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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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abzunehmen. „Hallo, Darling! Das ist eine Überraschung, was?“
    Sie war froh, die Tüten loslassen zu können, denn gleich nachdem sie sein teures Rasierwasser gerochen hatte, waren ihr die Knie weich geworden.
    „Überraschung ist gar kein Ausdruck!“ erwiderte sie.
    Sie guckte kurz Brett an. Er bewegte sich nicht; seine Armmuskeln traten unter der Last mehrerer Einkaufstüten deutlich hervor. In diesem Moment betrachtete Cara ihn mit Richards Augen: bloß ein hemdsärmeliger Provinztrampel in ausgebeulten Cargo-Shorts, ausgelatschten braunen Sandalen mit abgelaufenen Absätzen und mit Baseballmütze auf dem Zottelkopf.
    Dann aber meldete sich ihre Kinderstube. „Brett, darf ich vorstellen? Richard Selby, ein ehemaliger Kollege. Richard, das ist Brett Beauchamps, ein lieber Freund.“
    Kollege? Freund? Ja, bin ich noch ganz bei Trost?
    Richard strahlte. „Caras Freunde sind auch meine Freunde. Ich würde Ihnen ja die Hand schütteln, aber leider …“ Er hob die Beutel an, die er in den Händen hielt.
    Brett nickte nur steif zur Begrüßung.
    Richard musterte ihn mit unverhohlenem Spott.
    „Ihr wart wohl angeln, ihr zwei, wie? Hab schon gehört, dass ihr Naturburschen hier unten im Süden ganz groß darin sein sollt!“
    Brett starrte ihn nur stumm und abweisend an.
    „Nun kommt erst mal rein!“ mischte sich Lovie ins Gespräch. „Stellt die Sachen in der Küche ab!“
    Nach einigem verlegenen Hin und Her folgten ihr die beiden Kontrahenten, während Cara ihrem Bruder, der sich offenbar köstlich amüsierte, einen bitterbösen Blick zuwarf.
    „Was guckst du mich so an?“ sagte er und lachte kurz auf. „Er ist bei uns aufgetaucht, weil er dich suchte! Kommt extra von Chicago runtergefahren!“
    „Ach nee“, zischte sie. „Und deshalb schleppst du ihn höchstpersönlich hier an, was?“
    „Na, als ’ne Art Nachbarschaftshilfe! Bot sich doch an, nachdem er mich über euer Verhältnis aufgeklärt hat!“
    Gerade wollte sie fragen, wie Richard dieses Verhältnis denn beschrieben habe, da stand dieser schon neben ihr, wie immer gepflegt und tadellos angezogen. Er trug taubengraue gebügelte Hosen, ein dunkelblaues Leinensakko, ein am Kragen offenes Seidenhemd sowie quastenverzierte Mokassins. Auch seine schicke dunkle Frisur saß, Haar für Haar, makellos geföhnt, wie geleckt, und trotz der Hitze wirkte er so frisch und ausgeruht, als komme er direkt aus dem Badezimmer. Dagegen hatte Cara das Gefühl, sie stinke wie eine ganze Fischfabrik.
    „Schön, dich wiederzusehen“, meinte er und wandte sich ihr zu.
    Sie drehte sich ein wenig weg und machte gleichzeitig einen Schritt rückwärts. Er verstand den Wink und hielt sich zurück.
    „Was willst du hier, Richard?“
    „Das, so scheint mir, liegt wohl auf der Hand. Ich möchte mich mit dir unterhalten.“
    „Ich wüsste nicht, warum.“
    Über Caras Schulter hinweg blickte Richard auf die übrigen Personen im Zimmer, die jedes Wort verfolgten. Als er Cara wieder anschaute, konnte sie an seinen Augen ablesen, wie unbehaglich ihm zumute war – so gut kannte sie ihn.
    „Hier sind mir zu viele Menschen. Darf ich dich zum Dinner einladen?“
    „Ich habe bereits andere Pläne.“
    „Es gibt viel zu besprechen.“ Er guckte sie flehentlich an.
    „Bedaure.“
    „Cara, ich kann mir vorstellen, was du über mich denkst.“
    „Wenn du das tätest, hättest du nicht die Unverfrorenheit besessen, hier in meinem Haus aufzukreuzen.“
    Zu ihrer Empörung war er sich offenbar keiner Schuld bewusst, denn er grinste spitzbübisch. „Eben. Und genau deswegen müssen wir ein Gespräch führen. Unter vier Augen.“
    „Richard!“ Allmählich langte es ihr.
    Er sprach einfach weiter, als habe er sie nicht gehört. „Und damit es dir leichter fällt, dich zu überwinden, darf ich dir, ganz ungeachtet aller persönlichen Gefühle, zunächst von vornherein mitteilen, dass ich rein geschäftlich hier bin.“
    Mit einem Schlage putzmunter, schaute sie zu Brett hinüber, der aufmerksam zuhörte.
    „Eigentlich habe ich eine Verabredung zum …“
    „Mein Anliegen ist wichtiger.“
    „Na, dann klärt eure Probleme mal!“ Jetzt mischte sich auch noch Palmer in seiner typisch jovialen Art ein. „So komme ich endlich mal dazu, Mama zu besuchen!“
    Cara warf ihm einen zornigen Blick zu. Sie und ihr Bruder wussten, dass er nicht hier aufgetaucht war, um seiner Mutter einen Krankenbesuch abzustatten.
    „He, Brett!“ rief Palmer laut. „Wollen wir uns nicht den

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