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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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ich war Geschäftsführerin, aber man sagte mir nichts. Über die Kündigung war ich aber froh, Chagrin war ein übler Bursche und hatte keinerlei Stil.“
    „Kennen Sie Pierre Baron“ , fragte Ken Bernstein.
    „Wer kennt nicht Pierre Baron antwortet Anne-Sophie ausweichend.
    „Er hat Alexandre Fabien an Smith, Henderson vermittelt. Sollte er das Ihnen mitgeteilt haben, in der Hoffnung auch mit Ihnen ein Geschäft machen zu können, würde ein wesentlicher Verdacht von Ihnen fallen. Sie verstehen, was ich meine.“
    „Selbstverständlich. Doch wenn das meine Entlastung ist, meine einzige, dann steht es nicht gut um mich.“
    „Aber besser“, sage Ken Bernstein.
    Anne-Sophie überlegt lange, dann schüttelte sie den Kopf. „Ich wusste vor dem Mord, dass Alexandre Fabien die Agentur in Nizza leiten würde und seine Leute mitbringen wollte, wer mir das verraten hat, tut augenblicklich noch nichts zur Sache. Bei Gelegenheit werde ich es sagen. Vielleicht sagen müssen.“
     
     
     
    45.
     
    Irina Honig saß in einem der vornehmsten Restaurants in Cannes, dem Palme d’Or des Martinez. Der Blick auf das Meer und die vorgelagerten Inseln waren ein Traum, egal wie viele Male man diesen Traum erlebt hatte.
    Wie oft hatte sie mit William hier gesessen und die untergehende Sonne betrachtet. William hatte sein Ziel, hier unten seine letzten Jahre zu verbringen nicht erreicht. Er war noch im Trubel von New York gestorben. Irina war seinen Träumen gefolgt und lebt in dem Anwesen auf Cap d’Antibes, das sie noch gemeinsam ausgesucht hatten.
    Die Idylle des heutigen Abends wurde von dem Mann getrübt, der ihr gegenüber saß, Pierre Chagrin. Eine Woge der Abneigung stieg in ihrem Körper empor, jedes Mal wenn sie ihn ansah.
    „Mr. Miller hat sie beauftragt?“ frage Pierre Chagrin mit lauerndem Blick, lehnte sich dann weltmännisch zurück. Mit ungepflegten Händen fuhr er nervös durch sein Haar und suchte anschließend in allen Taschen seines schlecht geschnittenen Anzugs nach Zigaretten.
    „Smith, Henderson hat uns beauftragt“, korrigierte Irina Honig.
    „Mr. Miller ist Smith, Henderson“, belehrte sie Pierre Chagrin. Endlich hatte er die Zigarettenschachtel gefunden. Das Päckchen sah so ramponiert aus wie der ganze Mann und enthielt nur noch zwei kläglich zerdrückte Stäbchen. Er klopfte sie aus der Packung und bot Irina Honig eine davon an. Sie lehnte höflich ab.
    „Ich bin seit einem Monat aus dem Laden ausgeschieden, ich werde Ihnen nicht viel sagen können.“
    Irina Honig studierte die Speisekarte. „Wir sollten erst mal bestellen“, sagte sie mit gekünsteltem Lächeln. Pierre Chagrin entschied sich für Courgettenblüten als Vorspeise und bestellte sie mit geschürzten Lippen.
    „Mr. Miller schuldet mir mehr, weit mehr als das hier“, sagte er nachdem der Ober den Tisch verlassen hatte und klopfte mit seiner Gabel auf den Teller. „Sie locken einen aus sicheren, gut bezahlten Positionen und verabschieden einen ohne Händedruck. Mr. Miller ist ein skrupelloser Mensch.“
    „Herr Drachmann hat sie eingestellt“, erinnerte Irina Honig, „mit dem mussten Sie sich verstehen?“
    „In erster Linie muss sich ein Kundenberater mit seinen Kunden verstehen“, belehrte Pierre Chagrin sein Gegenüber, „mit den Herren der Di-Star kam ich bestens aus. Die fraßen mir aus der Hand, wie man so sagt.“
    „Welchen Grund gab Herr Drachmann an, als er Ihnen kündigte?“
    Pierre Chagrin lehnte sich weit über den Tisch und schloss seine Augen zu Schlitzen: „Der Feigling kündigte mir aus New York, die Marrais musste den Brief schreiben und mir übergeben.“
    „Was wurde als Grund angeben?“
    „Keiner, ich war ja noch in der Probezeit, da brauchten sie keinen Grund anzugeben.“
    „Herr Drachmann muss also mit Herrn Miller die Kündigung beschlossen haben. Was hatte Mr. Miller gegen Sie?“
    „Mein Englisch wäre nicht gut genug, soll er gesagt haben, obwohl er nie lange mit mir gesprochen hatte. Ich kannte ihn kaum, der schwebte in höheren Sphären.“
    „Im Flugzeug“, sagte Irina Honig auf ihre trockene Art.
    Pierre Chagrin schlug vor Vergnügen mit der Hand auf den Tisch. „Der ist gut, den muss ich mir merken: Er schwebte in höheren Sphären, im Flugzeug. Der passt auf den Miller und die ganze Jet-Set-Mischpoke.
    „Haben Sie Herrn Villepin noch kennengelernt?“
    „Nur kurz, der war schon am Gehen. Der machte es richtig. Eine eigene Agentur muss man haben, ohne diese ganze Mischpoke.

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