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Nur Du hast den Schlüssel

Nur Du hast den Schlüssel

Titel: Nur Du hast den Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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eine Cousine in Australien, von der keiner was weiß.«
    »Ist das so?« »Na ja, offensichtlich habe ich eine Cousine in Austral-lien, und bis vor einem Monat wußte ich nichts davon, also kann es nicht so ungewöhnlich sein.
    »Mrs. Tachyons Fall ist ein schreckliches Armutszeugnis für unsere Gesellschaft.«
    »Was meinst du mit Armutszeugnis ? Daß sie kein Geld hat? Oder keine Verwandten?«
    »Nein, daß sie kein Zuhause hat und einfach umherirrt und von dem leben muß, was sie finden kann. Man sollte etwas dagegen unternehmen.«
    »Na ja, wir könnten sie besuchen gehen«, sagte Johnny.
    »Sie ist im St. Mark's.«
    »Was würde das denn nützen?«
    »Na ja, es könnte sie ein bißchen aufheitern.«
    »Ist dir schon aufgefallen, daß du beinahe jeden Satz mit >Naja< anfängst?«
    »Na ja-«
    »Sie im Krankenhaus zu besuchen ändert nichts an dieser schrecklichen Vernachlässigung der Obdachlosen und Geistesgestörten, oder?«
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    Nur du hast den Schlüssel
    »Wahrscheinlich nicht. Aber sie würde sich vielleicht freuen.«
    Kasandra ging einen Augenblick lang schweigend weiter.
    »Es ist nur, daß ... also, ich hab ein Problem mit Krankenhäusern, wenn du es unbedingt wissen mußt. Es sind lauter Kranke dort.«
    »Wir könnten ihr was Nettes mitbringen. Und sie freut sich vielleicht zu hören, daß es Satan gut geht.«
    »Und es riecht dort so schlecht«, sagte Kasandra, die gar nicht zugehört hatte. »Dieser schreckliche Geruch nach Desinfektionsmitteln.«
    »Neben Mrs. Tachyon wirst du das kaum merken.«
    »Du willst nur deshalb unbedingt dorthin, weil du weißt, daß ich Krankenhäuser nicht ausstehen kann, nicht wahr?«
    »Ich ... ich finde einfach, wir sollten es tun. Und ich dachte, du hast auch solche Sachen für deinen Duke-of-Edinburgh-Preis getan.«
    »Ja, aber das hatte einen Sinn.«
    »Wir könnten gegen Ende der Besuchszeit hingehen, dann müssen wir nicht lange bleiben. Das machen alle anderen auch immer so.«
    »Also gut«, sagte Kasandra.
    »Und wir sollten ihr irgendwas mitbringen. Das macht man so.«
    »Du meinst Trauben oder so?«
    Johnny versuchte, sich Mrs. Tachyon vorzustellen, wie sie Trauben aß. Es funktionierte nicht. »Mir fällt schon was ein.«
    Die Garagentür schwang langsam auf und zu.
    In der Garage befanden sich:
    Ein Zementboden. Er war alt und rissig und öldurch-tränkt. Abdrücke von Tierpfoten liefen darüber - es sah aus, als wäre ein Hund über den frischen Beton gerannt.
    Wenn Beton frisch ist, passiert das immer. Es gab auch ein paar menschliche Fußabdrücke, in der Zeit erstarrt und; inzwischen mit schwarzem, fettigem Staub gefüllt. Mi anderen Worten, dieser Boden war so ziemlich wie jeder andere Zementboden.
    Außerdem gab es noch:
    Eine Werkbank.
    Den größten Teil eines Fahrrads, umgedreht und umgeben von Werkzeugen und Fahrradteilen. Es sah so aus, als hätte zwar jemand das Kunststück beherrscht, ein Fahrrad auseinanderzunehmen, aber nicht über die hand-werklichen Fähigkeiten verfügt, es wieder zusammenzu-setzen.
    Ein Rasenmäher, halb eingewickelt in einen Garten-file:///G|/Books/1/schlüssel.htm (22 von 137) [16.06.2001 17:44:07]
    Nur du hast den Schlüssel
    schlauch, was in Garagen immer passiert und nichts zu bedeuten hat.
    Ein Einkaufswagen, überquellend von Tüten aller Art, aber vor allem von sechs großen schwarzen Tüten.
    Ein Paar Gläser mit Sauerkonserven, die Johnny am Vorabend vorsichtig aufgestapelt hatte.
    Die Überreste einer Portion Fisch und Fritten. Was Satan anging, war Katzenfutter etwas, das nur anderen Katzen zustieß.
    Ein paar gelbe Augen, die wachsam unter der Werk-
    bank hervorstarrten.
    Und das war alles.
    Zeittüten
    Wenn er ganz ehrlich war, mußte Johnny zugeben, daß er Krankenhäuser auch nicht sonderlich mochte. Die meisten Leute, die er hier besucht hatte, waren nicht wieder herausgekommen. Und wie sehr man auch versuchte, den Räumen mit Pflanzen und Bildern eine freundlichere Atmosphäre zu verleihen, es sah doch nie freundlich aus.
    Schließlich war auch niemand freiwillig dort.
    Aber Kirsty war sehr begabt, wenn es darum ging,
    Dinge herauszufinden und genervte Leute dazu zu bringen, daß sie einem Antwort gaben, und es dauerte nicht lange, bis sie Mrs. Tachyons Zimmer gefunden hatten.
    »Das da ist sie, oder?«
    Kasandra deutete eine Reihe von Betten entlang. Es gab einige, an denen keine Besucher standen, aber Mrs.
    Tachyon war nicht zu übersehen.

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