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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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bezeichnet wird: Die Jungen schwimmen vierundzwanzig Stunden ununterbrochen, bis sie den Golfstrom erreichen.

20. KAPITEL
    I mmer wenn sich in den Monaten September und Oktober über dem Atlantik stürmische Wetterlagen zusammenbrauen, stellen die Bewohner der amerikanischen Südostküste ihre Radios und Fernseher an und sind besonders auf der Hut.
    Cara und Brett befanden sich auf der Rückfahrt von ihrer Angelexpedition, als sie den Wetterbericht im Autoradio hörten. Demzufolge bildete sich draußen vor der afrikanischen Küste ein tropischer Sturm, der nun in Richtung Karibik zog – das erste Mal seit zwanzig Jahren, dass Cara einen Hinweis auf einen möglichen Wirbelsturm bewusst zur Kenntnis nahm. Ihr jagte ein kalter Schauer über den Rücken.
    „Meinst du, dass wir mit einem Wirbelsturm rechnen müssen?“ Brett schien nicht im Geringsten beunruhigt zu sein. „Wer weiß?“ sagte er und tat es mit einem unbekümmerten Schulterzucken ab. Dann guckte er sie, die Hände am Steuer, von der Seite an. „Wieso? Bist du besorgt?“
    „Nein, nein“, log sie.
    „Dann ist ja gut.“
    „Nur, wo Mama doch krank ist und Toy möglicherweise jeden Tag ihr Kind zur Welt bringt … noch ungelegener könnte er nicht kommen!“
    „Alles halb so wild. Diese Wetterwarnungen gibt es hier alle Nase lang. Die machen doch die Jahreszeit erst richtig spannend! Tatsache ist, dass die meisten Stürme sich weit draußen auf dem Atlantik austoben, bevor sie auch nur in die Nähe der Küste gelangen.“
    Cara nagte an ihrer Unterlippe und musterte ihn verstohlen. Er wirkte unbewegt und abgeklärt; sicher konnte man sich auf seine Expertenmeinung verlassen. Schließlich wusste er über Umwelt und Natur Bescheid. Cara schaute durch die Wagenfenster. Der Himmel war sonnenklar, nur ein paar Schleierwolken zogen über ihnen dahin. Nach einem Sturm sah es in der Tat nicht aus.
    „Trotzdem wär’s keine schlechte Idee, sich entsprechend vorzubereiten“, räumte er jetzt jedoch ein. „Legt euch einen Nahrungsmittelvorrat an. Das ist während der Zeit der Wirbelstürme nie falsch.“
    „Na toll“, erwiderte sie stöhnend. „Ich trage es in meine Liste ein.“
    Als sie in die Einfahrt einbogen, blickte sie auf die Uhr: Viertel vor fünf. Sie hatte den ganzen Nachmittag mit Angeln zugebracht und kam sich ziemlich schmuddelig vor. Ihr Pferdeschwanz löste sich allmählich auf, die Shorts waren feucht, und das aufgetragene Sonnenschutzmittel hatte Sand und Schmutz magnetisch angezogen. Dennoch fühlte sie sich so wohl wie seit Tagen nicht mehr. Sie hatten einige schöne Forellen gefangen und auf dem Heimweg noch Zutaten für ein zünftiges Fischgericht eingekauft. Bei der Aussicht auf gegrillte Forelle mit Zitrone lief Cara das Wasser im Mund zusammen.
    „Wenn du dich ums Grillen kümmerst, nehme ich die Forellen aus.“ Brett bot wieder die übliche Arbeitsteilung an und lud sich dabei mehrere Einkaufstüten auf den Arm. In letzter Zeit hatten sie sich mit Vorliebe zum Fischen verabredet, wodurch Cara zu einer recht passablen Anglerin geworden war.
    „Soll mir recht sein“, antwortete sie, ergriff die beiden restlichen Tüten und schloss mit der freien Hand den Kofferraumdeckel. Sie stieg hinter Brett die Treppenstufen hinauf. Sie konnte es kaum abwarten, endlich unter die Dusche zu kommen und den Fischgeruch von Haut und Haaren zu spülen. „Hoffentlich hat Toy noch etwas von ihrem berühmten Krautsalat übrig! Ich habe einen solchen Kohldampf, ich …“
    Sie blieb jäh stehen, um nicht gegen Brett zu prallen. Er hatte auf der Schwelle innegehalten und starrte Lovie an, die einen Schritt auf ihn zu machte. Ein Blick ins Gesicht ihrer Mutter genügte, und Cara wusste: Irgendetwas war faul.
    „Schaut mal, wer hier ist“, verkündete Lovie.
    Cara zwängte sich an Brett vorbei und schritt beherzt ins Zimmer. Sie hörte ein Rascheln links von sich, wandte den Kopf und erblickte die zwei Männer, mit denen sie an diesem Nachmittag am wenigsten gerechnet hatte: ihren Bruder sowie Richard, ihren Ex-Freund.
    Um ein Haar hätte sie die Einkäufe fallen lassen. Plötzlich schien das Zimmer vor ihren Augen zusammenzuschrumpfen. Seit Monaten hatte sie keinen Gedanken mehr an Richard verschwendet. Warum war er plötzlich hier, auf der Isle of Palms, im Strandhaus ihrer Mutter – ausgerechnet! Es verschlug ihr vollkommen die Sprache.
    Wie immer in solchen Situationen die Ruhe und Gelassenheit selbst, trat Richard vor, um ihr die Tüten

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