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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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funkelten. „Kann gut sein! Im letzten Sommer war alles neu und machte riesigen Spaß. Miss Lovie steckte mich mit dem Schildkrötenvirus an, und von da an hab ich hier richtig wieder Wurzeln geschlagen. Dieses Jahr allerdings … da fehlt irgendetwas.“
    „Na, Tom zum Beispiel.“
    Sie wurde rot und nahm einen gehörigen Schluck aus ihrer Flasche, schaute Cara an und fragte plötzlich: „Weißt du noch, wie wir als Kinder Flaschendrehen gespielt haben?“
    Cara lächelte. „Und ob! Nur war’s keine Bierflasche, sondern ’ne Cola.“
    Emmi betrachtete noch immer die Flasche, die sie in der Hand hielt. Dann stellte sie sie ab und blickte auf. „Was hatten wir damals für Zukunftspläne! Wir steckten randvoll mit Träumen, die uns auch durch unsere Collegezeit begleiteten!“
    „Und was war danach? Hast du gearbeitet?“
    „Gearbeitet? Klar hab ich gearbeitet. Im Haus.“
    „Das meinte ich nicht. Beruflich. Außer Haus.“
    „Gehörst du etwa auch zu diesen Langweilern, die glauben, das Hausfrauendasein sei öde und leer? Ich hatte jede Menge zu tun, war auch viel ehrenamtlich beschäftigt, und irgendjemand musste doch bei den Kindern bleiben, wo Tom so häufig unterwegs war! Zumindest zu der Zeit, als sie noch klein waren.“ Emmi wirkte sichtlich gekränkt.
    „Nein, natürlich maße ich mir darüber kein Urteil an. Bin nur neugierig. Du hattest doch vor, Biologie zu studieren!“
    „Und du wolltest Balletttänzerin werden.“
    „Das ist ja wohl kaum vergleichbar“, entgegnete Cara schmunzelnd.
    „Das stimmt“, räumte Emmi ein. „Was wir doch für unterschiedliche Wege eingeschlagen haben, nicht wahr?“
    „Offensichtlich. Allerdings unterscheiden wir uns gar nicht so groß. Ich bin meiner Arbeit nachgegangen, du deiner. Viele Jahre zogen ins Land. Jetzt sind wir beide vierzig und denken über die Entscheidungen nach, die wir im Laufe des Lebens gefällt haben. Und die Zeit scheint immer schneller zu vergehen. Wir können fast zuschauen, wie unsere Haut an Straffheit verliert; wir fragen uns, ob wir genügend Kalzium zu uns nehmen, damit wir nicht später Osteoporose bekommen. Und wir hören genauer hin, wenn’s um Joga, Östrogen, Collagen, Fruchtsäuren und solches Zeugs geht, das den Alterungsprozess verlangsamen soll. Und plötzlich interessieren wir uns für Schönheitschirurgie und spielen mit dem Gedanken, uns den Busen straffen zu lassen!“
    „Noch ist es nicht so weit“, warf Emmi lachend ein.
    „Nein, aber wir mustern verstohlen 18-jährige Mädchen und versuchen uns zu erinnern, wie es war, jung zu sein.“ Liebevoll guckte Cara ihre Freundin an. „Und dann taucht auf einmal eine alte Freundin auf, und man hat das Gefühl, als wäre alles erst gestern gewesen!“
    Sie stießen mit ihren Flaschen an und kicherten.
    „Ich finde“, begann Emmi, „wenn du schon den ganzen Sommer hier verbringst, dann solltest du auch ein wenig unternehmen. Ein paar von den Dingen nachholen, die wir damals als doofe Teenies verpasst haben.“
    „Hoppla! Ich hielt uns damals für echt cool!“
    „So richtig Spaß hatten wir nicht, Caretta! Gib es zu! Wir waren Snobs, zwar auf die positive Art, aber trotzdem – wir haben uns lieber mit Dramatik und Lyrik beschäftigt und so getan, als hätten wir nichts übrig für Segeln, Angeln, Golf und all die anderen Sportarten, für welche die anderen sich begeisterten, besonders unsere Väter.“
    „Ich bin häufig mit Palmer und Daddy mit dem Schiff unterwegs gewesen.“
    „Alles kalter Kaffee!“ Emmi ließ Caras Einwand nicht gelten. „Hast du schon mal ’ne Bootsfahrt unternommen, die so richtig tief ins Marschland führt? Oder warst du schon mal auf Capers Island zum Krabbenfischen?“
    Cara wollte etwas erwidern, klappte aber den Mund zu und schüttelte den Kopf.
    „Hab ich mir gedacht. Ich auch nicht, bis meine Söhne alt genug waren, um mich mit aller Gewalt mitzuschleppen. Menschenskinder, ich hatte ja keine Ahnung, was mir bis dahin alles entgangen war!“ Sie zeigte mit dem Finger auf Cara. „Weißt du, was du tun solltest?“
    Cara musterte sie misstrauisch.
    „Nimm an so einer organisierten Bootstour teil. Nein, wirklich! Es gibt ’ne wirklich gute, bei der man Capers Island und diverse andere Orte besucht.“
    „Warum sollte ich das machen?“
    „Weil du hier aufgewachsen bist und es eine wahre Schande ist, dass du deine Heimat nicht richtig kennst! Im Übrigen, was hast du denn schon groß für Termine? Du musst dich doch zu Tode

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