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Nur Du hast den Schlüssel

Nur Du hast den Schlüssel

Titel: Nur Du hast den Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sie saß im Bett und trug ein Krankenhausnachthemd und ihre Wollmütze, über die sie einen Krankenhaus kopfhörer gestülpt hatte.
    Mrs. Tachyon starrte konzentriert geradeaus und
    wackelte vergnügt im Bett umher.
    »Sie sieht aus, als ginge es ihr ganz gut«, sagte Ka sandra. »Was hört sie sich da an?«
    »Keine Ahnung«, sagte die Schwester. »Ich weiß nur, daß die Kopfhörer nicht eingestöpselt sind. Seid ihr mit ihr verwandt?«
    »Nein. Wir -« setzte Kasandra an.
    »Es ist so eine Art Projekt«, sagte Johnny. »Sie wissen schon ... wie die Gärten alter Leute jäten und so was.«
    Die Schwester sah ihn ein wenig seltsam an, aber das magische Wort »Projekt« tat auch diesmal seine Wirkung.
    Sie schnupperte. »Rieche ich da etwa Frittenfett?«
    Kasandra warf Johnny einen wütenden Blick zu. Er
    versuchte, unschuldig dreinzuschauen.
    »Wir bringen ihr nur ein paar Trauben«, sagte er und zeigte ihr die Tüte.
    Mrs. Tachyon blickte nicht auf, als sie Stühle an ihr Bett file:///G|/Books/1/schlüssel.htm (23 von 137) [16.06.2001 17:44:07]
    Nur du hast den Schlüssel
    zogen.
    Johnny hatte noch nie im Leben mit ihr gesprochen, höchstens »Entschuldigung« gesagt, wenn sie ihn mit ihrem Einkaufswagen gerammt hatte. Er wußte nicht so recht, wie er anfangen sollte.
    Kasandra beugte sich vor und zog den Kopfhörer weg.
    »Hallo, Mrs. Tachyon«, sagte sie.
    Mrs. Tachyon hörte auf zu wackeln. Sie starrte erst Kasandra unfreundlich an, dann Johnny. Sie hatte ein blaues Auge, und ihr fleckiges weißes Haar sah vorn irgendwie angekokelt aus. Aber Mrs. Tachyon hatte etwas erschreckend Unaufhaltsames an sich.
    »Ach ja. Das glaubste vielleicht!« sagte sie. »Wenn Se morgen wieder vorbeikommen, bringen Se ein knuspri-ges Brot mit. Arme Alte, wie? Das glaubste vielleicht!
    Millenium-Zeiger und Krabben? Kostenlose Zähne und Korsetts? Vielleicht für die, die so was wollen, aber nicht für mich. Ausgerechnet Bananen? Ich hatte mal ein Haus, aber jetzt sind nur Schwarze da. Hüte.«
    »Behandelt man Sie hier gut?« fragte Kasandra.
    »Mach dir keine Sorgen! Alles schön und gut. Ha! Tick tick bang! Das hätt ich gern gesehen. Sicher, ich kann mich noch erinnern, als da nur Felder waren, aber auf mich hört ja keiner.«
    Kasandra warf Johnny einen Blick zu.
    »Ich glaube, sie ist ein bißchen ... verwirrt«, sagte sie.
    »Sie versteht überhaupt nicht, was ich sage.«
    »Aber wir verstehen ja auch nicht, was sie sagt«, meinte Johnny, der sich eigentlich die meiste Zeit verwirrt fühlte.
    Mrs. Tachyon rückte die Kopfhörer zurecht und fing wieder mit ihrem Boogie an.
    »Das ist wirklich unglaublich«, sagte Kasandra. »Entschuldigen Sie bitte.«
    Sie zog die Kopfhörer von der Wollmütze und horchte hinein.
    »Die Schwester hatte recht«, sagte sie. »Kein Ton.«
    Mrs. Tachyon federte vergnügt auf und ab.
    »Einer pro Minute«, kicherte sie.
    Dann zwinkerte sie Johnny zu. Es war ein kluges, wissendes Blinzeln vom Planeten Tachyon zum Planeten Johnny. »Wir haben Ihnen ein paar Trauben mitgebracht, Mrs.
    Tachyon«, sagte er.
    »Das glaubste vielleicht.«
    »Trauben«, sagte Johnny mit fester Stimme. Er öffnete die Tüte und holte das dampfende Päckchen aus fettdich-tem Papier heraus. Mrs. Tachyon riß die Augen auf. Unter der Decke kam eine dürre Hand hervor, schnappte sich das Päckchen und verschwand damit wieder unter der Decke.
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    Nur du hast den Schlüssel
    »Er und sein Mantel«, sagte sie.
    »Keine Ursache. Äh ... ich passe auf Ihren Wagen auf.
    Und Satan geht es gut, obwohl er kaum was gefressen hat, von ein paar Fritten mit Fisch und meiner Hand abgese-hen.«
    »Daran ist nur Mr. Chamberlain schuld«, sagte Mrs.
    Tachyon.
    Ein Gong ertönte.
    »Oje jetzt ist die Besuchszeit schon wieder rum mein Gott wie schnell die Zeit verfliegt ist das nicht schade«, sagte Kasandra und stand schnell auf. »Schön Sie kennengelernt zu haben Mrs. Tachyon tut uns leid daß wir gehen müssen komm schon Johnny.«
    »Lady Muck«, sagte Mrs. Tachyon.
    Sie nickte Johnny zu.
    »Wie sieht's denn draußen aus, Mister Mann?«
    Johnny versuchte, so wie Mrs. Tachyon zu denken.
    »Äh ... hell?« meinte er.
    »Das glaubste vielleicht. Die Zeittüten da, Mister Mann. Paß auf mein Rad auf. Wo dein Geist ist, muß der Rest mitgehen. Heute hier, gestern da! Man muß es einfach tun. Wie?«
    Johnny starrte sie an. Es war, als hätte er im Radio eine Menge Rauschen gehört,

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