Nur die Liebe heilt
trainierte.
„Das ist eine hervorragende Idee. Hannah wird sich freuen.“
„Kann Jacques mich … manchmal besuchen?“
„Das bekommen wir bestimmt irgendwie hin.“ Sie sah, wie sehnsüchtig Taryn den Hund betrachtete. „Vielleicht kann ihn deine Großmutter ab und zu vorbeibringen. Und natürlich kannst du ihn immer im Laden besuchen.“
„Ich werde ihn vermissen.“ Taryn seufzte leise.
„Du wirst ihn regelmäßig sehen, keine Sorge.“
Evie schnappte sich die Kiste, in der sich ihre persönlichen Sachen befanden – Schmucksteine, ein Buch und ein Sweatshirt. „Nun, das war’s dann.“
„Vielen … Dank.“ Taryn sah aus, als hätte sie Tränen in den Augen, und der Kloß in Evies Hals wurde noch dicker.
„Gern geschehen, Liebes.“
Sie konnte sich nicht einfach nur mit einem Winken verabschieden, also stellte sie die Kiste wieder ab und kniete sich neben Taryn auf die Matte. Dann zog sie das Mädchen in die Arme, und ihr fiel auf, dass Taryn nicht mehr so zerbrechlich wirkte wie vor fast einem Monat, als sie aus der Reha-Klinik gekommen war. Zu ihrer großen Freude erwiderte Taryn die Umarmung mit überraschender Kraft.
„Du warst toll, Taryn“, murmelte sie. „Vergiss nie, dass du das alles selbst erreicht hast.“
Taryn schüttelte den Kopf und schniefte leise. Nach kurzem Zögern stand Evie wieder auf, nahm Jacques’ Leine und verließ das Zimmer.
Mrs Olafson wartete mit einer Tüte in der Hand an der Eingangstür auf sie. „Da sind die Haferkekse drin, die Sie immer so gern mochten“, erklärte sie ein wenig barsch, und Evie konnte nicht anders, als sie ebenfalls zu umarmen.
„Danke für alles, was Sie für unser Mädchen getan haben“, fügte die Haushälterin leise hinzu.
Das war nicht ich , wollte sie schon wieder protestieren, beschloss aber, es ausnahmsweise einmal zu lassen. Einen Teil von Taryns Genesung konnte sie sich tatsächlich auf die Fahne schreiben. Ja, das Mädchen hatte die Arbeit selbst gemacht, aber Evie hatte ihm den Weg gezeigt, und darauf würde sie für immer stolz sein.
Jacques wimmerte leise, als sie ihm bedeutete, auf den Rücksitz ihres Wagens zu springen.
„Ich weiß, Kumpel. Ich bin auch traurig“, sagte sie.
Und dann begann er zu jaulen. Als wüsste er, dass er nicht mehr zurückkommen würde. Heiße Tränen brannten hinter Evies Lidern, sie musste ein paarmal blinzeln. Als sie nach der kurzen Fahrt durch die Stadt hinter dem String Fever parkte, winselte Jacques noch immer.
Evie drehte sich um und betrachtete ihren traurig dreinblickenden Hund, dann sah sie zum Woodrose Mountain hoch, der in der Nachmittagssonne so friedlich wirkte.
Plötzlich wusste sie, was zu tun war. Obwohl es höllisch wehtat, war es das Beste für alle Beteiligten.
Von ihr einmal abgesehen.
„Warte hier“, sagte sie leise. Sie kurbelte beide Fenster herunter, damit der Hund genug Luft hatte, dann lief sie schnell in ihre Wohnung, bevor sie noch ihre Meinung ändern konnte. Sie kippte den Inhalt der Kiste, die sie gerade in Brodies Haus gepackt hatte, über dem Sofa aus und warf hinein, was sie brauchte. Danach rannte sie mit wehem Herzen wieder die Treppe hinunter.
Brodie wird das wahrscheinlich nicht gefallen, dachte sie, als sie wieder den Berg hinauffuhr, doch etwas gesunder Ärger war in seinem Fall vielleicht gar nicht das Schlechteste. Wenn er sauer auf sie war, würde er endlich diese verführerischen, herzzerreißenden Küsse unterlassen.
Mrs Olafson sah sie überrascht an. „Haben Sie etwas vergessen?“
„In gewisser Weise.“ Sie lief zurück in Taryns Zimmer. Dabei musste sie sich die ganze Zeit auf die Lippen beißen, um nicht laut aufzuschluchzen. Was sie zu tun im Begriff war, schmerzte mehr, als sie es sich jemals hätte vorstellen können – aber sie wusste einfach, dass es das Richtige war.
Taryn lag noch immer auf der Matte und balancierte mit den Beinen auf einem kleinen Ball. Sie sah erstaunt auf, als Evie mit Jacques das Zimmer betrat.
„Hallo!“
Evie holte zitternd Luft, die ihr fast die Lungen zu verbrennen schien. „Würdest du Jacques gern behalten?“
Taryn starrte erst Evie mit aufgerissenen Augen an, dann den Hund. „Wie bitte? Sie meinen … für immer?“
Evie nickte. Dabei umklammerte sie die Leine so fest, dass sich die Fingernägel in ihr Fleisch gruben. „Obwohl er äußerst verständnisvoll ist und ich versuche, so oft wie möglich mit ihm spazieren zu gehen, ist es nicht wirklich fair, einen so großen Hund
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