunter. Als sie ins Wohnzimmer kam, sah sie ein merkwürdiges flackerndes Licht. Beißender Rauch nahm ihr den Atem, und aus der Küche hörte

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