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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Offenbar wurden dem Küstenschutzbund die zwei Grundstücke da drüben von einem gewissen Russell Bennett übereignet. Kennst du den? Ist das einer von den Bennetts aus Richmond?“
    Sie zögerte und krampfte die Hände noch fester zusammen. „Doch, ich erinnere mich schwach. Ich glaube, ich habe ihn und seine Gattin mal kennen gelernt. Sie hieß Eleanor, wenn ich nicht irre. Eine geborene Huntington.“
    „Er war ’ne ziemliche Größe als Naturforscher und Umweltschützer und so. Insbesondere lagen ihm die Meeresschildkröten am Herzen.“ Er guckte Lovie erwartungsvoll an. „Offenbar hat er die zukünftige Besiedlungspolitik der Insel vorausgesehen und die beiden Parzellen für den Schutz der Loggerheads zur Verfügung gestellt.“
    Lovie schwieg noch immer.
    „Wie merkwürdig, dass du nichts davon gehört hast! Ist doch eigentlich genau dein Fall!“
    „Ich meine, ich hätte mal was in der Zeitung darüber gelesen. Aber das ist alles so lange her. Ich fand seinen Weitblick damals bewundernswert.“
    „Erstaunlich, dass ihr euch nicht häufiger über den Weg gelaufen seid, wo du doch so eine eifrige Schildkrötenaktivistin bist! Außerdem hast du doch in den gleichen gesellschaftlichen Kreisen verkehrt wie er.“
    „Er war studierter Biologe, ich eine einfache Umweltschützerin. Sagtest du nicht, du hättest herausgefunden, wem die dritte Parzelle gehört?“
    „Noch nicht ganz. Aber das Tollste kommt jetzt: Alle drei Grundstücke wurden in demselben Jahr gekauft. Und wir überprüfen jetzt, ob sie sich nicht alle drei im Besitz von diesem Bennett befanden.“
    Lovie hustete, wehrte aber ab, als Palmer ihr auf den Rücken klopfen wollte. Nach einer kurzen Atempause und einem Schluck Wasser fragte sie: „Und was würde es bedeuten, wenn er der Eigentümer gewesen wäre? Hieße das nicht, dass er den Grund und Boden dann seinen Angehörigen vererbt hätte?“
    „Im Katasteramt ist das nicht beurkundet.“
    Sie war empört. „Es sollte dir doch gleichgültig sein, wem es gehört!“ erwiderte sie scharf. „Du verfügst ohnehin nicht über die Mittel, es zu kaufen! Du hast doch vorhin selbst verkündet, dass die Geschäfte schlecht gehen. Da läuft es auf pure Zeitverschwendung hinaus, dieses Vorhaben weiter zu verfolgen!“
    „Wir könnten dein Grundstück hier als Parallelgrundstück mit einbeziehen und dann beide verkaufen. Noch besser wäre es, wir bebauen beide, wie ich’s neulich abends vorschlug, und verkaufen danach. Mama, wir würden ein Vermögen verdienen!“
    „Ich werde Primrose Cottage nie verkaufen“, sagte sie leise. „Dazu bedeutet es mir zu viel.“
    Auf seinem Gesicht machte sich Enttäuschung breit. Seine nächsten Worte wählte er mit Bedacht. „Zu meinem Bedauern muss ich dir mitteilen, dass ich gezwungen bin, deinen Unterhaltszuschuss zu kürzen. Wie erwähnt bin ich knapp bei Kasse, und dieses Häuschen hier wird zu ’ner Belastung.“
    Lovies Gesicht färbte sich flammend rot vor Entrüstung und Angst. „Der Zuschuss ist testamentarisch verfügt! Das kannst du nicht einfach ändern!“
    „Mama, sei realistisch! Die Kosten steigen. Der Dollar verliert an Wert. Ich weiß, dass du von diesen geschäftlichen Dingen keine große Ahnung hast, aber, um es ganz einfach auszudrücken: Ich habe das Geld nicht!“
    Zitternd schloss Lovie die Augen und schlang die Arme um den Leib.
    „Du brauchst nicht gleich das Schlimmste zu befürchten, Mama. Du bist gut versorgt. Du wirst dich bei uns in dem großen Haus pudelwohl fühlen. Du fehlst uns ohnehin schon!“ Er beugte sich vor und musterte sie besorgt. „Mama?“
    Lovie öffnete die Augen und forschte in den verhärteten Zügen ihres Sohnes nach dem Jungen, den sie einst geliebt hatte. Stets hatte sie geglaubt, dass Cara dem Vater am ähnlichsten war. Doch nun begriff sie, dass sie sich von Äußerlichkeiten wie Körpergröße sowie Haaroder Augenfarbe hatte täuschen lassen. Mit zunehmendem Alter hatte Palmer mehr und mehr den Habitus des Vaters angenommen: die hängenden Schultern, das scheinbar gewinnende Lächeln, das sich jedoch nie in den Augen widerspiegelte, die Art, wie er mit einem verbalen Hieb eiskalt ein Ultimatum verkündete. All die Jahre, in denen sie um Cara gefürchtet hatte, war Lovie blind gewesen gegenüber dem Sohn, der sich direkt vor ihrer Nase so sehr verändert hatte.
    „Ich bleibe den Sommer über hier“, beharrte sie und stand mühsam auf. Ihre Entschlossenheit verblüffte ihn sichtlich. „Ich gehe

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