Nur dieser eine Sommer
Belastung werden. Wie wollen Sie sich um die dringenden Bedürfnisse von Mrs. Rutledge kümmern, während Sie gleichzeitig Ihr Baby betreuen müssen?“
Lovie sprang für Toy in die Bresche. „Ich habe erwachsene Kinder. Außerdem gibt es, wie Sie bereits erwähnten, Pflegedienste, an die ich mich wenden kann. In ein Heim möchte ich nicht.“
„Ich schreibe Ihnen jetzt die Telefonnummer einer Sozialarbeiterin auf, die speziell dafür ausgebildet ist, den Angehörigen bei dieser Art von Entscheidung zu helfen. Es gibt natürlich eine Menge zu bedenken. Vielleicht möchten Sie auch Ihren Seelsorger zu dem Thema befragen.“ Er reichte Lovie einen Zettel. „Ich wollte, ich könnte mehr für Sie tun. Alles Gute! Und halten Sie mich auf dem Laufenden!“
Nachdem er gegangen war, ließ Lovie erleichtert die Schultern sinken. Mit den Ärzten war sie fertig – zumindest für den Sommer.
„Das hätten Sie mir doch erzählen können, dass Sie die Therapie abbrechen“, verkündete Toy vorwurfsvoll.
„Es war eine spontane Entscheidung.“
„Sie müssen es Cara jetzt mitteilen! Dass Sie krank sind, meine ich!“
„Nein. Und du tust das auch nicht, verstehst du? Ich verbiete es dir!“
„Aber …“
„Toy, damit das klar ist: Ich möchte nicht, dass sie es erfährt. Jedenfalls jetzt noch nicht!“
„Ich weiß nicht, wieso Sie sie damit verschonen!“ protestierte Toy hitzig. „Sie soll doch so eine Führungspersönlichkeit sein, oder? Dann wird sie wohl damit umgehen können!“
„Mit Schonung hat das nichts zu tun, sondern eben genau damit,
dass
sie eine Führungspersönlichkeit ist, wie du es nennst. Wenn ich sie jetzt informierte, dann würden wir einzig und allein über die Pflege diskutieren. Außerdem steht Cara augenblicklich ziemlich neben sich. Es gibt wichtigere Dinge, die ich mit ihr klären muss. Viel Zeit bleibt mir dafür nicht. Wenn’s zu schlimm wird, einverstanden, dann werde ich es ihr sagen. Aber wann dieser Moment gekommen ist, das entscheide ich. Du musst mir vertrauen. Versprich mir, dass du ihr nichts verrätst.“
„Na gut, meinetwegen.“ Toy fügte sich, wenn auch unwillig. „Aber ich halte es trotzdem für falsch. Ich an Caras Stelle würde es wissen wollen. Eigentlich müssten Sie ihr reinen Wein einschenken!“
„Ach ja? Hast du etwa deiner Mutter den Termin deiner Niederkunft mitgeteilt?“
„Das ist was anderes“, wehrte Toy rasch ab.
„So? Oder befürchtest du nur, dass sie sich ohnehin nicht darum schert? Toy, mein Mädchen, ich weiß, wie so etwas ist. Vielleicht hege ich ähnliche Ängste.“ Lovie lächelte aufmunternd und legte ihre Hand auf Toys. „Man sollte immer nur das tun, womit man auch leben kann.“
Toy nickte und nagte an der Unterlippe.
„Nun bin ich hundemüde und möchte heim in mein Sommerhaus. Wir wollen uns nicht mehr über das Thema streiten. Schließlich müssen wir uns beide auf den Sommer vorbereiten. Und auf was für einen! Cara ist da, und bald kommt auch dein Kleines auf die Welt! Es geschieht doch so viel Schönes! Na, was meinst du? Setzen wir alles daran, dass es ein unvergesslicher Sommer wird!“
Palmers Einladung sorgte bei den Damen von Primrose Cottage für eine Begeisterung, die bei allen dreien Erstaunen hervorrief und sie aus der Lethargie riss, welche bislang im Sommerhaus geherrscht hatte. Besonderen Spaß machte es, die übliche legere Strandbekleidung einmal abzulegen und sich ein wenig in Schale zu werfen. Als Cara ins Wohnzimmer trat, hielt Lovie beim Binden des rosafarbenen Seidenschals inne, den sie zu ihrem Leinenkleid trug, und starrte ihre Tochter verblüfft an.
„Willst du etwa so zum Dinner?“
Cara schaute an ihren nagelneuen Laufhosen mit den seitlichen weißen Ziernähten hinab. Sie selbst fand sich ziemlich schick. „Eigentlich schon!“
Lovie war einen Moment sprachlos. „Zum Dinner?“ wiederholte sie dann.
„Mama, wir machen eine Bootspartie!“
„Du siehst aus, als wolltest du ins Fitnessstudio! Dabei hast du doch so viele hübsche Sachen, die dir so gut stehen! Wieso ziehst du nicht etwas Farbenfroheres an? Und mit hohen Absätzen und einem kleinen bisschen Lippenstift fühlt man sich als Dame doch um Längen wohler! Südstaatenfrauen wissen das!“
Cara musste tief Luft holen. „Falls es dir entgangen sein sollte: Ich wohne seit über zwanzig Jahren in Chicago!“
„Caretta Rutledge! Du bist in den Südstaaten geboren! Vergiss das nie! Mag sein, dass du nach deinem Weggang aus
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