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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Dixon
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ein Kind gewesen, hatte ihn dieses Brüllen so verängstigt, dass er sich in der Öffentlichkeit in die Hose gemacht hatte.
    Heute Morgen allerdings stellte sein eigenes Gebrüll das seines Vaters spielend in den Schatten. »Als du mich gebeten hast, hierher zurückzukommen, war von einem Jahr die Rede. Höchstens zweien, dann sollte ich mein eigenes Leben
wieder aufnehmen. Stattdessen hast du mir dein Leben angeklebt und dich aus dem Staub gemacht!«
    »Red keinen Blödsinn. Du hast das Haus. Du hast die Agentur.«
    »Soll ich dir etwas sagen, alter Mann? Hierher zurückzukommen und dir zu helfen, deine beschissenen Versicherungen zu verkaufen, hat sich angefühlt, als hätte ich mir eigenhändig die Eingeweide herausgerissen. Aber es gab einen klitzekleinen Aspekt an der Sache, der den Rest einigermaßen erträglich gemacht hat, nämlich die Vorstellung, dass ich der Sohn war, an den du dich gewendet hattest, als es darauf ankam.«
    Sein Vater schlug mit der Faust auf den Tisch. »Du hattest eine Freundin mit einem dicken Bauch und einen Haufen Schulden vom Studium.Wie wärst du damit wohl zurechtgekommen? Mit Caroline und ihrem kleinen ›Braten im Ofen‹? Du wärst völlig überfordert gewesen. Alles, was du hattest, war irgendeine dickköpfige Idee, deinen Lebensunterhalt mit Surfen zu bestreiten. Ich hab’ deinen jämmerlichen Arsch gerettet.«
    »Du hast mich angelogen. Sobald es dir wieder einigermaßen gut ging, hast du mich hier allein gelassen und bist auf Nimmerwiedersehen nach Arizona verschwunden!«
    »Jetzt fange ich gleich an zu weinen.« Roberts Vater ging zur Arbeitsplatte und öffnete eine Schachtel Getreideflocken. »Du hast alle Möglichkeiten, mein Junge. Also hör auf zu jammern.«
    Mit einer flinken, wütenden Bewegung griff Robert nach seinem Kaffeebecher und schleuderte ihn nach dem alten Mann. Er zerbrach an der Wand gleich über dem Kopf seines Vaters, der einen wütenden Satz auf Robert zu machte, um ihm an die Gurgel zu gehen. Robert stand auf, und sein
Stuhl kippte nach hintenüber. Als er seine Faust gerade mit aller Kraft in den Bauch seines Vaters rammen wollte, schrie jemand: »Jesus im Himmel, was ist hier los?!« Plötzlich stand Tom im Raum, und Roberts Faust fand ihren Weg in sein Gesicht. Ließ seine Haut aufplatzen und hinterließ einen tiefen Riss.
    Langsam hob Tom die Hand an seine Wange. Er wirkte völlig fassungslos. Für einen Moment lag eine explosive Stille in der Luft: die Stille zwischen den Nachbeben eines gewaltigen Erdbebens.
    Dann hob Robert den Stuhl auf und stellte ihn wieder hin; seine Hand glänzte vom Blut seines Bruders.
    Sein Vater tauchte einige Papiertaschentücher in das Wasser im Spülbecken, tupfte damit unbeholfen Toms Gesicht ab und sagte: »Ruf Doc Johannsen am Ende der Straße an. Vielleicht ist er zu Hause. Du musst genäht werden.«
    Langsam nahm er am Tisch Platz, den blutigen Papierklumpen noch immer in der Hand. »Das kommt schon wieder in Ordnung. Ich hab’ viel Schlimmeres erlebt, als ich noch in der Collegemannschaft gespielt hab’.«
    »Du hast eine einzige lausige Saison gespielt«, erwiderte Robert.
    »Und danach musste ich in einen Schützengraben in Frankreich«, knurrte der alte Mann. »Ich hab’ Football gespielt. Ich hab’ für mein Land gekämpft. Du hast wie ein Seehund im Ozean geplanscht und dich um Vietnam gedrückt, indem du Caroline geschwängert und sie geheiratet hast.Also reiß dein Maul nicht auf, wenn es um Dinge geht, für die du selber nie den Mumm hattest.«
    Ehe Robert antworten konnte, trat Tom zwischen die beiden. »Lass uns bei den Tatsachen bleiben, Dad. Ich bin auch nicht gegangen.«

    »Deine Nummer wurde nicht gezogen. Hätten sie dich eingezogen, dann wärst du auch nach Vietnam gegangen. Du bist kein verweichlichtes Muttersöhnchen, du hältst die Stellung.«
    »Wovon redest du da?«, brüllte Robert.
    »Dass man die Stellung hält. Ein echter Mann geht in Deckung und hält die Stellung an der Front, egal was passiert. Und jammert nicht rum. So verhält sich ein Mann. Das kann man von ihm erwarten.Wo auch immer das Leben dich hinstellt, hältst du die Stellung und verteidigst sie.«
    »Was mich angeht, hasse ich jeden einzelnen Zentimeter meiner Stellung«, entgegnete Robert. »Ich hab’ die Schnauze voll davon!«
    »Was ist los mit dir, Robert?«, fragte seine Mutter von der Tür her. Hinter ihr stand Caroline, flankiert von Julie und Lissa; alle drei trugen Nachthemden aus Flanell mit

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