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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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Entweder wusste die Frau nicht, dass ihr Mann gerade mit Harry Miller in einer Bar in Juan-les-Pins saß oder sie log.
    „Er hat ihn nach seinem Ausscheiden aus der Agentur nie mehr getroffen“, hakte Ken Bernstein nach.
    „Nie mehr, so viel ich weiß.“
    „Auch nicht durch Zufall, Cannes ist eine kleine Stadt, da trifft man sich schon mal so per Zufall, in der Bar des Martinez oder auf der Croisette.“
    „Hätte er Harry durch Zufall getroffen, hätte er mir das doch erzählt, er fand Harry sehr nett. Er ist ein Typ, der meinem Mann imponiert.“
    „Warum haben Sie mich heute angerufen? Nur, um mir zu sagen, dass ihr Mann unschuldig ist?“
    „Ja“, sagte Estelle Villepin mit belegter Stimme, „Sie kommen da einfach aus Amerika, kennen die Menschen nicht und können sie in der kurzen Zeit gar nicht kennenlernen. Es gibt so viele Indizienprozesse, Unschuldige sitzen jahrelang in Haft.“
    „Liebe Frau Villepin“, unterbrach Ken Bernstein die verängstigte Frau. „Bis es zu einer Anklage und einer Verurteilung kommt ist noch ein langer Weg. Die Beweislage muss eindeutig sein, da können Sie ganz beruhigt sein. Gegen Ihren Mann gibt es bis jetzt keinerlei Beweise.“
    Ken Bernstein legte nachdenklich den Hörer auf, war die Frau wirklich zutiefst beunruhigt oder wollte sie nur wissen, wo der Detektiv der Smith, Henderson sich gerade befindet. Nun, sie hatte herausgefunden, dass er sich nicht an die Fersen ihres Mannes geheftet hatte. Sie konnte nicht ahnen, dass Irina Honig ihren Mann mit Harry gesehen hatte.
     
     
    48.
     
    Heute hatte Irina Honig eine sehr spezielle Mission, dazu suchte sie die Schauspielschule, l’ecole regional d’acteurs de Cannes, auf. Sie befand sich in einem unspektakulären, wenig glamourösen Gebäude unterhalb der Schnellstraße, die durch die Stadt führte. Die jungen Menschen hier sollten sich wohl erst einmal ein paar Lorbeeren verdienen, bevor sie mit Glamour bedacht wurden.
     
    Irina Honig hatte sich tags zuvor angemeldet. Die Sekretärin hatte ihr versprochen, ihr drei, vier Schülerinnen über 20 vorzustellen, die sich gerne ein paar Euro dazuverdienen wollten. Die jungen Frauen, die nach und nach das Gebäude betraten, sahen für Irina Honigs Aufgabe viel zu jung aus, obwohl sie schon in ihrem Alter eine Persönlichkeit ausstrahlten, zartbesaitet oder bodenständig robust, Egozentrikerinnen, die schon glaubten on Top zu sein, aber auch scheue, schüchterne Wesen durchquerten das Sekretariat. Irina Honig betrachtete nachdenklich die beflissene Sekretärin. „Haben Sie nicht auch mal versucht Schauspielerin zu werden“, fragte sie die schon etwas reifere Frau.
    „Hier haben alle schon mal alles versucht“, sagte die Sekretärin und lachte. „Sie haben völlig Recht, ich kam mit denselben Ambitionen wie die jungen Menschen hier und wollte Schauspielerin werden, aber ich war nicht gut genug, und das muss man erkennen. Ich wollte aber die Atmosphäre nicht missen, die eine Schauspielschule umgibt, das ganze Milieu hat mich angezogen, deshalb habe ich Schreibmaschine gelernt und mich um den Posten im Sekretariat beworben, als er frei wurde.“
    „Mein Kompliment“, sagte Irina Honig und meinte es ehrlich. “Für meine Aufgabe, brauchen Sie eigentlich keine große Schauspielerin zu sein, sie sollen einfach eine besorgte Lebensgefährtin spielen, die sich um ihren Freund große Sorgen macht.“
    „Das scheint keine schwierige Rolle zu sein“, stimmte die Sekretärin ihr zu.
    „Aber ich werde hier gebraucht.“
    „Könnten Sie sich nicht für einen Nachmittag, es kann auch ein Spätnachmittag sein oder vielleicht besser noch nur für ein Mittagspause frei machen. Sie sollen in Sophia Antipolis einen Herrn Henri Michel, den Boss der Firma Di-Star besuchen, um die Ehre ihres Freundes wieder herzustellen. Ich habe Ihnen einen Text vorbereitet, sie können aber auch Dinge ändern – wie Sie wollen – nur sollten Sie herausfinden, ob die DI-Star Frankreich einen Vertrag mit der VMC Smith, Henderson unterschrieben hat und wenn ja, wann.“
    Die Sekretärin  schüttelte verwirrt den Kopf. „Sie sagten, Sie arbeiten für die Smith, Henderson, warum können Sie die dann nicht direkt selber fragen?“
    „Es wurde ein Mann der VMC Smith, Henderson ermordet, es könnte einer seiner Kollegen oder eine Kollegin gewesen sein, die lügen dann natürlich, da muss man andere Mittel einsetzen, um an die Wahrheit zu gelangen. Ich kann Ihnen leider nicht die Zusammenhänge

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