Nur die Liebe heilt
wie Brodies Missfallen brennend heiß auf sie abstrahlte.
Sie wollte ihm sagen, wie leid es ihr tue, aber dann ärgerte sie sich darüber. Sie hatte nichts ungeheuerlich Schlimmes getan, sondern einfach Tatsachen geschildert. Wenn er noch immer nicht begreifen wollte, wie sehr Charlie seiner Tochter geholfen hatte, dann war das sein Problem, nicht ihres.
Nachdem ein Sonntagsschullehrer erklärt hatte, was für ein guter Junge Charlie immer gewesen sei, und sein Fußballtrainer beteuert hatte, wie sehr er sich immer für sein Team eingesetzt habe, war Taryn an der Reihe.
Evie spürte, dass Brodie sich versteifte, und trotz allem wollte sie nichts anderes, als ihn zu berühren, um ihm ihre Unterstützung zu signalisieren. Doch ohne sie eines Blickes zu würdigen, erhob er sich, schob den Rollstuhl seiner Tochter nach vorn und stellte die Bremse fest.
Umständlich richtete Taryn sich auf.
Richterin Kawa beobachtete sie zunächst verwirrt, dann mit zunehmender Überraschung. „Junge Dame, Sie müssen nicht aufstehen. Bleiben Sie ruhig sitzen.“
Taryn schüttelte den Kopf und klammerte sich an der Tischkante fest. „Nein. Ich möchte … stehen.“
„Wenn Sie sicher sind. Aber natürlich dürfen Sie sich jederzeit wieder setzen.“
Taryn nickte, dann warf sie Brodie über die Schulter einen Blick zu. „Dad. Setz dich hin“, sagte sie, und jemand kicherte.
Brodie schien während ihrer Aussage lieber bei ihr bleiben zu wollen, doch nach kurzem Zögern kehrte er zu seinem Platz zurück und ließ sich steif neben Evie nieder.
„Mein Name ist Taryn Thorne.“ Sie formulierte die Worte sehr deutlich, und Evie platzte fast vor Stolz. Unglaublich, welche Fortschritte Taryn seit ihrer Entlassung aus der Klinik gemacht hatte.
„Ich wurde bei dem Unfall verletzt. Ich kann noch immer nicht … besonders gut gehen und ich spreche etwas k…komisch. Aber es wird besser. Charlie ist mein Freund. Er hilft mir bei der Therapie, egal, wie langweilig sie ist.“
Sie schwieg einen Moment, lange genug, dass Evie Brodies angespannte Nervosität spüren konnte. Er schien kurz davor aufzuspringen, um wieder an die Seite seiner Tochter zu eilen.
„Und ich möchte aussagen“, fuhr Taryn schließlich fort, „dass Charlie nicht ins Gefängnis gehen sollte. Auf keinen Fall. Es wäre falsch. Nichts von all dem … ist seine Schuld.“
Charlie sprang auf. „Doch! Hören Sie nicht auf sie.“
„Junger Mann, Sie befinden sich in einem Gerichtssaal. Sie können nicht einfach drauflosreden. Bitte nehmen Sie wieder Platz“, sagte die Richterin streng.
„Sie weiß doch gar nicht, was sie redet. Sie kann sich nicht erinnern!“
„Doch. Doch … ich erinnere mich. An alles.“ Taryn umklammerte die Tischplatte noch fester. „Wir waren so dumm. Und Charlie kann nichts dafür. Das alles war … meine Idee. In die Läden einzubrechen, meine ich. Ich war sauer auf meinen Dad. Er wollte mir verbieten, weiterhin … Cheerleaderin zu sein, weil ich schlechte Noten hatte und oft zu spät nach Hause gekommen bin. Ich wollte ihm wehtun.“
Brodies Kiefermuskeln spannten sich an, er sog laut den Atem ein. Evie konnte nicht länger einfach nur neben ihm sitzen und nichts tun. Er hatte eine Hand zur Faust geballt, auf die sie jetzt sanft ihre eigene legte. Nach einem Moment konnte sie spüren, wie seine Anspannung etwas nachließ. Er öffnete die Finger und nahm ihre Hand, obwohl er sie noch immer nicht ansah.
„Layla, Charlie, Jason, Aimee und ich waren in dem Auto. Jason Hoyt und Aimee T…Taylor. Jason wusste … wie man Alarmanlagen ausschaltet und Türen aufbricht. Ich weiß nicht, woher. Jedenfalls war es viel zu … einfach. Nachdem wir ein paar Sachen aus dem Laden meines Dads geklaut haben, haben wir beschlossen, noch bei anderen einzubrechen. Nur aus S…spaß.“
Taryn wirkte schuldbewusst und klein hinter dem Tisch. Ihre Lippen zitterten, aber sie stand noch immer aufrecht. „Es ging nicht ums Geld. Wir waren … dumm und … uns war langweilig, schätze ich. Jason und Aimee waren high. Ich nicht. Und Layla und Charlie auch nicht. Im String Fever haben wir aus Versehen eine Kiste mit Perlen umgeworfen … und Jason fand das total lustig. Er hat noch andere umgeworfen, und wir alle dann auch. Wir haben ein … totales Chaos angerichtet. Hinterher tat mir das wirklich leid, mir war ganz schlecht. Ich mag Claire. Aber dann habe ich alles nur noch schlimmer gemacht.“
Evie richtete den Blick auf Charlie und entdeckte etwas,
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