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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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nörgelt, wenn ich ihr die Medizin geben will, versteckt ihre Pillen unter dem Kopfkissen und behauptet, sie habe sie bereits eingenommen. Und ewig diese schmallippige Grimasse“, Cara versuchte, Lovies Gesichtsausdruck nachzuahmen, „wenn ich ihr Wasser zu trinken bringe. Du kannst mir glauben, zuweilen bin ich kurz davor zu sagen ‚ein Löffelchen für Cara, ein Löffelchen für Flo‘ und so weiter! Hach!“ Sie schnappte sich das Kopfkissen und presste es an die Brust. „Das möchte ich nicht! Ich will sie so nicht erleben!“
    Sacht und wohltuend wortlos streichelte ihr Brett übers Haar.
    „Und dann auch noch Toy … für die bin ich ebenfalls eine Art Mutterersatz! Ausgerechnet ich! Zum Piepen!“
    „Wieso ist das zum Piepen?“
    „Ja, guck mich doch an!“ rief sie fassungslos. „Ich bin doch kein bisschen der mütterliche Typ! Und außerdem ein Totalausfall in punkto Beziehungen!“
    „Und du denkst also, dass du deine Mutter betreust und dich um Toy bemühst, das sei nicht mütterlich?“ fragte er sanft.
    Dass er damit näher an die Wahrheit herankam, als ihr lieb war, brachte sie in Rage. „Das ist etwas anderes. Wie soll ich mich um sie kümmern, wenn es mir nicht einmal gelingt, auf mich selbst Acht zu geben? Ich kann mich doch kaum noch auf den Beinen halten! Ich habe jeden Tag den Eindruck, als arbeitete ich mehr, erreichte aber immer weniger. Meist starre ich vor lauter Erschöpfung bloß noch die Wände an und könnte heulen!“
    „Du mutest dir zu viel zu. Du brauchst dringend Hilfe.“
    Sie stieß ein bitteres Lachen aus. Der Stachel der Enttäuschung über Palmers Verhalten saß noch tief. „Ich habe meinen Bruder um Hilfe gebeten, und er hat einen Blumenstrauß geschickt. Brett, die Liste meiner Pflichten nimmt kein Ende! Ich weiß nicht mehr, wo ich anfangen soll. Ich wollte niemandes Mutter sein.“
    „Was findest du denn so schrecklich an der Vorstellung, Mutter zu sein?“
    „Überhaupt nichts! Ich möchte mich nur nicht von anderen Menschen in eine Rolle drängen lassen!“ Sie sagte es betont barsch, als wolle sie nicht nur ihn, sondern auch sich selbst mit diesen Worten überzeugen. Aufgewühlt rollte sie von Brett weg und zog sich die Bettdecke bis unter das Kinn. „Ach, ich hab’s satt, darüber zu sprechen!“
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter und drehte sie so, dass Cara ihm wieder das Gesicht zuwenden musste. „Gestattest du eine allerletzte Bemerkung?“
    „Bitte sehr!“
    „Ich denke, aus dir könnte mal eine hervorragende Mutter werden!“
    Sie schaute ihn entgeistert an.
    „Vielleicht sogar ’ne prima Ehefrau.“
    Er sprach es mit einem Lächeln aus, doch sein Blick verriet, wie unwohl er sich dabei fühlte, weil er sich auf unsicheres Gelände vorwagte. Plötzlich lag eine Spannung in der Luft. Cara war, als bliebe ihr für einen Augenblick die Luft weg.
    „Bewahre, ich doch nicht!“ entgegnete sie, fasste die Bettdecke und setzte sich auf.
    Offenbar fühlte er sich etwas überrumpelt. „Wieso du nicht?“ wollte er wissen und griff nach ihr, um sie an sich zu ziehen. Sie blieb stocksteif sitzen.
    „Guck dich doch selbst an! Einzelgänger wie wir taugen nicht für Ehe und Familie. Das stimmt doch, oder?“
    „Bei mir war’s bislang nicht so, dass ich mich bewusst gegen Ehe und Kinder entschieden habe. Es hat sich halt noch nicht ergeben! Vielleicht dauert es bei Einzelgängern wie uns ein wenig länger, bis es so weit ist.“
    Auf diese Diskussion hatte sie nun absolut keine Lust. Sie warf die Decke beiseite, stand auf und schlüpfte in ihre Unterwäsche.
    „Wo willst du hin?“
    „Ich muss zurück. Toy möchte heute Abend wieder ins Kino gehen.“
    „Ich hatte vor …“
    „Ich hab’s eilig.“ Sie brauchte gar nicht hinzusehen, um zu wissen, dass er sie beobachtete. Aus lauter Befangenheit nestelte sie an ihrem T-Shirt herum, auch wenn ihr gleichgültig war, dass sie es verkehrt herum übergestreift hatte.
    „Warte doch, Cara! Brich noch nicht auf! Ich möchte mit dir reden. Ich kann dich doch später hinfahren!“
    „Ich glaube, wir haben uns heute schon genug unterhalten“, beschied sie ihm und stieg, den Blick zu Boden gerichtet, in ihre Shorts. „Außerdem bin ich mit dem Rad da.“ Fast wäre sie in ihrer Hast über seine Sandalen gestolpert. Kurz vor der Tür drehte sie sich um. Brett lag auf dem Bett, ein Laken über den muskulösen Schenkeln. Doch er machte ein Gesicht, als wäre soeben ein Berg von einem Erdbeben erschüttert

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