Nur die Liebe heilt
Ich müsste gehen, und das wäre schrecklich.“
„Dir ist eine Stadt wirklich wichtiger als das, was wir beide haben könnten?“
Nachdrücklich schüttelte sie den Kopf. „Das ist jetzt allzu simpel ausgedrückt, meinst du nicht? Ich möchte mich einfach schützen.“
Was konnte er dagegen einwenden? Sie hatte doch recht. Sie waren tatsächlich sehr unterschiedlich. Sie war Farbe und Chaos, Leidenschaft und Wärme. Und in seinem Kopf herrschte wahrlich schon genug Chaos, auch wenn er sein Leben lang dagegen ankämpfte. So sehr er sich auch zu ihr hingezogen fühlte, so sehr sein Körper sich nach ihrem sehnte, Evie bedrohte alles, was er sich so hart erarbeitet hatte. War er bereit, diesen Preis zu zahlen?
„Das war’s dann also“, meinte er.
„Tut mir leid.“
„Mir auch“, entgegnete er schroff.
„Aber ich werde trotzdem morgen früh mit Taryn sprechen.“
Er war so durcheinander, dass er einen Moment brauchte, um sich zu erinnern. Richtig. Eigentlich war er ja gekommen, damit sie Taryn diese Aussage vor Gericht ausredete.
„Nein“, meinte er. „Wenn sie aussagen will, werde ich sie nicht davon abhalten. Wie du sagtest – sie hat sich das Recht verdient, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.“
Ihre schönen Gesichtszüge wurden wieder weich, sie öffnete die Lippen, um etwas zu sagen, aber er hielt es nicht länger in dieser Wohnung aus.
„Tut mir leid, dass ich dich belästigt habe … was Taryn betrifft und alles andere.“
„Brodie …“
Es wäre nicht klug, sie jetzt anzusehen. „Und danke für deine unermüdliche Arbeit. Du hast viel mehr erreicht, als ich mir hätte träumen lassen. Meine Assistentin wird morgen einen Scheck an die Layla-Parker-Stiftung schicken. Und die Summe verdoppeln, die wir abgesprochen hatten.“
„Das musst du nicht tun“, sagte sie leise.
„Werde ich aber. Gute Nacht, Evie.“
Er steuerte auf die Tür zu, öffnete sie aber erst, als er sie hinter sich „Auf Wiedersehen“ flüstern hörte.
Eine schlaflose Nacht nach einem anstrengenden Wochenende nach einer sogar noch anstrengenderen Woche – das war keine gute Kombination.
Evie war am nächsten Morgen, als sie ihren letzten Therapietag mit Taryn begann, vollkommen erschöpft. Insgeheim befürchtete sie, auf Brodie zu treffen, doch er war nirgends zu sehen. Dafür war Taryns neue Therapeutin gekommen.
Stephanie Kramer war jung und klug und platzte fast vor Energie. Sie und Taryn schienen sich bereits hervorragend zu verstehen. Ein Teil von Evie war zutiefst erleichtert, dass sie die Verantwortung für Taryn abgeben konnte. Zugleich beunruhigte es sie, wie schwer ihr der Abschied fiel.
Sie würde Taryn vermissen. Bei diesem Gedanken angekommen, wurde der Kloß in ihrem Hals noch größer. Tja, und genau davor hatte sie sich die ganze Zeit gefürchtet! Tief im Herzen hatte sie gewusst, dass es ihr nach all der harten Arbeit schwerfallen würde, das Mädchen einer anderen Therapeutin zu überlassen.
Aber daran war nun nichts mehr zu ändern. Himmel noch mal, ihre Nachfolgerin war bereits fest engagiert. Sie konnte ja schlecht zu ihr sagen: Ähm, Entschuldigung, ich hab’s mir anders überlegt. Hauen Sie wieder ab.
Und selbst wenn sie es könnte, würde sie es nicht tun, schon gar nicht nach der letzten Nacht mit Brodie. Sie brauchte einen klaren Schnitt, und zwar jetzt, solange es zwar schwierig war zu gehen, aber noch nicht unmöglich.
„Ich denke, das ist dann alles. Wir haben das Wichtigste mehrfach durchgesprochen. Ich habe Ihnen die Übungen gezeigt, die wir im Pool machen und hier mit den Geräten, außerdem kennen Sie den Terminplan der anderen Therapeuten. Haben Sie noch weitere Fragen?“
Stephanie schüttelte ihren dunklen Pferdeschwanz. „Ich glaube nicht. Ihre Berichte sind erstaunlich genau. Wenn ich noch Fragen habe, kann ich Sie jederzeit anrufen, richtig?“
„Ja, natürlich. Meine Telefonnummer steht auf den Berichten, und wenn Sie mich nicht erreichen, dann können Sie es auch im Schmuckladen versuchen.“
„Toll. Ich bin superfroh über diesen Job. Wir werden jede Menge Spaß haben.“
Sie wird ihre Sache ganz bestimmt gut machen, sagte Evie sich im Stillen. „Und bringen Sie Taryn so oft es geht in den Laden, damit wir Schmuck herstellen können.“
„Ich würde gern was … für Hannah machen“, meldete Taryn sich zu Wort, die auf der Matte saß, den begeisterten Jacques bürste und auf diese Weise gleichzeitig ihre Arm- und Schulterpartie
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