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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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schön!“
    „Du hörst dich schon an wie ein Grundstücksmakler!“
    „So?“ Lachend griff er zur Gabel.
    „Weißt du noch, wie du direkt da draußen mit deinem Kajak durch die Brandung gepaddelt bist? Ich hatte immer Angst, du könntest ertrinken oder von einem Hai angefallen werden. Gleichzeitig hat’s unglaublich Spaß gemacht, dir zuzuschauen. Alles wirkte so geschmeidig, und du warst braun wie eine Kokosnuss!“
    Auf Palmers Gesicht zeigte sich ein jungenhaftes Lächeln. „Das hat nachgelassen. Was ist eigentlich mit dem ollen Kajak passiert? Vielleicht besorge ich uns ein neues. Cooper könnte paddeln lernen.“
    „Linnea auch!“
    „Die hat’s mehr auf die Bengel abgesehen, die in den Dingern sitzen.“ Er unterbrach sich und tupfte sich mit einer Serviette die Mundwinkel ab. „In unser Ferienhaus auf Sullivan’s Island fahren wir auch nur noch selten. Ist dauernd vermietet.“
    „Wozu habt ihr es, wenn ihr euch nie Zeit dafür nehmt?“
    Seine Miene verfinsterte sich. Mürrisch stocherte er in seinem Salat herum. „Weil ich das Geld brauche, Mama. Die Firma läuft zurzeit nicht besonders. Allerdings kein Grund zur Sorge“, fügte er eilig hinzu.
    Das überzeugte Lovie nicht. Sie hatte zahlreiche Bemerkungen von Julia aufgeschnappt und machte sich sehr wohl Gedanken. „Hast du mit Bobby Lee gesprochen?“ Robert Lee Davis, Banker und Finanzberater der Familie, war ein zuverlässiger alter Freund.
    „Hab ich“, erwiderte Palmer. „Er empfiehlt Sparmaßnahmen, meint, wir sollten den Gürtel enger schnallen. Ich bin anderer Ansicht. Wir müssen expandieren, den Wachstumsschub ausnutzen, der im Augenblick hier in der Region herrscht. Mensch, ich kenne Leute, die in ganz South Carolina das große Geld mit Grundstücksgeschäften machen, ihre Jahreseinkünfte glatt verdoppeln!“
    Aha, der Panter pirscht sich wieder heran, dachte Lovie. Genau wie sein Vater, nie zufrieden mit dem Erreichten, nie Zeit, das Erreichte zu genießen oder sich an seiner Familie zu erfreuen. Stets hatte Stratton nur eins im Sinn gehabt: Sein Imperium sollte wachsen. Es war nicht so sehr der Ehrgeiz gewesen, den Lovie nun gleichfalls am Sohn verabscheute, sondern sein Anspruchsdenken. Wie sein Vater setzte Palmer selbstverständlich voraus, dass die Welt ihm ein Leben auf großem Fuß schuldig war. Oder, wie er es auszudrücken pflegte, „den Lebensstil, den ich gewohnt bin“.
    „Warum bringst du Julia und die Kleinen nicht zum Unabhängigkeitstag hierher? Wir könnten doch grillen!“
    „Geht nicht, Mama. Sorry. Wir müssen bereits mit drei Einladungen jonglieren.“
    „Ich hätte es nett gefunden, wenn wir mal wieder alle beisammen gewesen wären. Nun, dann ein andermal!“
    „Gemacht!“ rief er. „Bald schon!“
    Sie verfielen in Schweigen. Palmer aß stumm zu Ende, während Lovie bereits im Geiste das formulierte, was sie ihm sagen wollte.
    „Erstklassiges Grundstück“, bemerkte er und lehnte sich zurück.
    Erst jetzt ging Lovie jäh auf, dass er vorhin keineswegs aufs Meer hinaus geblickt hatte, sondern auf die Parzelle auf der anderen Straßenseite.
    „Das gibt’s auf der ganzen Insel kein zweites Mal“, schwärmte er. „Drei Grundstücke nebeneinander. Sieh es dir an!“ Er wies mit der Hand in die Richtung. „Du hast gewaltiges Glück, dass du etwas schräg versetzt wohnst. Selbst wenn das Grundstück direkt gegenüber bebaut würde, hättest du immer noch freie Sicht nach links hinaus. Wenn ich bloß wüsste, wem die Parzelle gehört, verflixt noch mal!“
    „Hattest du mir nicht erzählt, der Grund wäre der Gesellschaft für Natur- und Küstenschutz übereignet worden?“
    „Die zwei Grundstücke da drüben, ja. Aber nicht das direkt gegenüber. Nee, das ist Privateigentum. Und ich hab vor, es zu erwerben.“
    „Vielleicht will aber der Eigentümer nicht verkaufen.“
    „Alles ist käuflich. Es kommt nur auf den Preis an.“
    „Du erwähntest doch, du hättest momentan kein Geld!“
    „Man muss Geld anlegen, um Geld zu verdienen.“ Er wandte sich seitlich um und schaute Lovie an. „Genau darüber wollte ich mit dir reden. Es gibt Hinweise darauf, wer der Eigentümer ist.“
    Lovie ließ ihre Gabel fallen. „Ach, wie ungeschickt! Entschuldige!“
    „Alles in Ordnung?“
    „Aber sicher. Ich werde halt alt. Also, wie war das gerade mit dem Grundstück?“ Sie verschränkte krampfhaft die Hände im Schoß, lächelte aber ungerührt weiter.
    „Tja, wir haben ein wenig herumgeschnüffelt.

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