Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
gibt etwas, das ich dir sagen möchte.«
Sie lächelte, bewegte sich aber nicht weg vom Fenster.
Wieder streckte er die Hand aus. »Komm. Lass uns ins Bett gehen. Ich muss mir dir sprechen.«
In Carolines Antwort lag ein leichtes Zögern: »Kannst du es mir nicht hier sagen? Ich möchte noch einen Moment hierbleiben.«
»Es ist kalt hier. Lass uns gehen.«
»Die Heizung ist an. Es ist schon in Ordnung.« Caroline zog ihn ins Zimmer. Nichts darin hatte sich verändert, seit er es als Teenager bewohnt hatte. Sie führte ihn zu dem Doppelbett am Fenster. Die Fensterbank dort hatte eine kleine, runde Kerbe. Robert zog Caroline in eine andere Richtung, und sie nahmen auf dem Bett an der Tür Platz.
»Ich muss dir auch etwas sagen«, begann Caroline. Unter ihren Augen waren zarte bläuliche Ringe zu erkennen, die darauf hindeuteten, dass sie Ruhe brauchte. Ihre Lippen näherten sich Roberts Ohr, und sie flüsterte: »Du wirst mal wieder ein bisschen renovieren müssen. Diesmal brauchst du weißen Emaillelack, eine Menge gelbe Farbe und eine Tapete mit Winnie-the-Pooh-Muster.«
»Warum?«
»Weil wir ein Baby bekommen. Und ich möchte diesen Raum hier zum Kinderzimmer machen.«
Robert fühlte sich, als hätte Caroline ihn hochgehoben
und aus schwindelerregender Höhe wieder fallen lassen. Ebenso gut hätte sie ihn auf einer scharfen Spitze aufspießen können. Einen Augenblick lang war er so schockiert, dass er nicht denken konnte.
Als er ihre Worte wieder wahrnahm, war sie mitten im Satz: »… wenn es ein Junge ist, werden wir natürlich deiner Familientradition folgen und ihn als erstgeborenen Sohn Thomas nennen. Aber sein zweiter Name soll Justin sein. Und wir werden ihn Justin rufen. Also …«
Robert unterbrach sie: »Bist du sicher? Bist du ganz sicher, dass du schwanger bist?« Es fühlte sich an, als würde er sich Gewissheit über sein eigenes Todesurteil verschaffen.
Carolines Lächeln verschwand. Sie klang plötzlich müde und erschöpft. »Ja, ich war heute Nachmittag beim Arzt. Ich bekomme ein Baby.«
»Es könnte doch falscher Alarm sein.« Robert stand auf, entfernte sich ein Stück von ihr. »Wie beim ersten Mal. So könnte es sein, oder nicht?«
Caroline sah ihn an, als hätte er etwas Entsetzliches gesagt. »Was? Du meinst, als wir geheiratet haben? Um Gottes willen, Robert. Das war kein ›falscher Alarm‹. Ich hatte eine Fehlgeburt. Ich habe ein Baby verloren, nicht erfunden.«
Robert kam zurück zum Bett und setzte sich ans Fußende. »Ich weiß. Ich meinte nur - dass nichts daraus geworden ist. Das Baby hat es nicht geschafft. Ich glaube, ich habe nur versucht, zu sagen, dass so etwas wieder passieren könnte, oder etwa nicht?«
Carolines Antwort klang beinahe hasserfüllt: »Wünschst du dir das? … dass ich dieses Kind verliere?«
Robert stützte die Arme auf die Knie und schaute auf seine Füße. Sie wirkten bleich auf dem dunklen Holz der Bodendielen. Die Schwielen an seinen Knien, die er dem
Knien auf seinem Surfbrett verdankte und schon als junger Mann gehabt hatte, waren bis heute nicht verschwunden.
Er antwortete, ohne aufzublicken: »Es ist egal, was ich mir gewünscht habe.«
Er sah keine Möglichkeit, Caroline beizubringen, dass seine Liebe zu ihr und zu seinen beiden kleinen Mädchen ihn an seine Grenzen brachte - dass der Gedanke an ein weiteres Kind ihn niederschmetterte. Der einzige Neubeginn, den Robert sich heute Abend gewünscht hatte, war seine Flucht aus der Lima Street. Stattdessen spürte er bereits die Umklammerung durch diese neue Fessel. Sie würde ihn zwingen, noch lange an diesem Ort zu bleiben, vielleicht für immer, an dem Ort eingesperrt, von dem er sein Leben lang zu entkommen gehofft hatte.
»Bist du glücklich?«, fragte er leise und emotionslos. »Bist du froh, dass wir noch ein Baby bekommen?«
Caroline stand auf und ging zur Tür. »Ja«, sagte sie. »Ich will dieses Kind wirklich sehr.«
Nach einem kurzen Moment folgte Robert ihr hinaus in den Flur. Als sie an der Treppe vorbeikamen, zögerte er einen Moment. Er wollte gerade stehen bleiben, als er spürte, dass Caroline ihn beobachtete. Also drehte er dem Geländerpfosten den Rücken zu - und dem braunen Umschlag, der auf ihm lag.
Stattdessen näherte er sich seiner Frau. Er küsste ihr glänzendes Haar. Und atmete den süßen Geruch ihres Parfüms ein. Dann ging er weiter.
Nach jener Nacht hatten Robert und Caroline ihr Leben in der Lima Street einfach weitergeführt, und Justin war
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