Nur dieser eine Sommer
weh, dass er dich hintergeht“, entgegnete Cara. Ihr fiel Richard ein.
Toy nickte nur grimmig.
„Tja, Reisende soll man nicht aufhalten! Nicht wahr?“
Verlegen, den Blick gesenkt, rutschte Toy auf ihrem Stuhl herum.
„Ist noch was?“
„Irgendwie muss er meinen Anruf zurückverfolgt haben. Vielleicht mit ’nem Computerprogramm oder so. Er hat nämlich jetzt meine Nummer. Ich meine natürlich Ihre! Neulich hat er mich angerufen … aber ich hab einfach aufgelegt.“
„Aha.“ Cara lehnte sich zurück. Tausende von Möglichkeiten schossen ihr durch den Kopf. Eine gute war nicht darunter. „Was hat er denn wohl deiner Meinung nach vor?“
„Darryl? Dem ist alles zuzutrauen. Er glaubt, ich gehöre ihm.“
Caras Puls ging schneller. „Denkst du, er lässt sich bei uns blicken?“
„Weiß ich nicht“, gab sie leise und verängstigt zurück. „Ich hab versucht, es ihm auszureden.“
„Na, immerhin. Was genau hat er denn gesagt?“
„So genau erinnere ich mich nicht mehr daran. Er lasse sich kein Vorschriften von mir machen und so, und wenn er tatsächlich käme, dann würde er mich wieder mitnehmen.“ Ihre Stimme bebte. „Wenn er so anfängt, so leise und komisch spricht, dann ist er stinksauer. Das weiß ich.“
„Panik hilft dir nicht weiter und schadet zudem deinem Kind. Nimm noch einen Schluck Saft und erzähl mir ein bisschen mehr von dem Kerl!“
Toy nippte an ihrem Saft und beruhigte sich ein wenig. Cara ihrerseits wirkte äußerlich zwar gelassen, machte sich jedoch große Sorgen und wäre am liebsten schnurstracks heimgeeilt, um sämtliche Türen zu verrammeln.
„Was macht Darryl denn beruflich?“ erkundigte sie sich.
„Tja, am liebsten möchte er Profimusiker in seiner Rock-Band sein. Er ist echt gut, Sie müssten ihn mal hören! Die Band spielt ’ne Art Country-Rock. Die Stücke schreibt Darryl selbst. Er hat sogar mal ’nen Song über mich komponiert. Dauernd faselt er davon, er wolle nach Kalifornien gehen, damit man ihn endlich entdeckt. Hier wird ja niemand auf ihn aufmerksam, meint er. Ein richtiger Hit, sagt er, das wäre der Durchbruch!“
Der Stolz in Toys Stimme gefiel Cara überhaupt nicht. „Kann er denn von seiner Musik leben?“
„Nein. Jedenfalls noch nicht. Nebenbei schlägt er sich mit Gelegenheitsjobs durch, zuletzt in ’nem Laden, der Unterhaltungselektronik verkauft. Davor war er Barkeeper. Er hat gern Musik um sich rum.“
„Barkeeper? Wie alt ist der Bursche denn?“
„Vierundzwanzig.“
„Was? Vierundzwanzig? Aber du wirst mal gerade achtzehn! Wie alt warst du denn, als das mit euch anfing?“
„Sechzehn. Aber als ich zu ihm zog, da war ich schon siebzehn“, erklärte sie eilig. „Davor war ich ihm zu jung.“
„Und auf den Gedanken, eine sechzehnjährige Schülerin könnte zu jung für einen Zweiundzwanzigjährigen sein, ist er wohl nicht gekommen, wie?“
„Aber ich liebe ihn doch! Und er war auch wirklich nett zu mir. Als meine Eltern so gemein zu mir waren, da hat er zu mir gehalten.“
Was für Rabeneltern müssen das sein, dachte Cara, die ihre minderjährige Tochter so mir nichts, dir nichts mit einem erwachsenen Mann auf und davon ziehen lassen? „Glaubst du, dass dieser Darryl noch etwas für dich übrig hat?“ Als Toy achselzuckend zu Boden blickte, fragte sie weiter: „Oder anders ausgedrückt: Könnte es sein, dass er immer noch meint, du wärst sein Eigentum? Wenn’s nämlich so ist, dann wird er sehr wahrscheinlich bei uns auftauchen.“
„Das habe ich alles nicht gewollt. Wirklich nicht. Ich hatte halt Sehnsucht nach ihm. Deshalb habe ich ihn angerufen. Ich ahnte doch nicht, dass der den Telefonanschluss zurückverfolgt! Können Sie sich vorstellen, dass er die Adresse rauskriegt?“
„Wenn er’s drauf anlegt, findet er dich. Wir müssen uns für alle Eventualitäten wappnen. Ich möchte auf keinen Fall, dass er meine Mutter belästigt.“
„Oh, da brauchen Sie sich keine Sorge zu machen; Ihnen oder Miss Lovie tut er ganz bestimmt nichts. So verrückt ist er nicht. Wenn er kommt, dann einzig und allein meinetwegen. Und dann gehe ich mit, damit es keinen Ärger gibt!“
„Und ob es Ärger gibt! Der soll bloß nicht glauben, dass er dich zu irgendetwas zwingen kann.“ Trotz aller Sachlichkeit explodierte sie fast bei der Vorstellung, dass dieser Westentaschentyrann Toy einfach mitschleppen könnte.
„Ich möchte aber keinen Aufruhr verursachen“, flehte Toy Cara an. „Vielleicht ist es am besten, wenn
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