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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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griff mit bloßen Händen in den Behälter und fischte eins der Tiere heraus. Cara hielt den Atem an, die Kinder applaudierten, und die Erwachsenen zückten die Fotoapparate.
    „Der hier ist gefährlich!“ erklärte er und hielt das Schalentier hoch, damit alle es gut sehen konnten. „Wahrscheinlich ein Weibchen!“
    Die Touristen quittierten das mit dem offenbar erwarteten Gelächter. Auch er stimmte kurz in das Lachen ein und schaute wieder zu Cara hinüber. Als sich ihre Blicke trafen, spürte sie, wie sich ihr Gesicht zu einem breiten Grinsen verzog.
    Nach kurzer Zeit wurden die Krebse zurück ins Wasser geworfen, und das Boot nahm wieder Fahrt auf. Der Skipper überließ das Steuer seinem Gehilfen, guckte dann in Caras Richtung und bedeutete ihr mit einem kurzen Wink, zu ihm nach vorn zu kommen.
    Cara schüttelte abwehrend den Kopf.
    „Na los!“ rief er.
    Die beiden Damen in der Bank vor Cara äugten neugierig über die Schultern. Zögerlich erhob sich Cara und arbeitete sich durch den Mittelgang nach vorn, wobei sie sich von Rücklehne zu Rücklehne hangelte, damit sie bei dem Seegang nicht irgendeinem Unbekannten auf den Schoß purzelte. Vorn im Bug brauste der Fahrtwind ihr so um die Ohren, dass ihr fast die Kappe davonflog.
    „Na? Gefällt es Ihnen?“ fragte er und kam etwas näher.
    „Sehr!“
    „Ich muss zugeben, mit Ihnen habe ich auf meinem Boot am allerwenigsten gerechnet.“
    „Mit mir? Wieso das denn?“
    „Nun, immerhin stammen Sie aus dieser Gegend. Ich ging davon aus, dass Sie Capers Island in- und auswendig kennen!“
    Verblüfft betrachtete sie ihn. „Woher wissen Sie, dass ich von hier stamme?“
    Nun war die Verwunderung auf seiner Seite. Er starrte ebenso erstaunt zurück, um dann bewusst treuherzig aus der Wäsche zu gucken. „Du erinnerst dich wohl nicht an mich, wie?“
    Der Kerl duzt mich! Cara war total perplex.
    „Müsste ich das?“
    „Aua! Das tut weh! Entsinnst du dich gar nicht an mich?“
    „Leider nicht. Sind Sie sicher, dass keine Verwechselung vorliegt?“
    „Absolut sicher. Hat ein wenig gedauert, bis ich dich einordnen konnte, seinerzeit in dem Strandcafé, aber als ich dich dann am Krabbenkutter wieder traf, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich wollte dich gerade begrüßen, da hast du dich eiligst davongemacht.“
    „Woher kennen wir uns denn?“ Fast geriet sie ins Stottern.
    „Von der Highschool. Ich hab dich da oft gesehen, war eigentlich sogar schwer beeindruckt von dir. Immer hattest du die Nase in irgendeinem Buch.“
    „Und wie heiße ich?“
    „Cara Rutledge. Falls du nicht mittlerweile einen anderen Nachnamen trägst!“
    „Nein, der stimmt noch“, bestätigte sie, erstaunt, dass er tatsächlich wusste, wer sie war. Sie musterte sein kantiges Gesicht, die markanten Kinngrübchen unter den Bartstoppeln, die hellblauen Augen, das braune Haar. Und so ein einprägsames Gesicht sollte sie wirklich vergessen haben? Sie ging ebenfalls zum Du über. „Entschuldige, aber wer bist
du
denn eigentlich?“
    „Na los, rate mal!“
    „Nee, das ist unfair. In der Schule waren so viele! Raus damit! Mit wem habe ich das Vergnügen?“
    Er zog eine Grimasse, allerdings nur zum Spaß. „Jetzt hast du mein Ego aber arg beschädigt! Sagt dir der Name Brett Beauchamps etwas?“
    Brett … Oh je! Nein! Ach, du liebes bisschen! In Sekundenschnelle eilten ihre Gedanken zum Abschlussjahrgang der Oberstufe zurück. Jedes, aber auch jedes Mädchen an den Highschools, die mit Football-Teams in der Oberstufenliga vertreten waren, schwärmte von Brett, dem Quarterback, dem umwerfend attraktiven Abwehrrecken. Brett Beauchamps war der absolute Traumtyp: Er sah blendend aus, war allseits beliebt, eine vielseitige Sportskanone und konnte einen hervorragenden Notendurchschnitt vorweisen, sodass ihm die Elite-Universitäten reihenweise Stipendien anboten.
    „Klar habe ich den schon einmal gehört. Persönlich haben wir uns allerdings nie kennen gelernt. Verlass dich drauf, sonst hätte ich mich an dich erinnert. Allerdings verblüfft es mich, dass du dich deinerseits an mich entsinnst. Typen wie du gaben nicht viel auf magere, politisch linkslastige Streberinnen. Wenn mich nicht alles täuscht, wart ihr mehr auf schnuckelige blonde Cheerleader scharf!“
    Er tat die Bemerkung mit einem Schulterzucken ab. „Du warst anders als die meisten Mädchen. Einzelgängerin, aber irgendwie cool dabei. Mysteriös.“
    „Wie ein Hai?“
    Er lachte. „Das nicht – höchstens

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