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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Schalenhaus und vergewisserte sich, dass keine Schnecke mehr darin wohnte. „Darf ich die mitnehmen?“
    „Wenn’s sein muss. Ich bitte nur darum, dass jeder nicht mehr als eine Muschel oder Schale einsteckt. Und keine Seeigel. Davon werden so viele mitgenommen, dass die Art bereits gefährdet ist. Komm, lass uns ein wenig über den Strand laufen!“
    „Wie hast du dich denn von deinen beiden weiblichen Fans losgeeist?“ Sie blickte über die Schulter. Gerade spazierte das Damen-Duo ohne besondere Eile Richtung Wasser.
    Er verzog den Mund langsam zu einem verführerischen Lächeln. „Ich hab ihnen gesagt, meine Frau warte auf mich.“
    Sie gingen in Richtung einer Gruppe abgestorbener Bäume, die einem Geisterwald gleich aus dem Sand herauszuwachsen schienen. Wurzeln wanden sich um Felsen und Muscheln. Die See schimmerte im ungewöhnlich klaren Sonnenlicht. Brett blieb stehen, stemmte die Hände in die Hüften und sah sich um, als gehöre das alles ihm.
    „Ist das hier nicht ein herrliches Fleckchen Erde?“
    Sie konnte ihm nur zustimmen. Es war Ebbe. Weit, weit hinaus erstreckte sich der Strand; schmale Wasserrinnen furchten sich wie Bächlein durch den Sand. In einiger Entfernung scheuchte ein kleines Kind ein Möwe auf. Doch das Faszinierendste war die Stille. Der Lärm der Zivilisation schien meilenweit entfernt; man konnte nur das sanfte Rauschen der Wellen und das Kreischen der Möwen hören.
    „Man kommt sich vor, als wäre man ganz weit weg von allem“, schwärmte sie. „Da drüben hat ja einer ein Zelt aufgebaut! Ist das denn gestattet?“
    Er nickte. „Das Gelände ist freigegeben. Es existieren ja nicht mehr viele vorgelagerte Inseln, die als Naherholungsgebiete genutzt werden können. Die meisten werden Stück für Stück verscheuert. Eine Affenschande! Wenn sich nicht bald was ändert, werden nur wenige Menschen das hier noch zu sehen bekommen. Doch hier darf man lagern und zelten, sich was zu futtern mitbringen und die Angel auswerfen.“ Er bückte sich nach einer Muschel. „Der ideale Ort auch für Liebespärchen.“
    Den letzten Satz nuschelte er so schnell und undeutlich vor sich hin, dass Cara nicht sicher war, ob sie ihn richtig verstanden hatte. „Ist es denn nicht manchmal ein wenig überlaufen?“
    Er richtete sich auf, wandte den Kopf und lächelte verschmitzt. „Wenn’s hier zu voll wird, verziehe ich mich in meine ganz privaten Geheimverstecke. Könnte ich dir bei Gelegenheit zeigen …“ Und als sie die Brauen hochzog, fügte er hinzu: „Beim Picknick.“
    „Ich kann aber Schnaken nicht ausstehen.“
    „Ich weiß ’ne Stelle, wo eine angenehme Brise die verscheucht.“
    „Sag mal, soll das eine Verabredung werden?“
    „Mit über zwanzig Jahren Verspätung. Was ist – ja oder nein?“
    Sie schabte letzte Sandreste von ihrer Wellhornschnecke. Das Gehäuse war wunderschön geformt und von hübscher orangeroter Farbe – ein nettes Mitbringsel für ihre Mutter.
    „Ja.“
    Während sich Cara auf ihrem Ausflug befand, schickte Lovie Toy zum Einkaufen, denn Palmer hatte seinen Besuch angekündigt. Vor lauter Freude hatte Lovie ihn gleich zum Lunch eingeladen und einige seiner sommerlichen Lieblingsspeisen zubereitet: Krabbensalat, Muffins aus Maismehl, Eistee mit Himbeeraroma und zum Nachtisch überbackene Vanillesauce, kalt serviert. Er erschien auch pünktlich, wirkte jedoch ziemlich hölzern und war wachsbleich im Gesicht. Argwöhnisch streifte sein Blick durch das Strandhaus.
    „Ist Cara nicht da? Oder das Mädel?“
    Lovie setzte ihr freundlichstes Gastgeberinnenlächeln auf. „Nein, die sind beide unterwegs. Ich wollte in aller Ruhe mit dir essen. Nur wir zwei.“
    Seine Miene entspannte sich sichtlich. Offenbar erleichtert über dieses Arrangement, legte er sein Jackett ab und lockerte die Krawatte. In Schlips und Kragen hatte er sich nie besonders wohl gefühlt, und Lovie verspürte fast so etwas wie Mitleid mit ihm, weil er in mancherlei Hinsicht die schwere Bürde des Familienoberhaupts hatte auf sich nehmen müssen.
    Sie bat ihn auf die von Moskitogittern umgebene Veranda. Hier duftete es nach Geißblatt, und eine leichte Brise wehte, die das Tischtuch lustig flattern ließ. Während Lovie das Essen auftrug, streckte Palmer die Beine aus und starrte mit sehnsüchtigem Blick aufs Meer hinaus.
    „Wirklich ein wunderbares Plätzchen. Ist lange her, seit ich das letzte Mal hier war. Ich hatte ganz vergessen, welch großartige Aussicht du hier genießt. Sehr

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