Nur dieses eine Mal
Sekunde auskosten, die ihr blieb. Nach einem weiteren wertvollen Augenblick ließ er sie los und sie folgte ihm hinab zu dem Audi.
Ihr war durchaus bewusst, dass die Paparazzi gerade ein paar aussagekräftige Fotos geschossen hatten, die morgen in irgendeinem Magazin zu bewundern waren, doch das interessierte sie nicht mehr. Nie hatte sie so intensiv gelebt und geliebt, wie in den vergangenen Wochen.
Aléjandros Bekenntnis, warum er sie tatsächlich hergeholt hatte, war ein Schock gewesen. Einen Moment hatte sie ernsthaft in Erwägung gezogen, ihn mit allem zu beschmeißen, was ihr in die Finger kam, aber Wut und Enttäuschung verrauchten so rasch, wie sie gekommen waren.
Wenn sie ehrlich blieb, verübelte sie es ihm nicht einmal.
Sie verstand, warum er so wütend gewesen war und sie unter einem Vorwand hergelockt hatte. Natürlich war sie verletzt von seinen Plänen zu erfahren und dennoch bestätigte es bloß ihre Befürchtungen. Sie hatte nie wirklich mit mehr gerechnet, und so bitter die Erkenntnis war, war sie fast schon befreiend.
Also fasste sie einen Entschluss.
Der Vorteil, wenn man keine zwanzig war, war der, dass man wusste, Liebeskummer würde vergehen und einer resignierenden Lethargie Platz machen. Irgendwann würde es nicht mehr wehtun. Cady wollte die Augenblicke, die ihr blieben, genießen und in ihrem Gedächtnis bewahren. Sie war keine naive, gutgläubige Träumerin mehr, die an die große Liebe glaubte. Sie war längst erwachsen geworden.
Jede Nacht lag sie neben ihm und betrachtete Aléjandro. Seinen Körper, sein Gesicht. Wie er sich im Schlaf bewegte. Sie beobachtete ihn tagsüber, um ihn zu studieren. Jede Regung seiner Lippen, jedes Stirnrunzeln oder Zwinkern mit den Augen. Wie er seine Gabel hielt, wenn er aß, wie er ging und nach etwas griff.
Jedes Detail grub sich in ihr Gedächtnis.
Wenn er sie küsste, sie berührte und ihre Körper miteinander verschmolzen. Wie sein Atem über ihre Haut strich oder seine Finger sich sanft auf ihre legten. Das Funkeln seiner Augen, wenn er lachte. Sie würde es vermissen, dieses Lachen. Sie wollte sich auch in zwanzig Jahren noch daran erinnern, wie es mit ihm gewesen war.
Wie besonders.
Das, was sie für ihn empfand, ging über die kopflose Verliebtheit hinaus, mit der sie sich früher zu jemandem hingezogen fühlte. Aléjandro hatte etwas in ihr berührt und sie wollte es bewahren, wenn sie wieder allein in ihrem Häuschen saß und sich nach ihm sehnte.
Er eilte um den Wagen herum, nachdem sie auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, und ließ sich hinter das Lenkrad gleiten. Mit einem gutgelaunten Lächeln startete er den Audi und legte den Gang ein. Keine fünf Minuten später befanden sie sich im abendlichen Verkehr.
„Ich muss dich vorwarnen“, bemerkte er beschwingt. Sie betrachtete ihn von der Seite. Er sah so verdammt sexy aus. Über ausgewaschenen Jeans und einem weißen Hemd trug er ein dunkles Sakko. Sein Haar war lässig zurückgekämmt, und nachdem sie es genüsslich zerzaust hatte, war die Eleganz dahin. Cady verkniff sich nicht nur ihr Grinsen, sondern auch ein sehnsüchtiges Seufzen.
„In Bezug worauf?“, wollte sie wissen.
„Ich fürchte, Sienna wird vielleicht ebenfalls dort sein.“
Ihre linke Augenbraue hob sich und sie verzog die Lippen. Cadys restliche gute Laune verflüchtigte sich.
„Oh.“
Er lachte leise, als er zu ihr herüber sah.
„Wir können auf einen anderen Club ausweichen, falls sie wahrhaftig anwesend ist“, stellte er fest. Cady schüttelte den Kopf.
„Nein, das ist albern. Nachher heißt es wieder, ich laufe davon.“
Aléjandro grinste.
„Dass ich das gesagt habe, verzeihst du mir nicht.“
Cady schüttelte den Kopf.
„Nicht in diesem Leben. Aber wenn du mit ihrer Anwesenheit klarkommst, kann ich es auch.“
Aléjandro griff nach ihrer Hand und küsste ihre Fingerknöchel.
„Ich komm mit so einigem klar, wenn du da bist.“
Sie entzog ihm zögernd ihre Hand, klappte die Sonnenblende herunter und tat als würde sie ihr Make-up überprüfen.
Eine Übersprungshandlung.
Jedes Mal, wenn er dieses Gefühl in ihr wach rief, es könne vielleicht doch mehr zwischen ihnen sein, musste sie sich ablenken und ihre Finger beschäftigen.
Cady gab sich den utopischen Hoffnungen nicht hin. Sie lebte für den Augenblick. Dieses eine Mal wollte sie nicht über das nachdenken, was morgen oder in einem Monat war. Damit würde sie sich erst wieder auseinandersetzen, wenn sie heimkehrte, und
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