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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Dixon
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geboren worden.
    Vom ersten Moment an, in dem sie ihn sah, war Caroline in ihn vernarrt gewesen. Roberts Liebe war dagegen bestenfalls
geprägt von Unsicherheit. Auf einer bestimmten Ebene hatte er die Geburt seines Sohnes wie die Ankunft eines Gefängniswärters erlebt. Deswegen hatte Robert sich nie zu den kleinen Ritualen und Spielen des Vaterseins durchringen können. Er hatte niemals U-Boot gespielt oder Justin in Berge von Seifenblasen gehüllt, wenn er ihn badete. Er hatte ihm nie eine Gutenachtgeschichte vorgelesen. Er hatte ihn nicht einmal zum Friseur mitgenommen oder ihm gezeigt, wie man einen Ball wirft.
    So sehr er es auch versucht hatte, war Robert doch nie in der Lage gewesen, Justin aus tiefstem Herzen zu lieben.
     
    Wegen seiner heftig aufwallenden Schuldgefühle klammerte Robert sich an Caroline fest, als sie sagte: »Ich muss wieder hinein, ich muss wieder bei Justin sein.«
    Sie warf Robert einen Blick zu, der, für einen Moment, von der reinsten Liebe erfüllt war, die er jemals gesehen hatte. Dann verschwand sie durch die Wartezimmertür.
    Robert wollte Caroline folgen, doch die junge Schwester hielt ihn zurück. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Aber es darf immer nur ein Besucher auf die Kinderstation.«
    Die Schwester mit ihrer nervösen Energie und ihrem Klemmbrett war vor wenigen Minuten zurückgekehrt. Jetzt schob sie Robert zu einem Stuhl und sagte: »Für die Fragen, die ich stellen muss, werde ich nicht lange brauchen. Es könnte allerdings ein paar Minuten länger dauern als normalerweise, weil es für mich die erste Woche ist, in der ich alles alleine mache. Das ist meine erste Stelle nach der Schwesternschule und …«
    Sie hielt inne, um den Stift aufzuheben, der von ihrem Klemmbrett gerutscht war. »Ich bin ein bisschen nervös, es tut mir leid.«

    »Sprechen Sie mich später noch einmal an. Bitte.« Robert wollte dieses zappelige Mädchen loswerden.
    »Eigentlich brauche ich nur eine Unterschrift … die Erlaubnis, dass Ihr Sohn eine Transfusion erhält, falls es nötig werden sollte.«
    Die Schwester streckte ihm das Klemmbrett entgegen, und Robert kritzelte seinen Namen ans Ende des Formulars. Ihm schwirrte der Kopf vor lauter Angst, Justin könnte sterben.
    »Braucht er Blut?«, fragte Robert. »Ich kann sofort Blut spenden.Wohin muss ich gehen?«
    »Nein, im Augenblick braucht er kein Blut. Aber es wäre natürlich großartig, wenn Sie trotzdem Blut spenden. Wir können Ihre Spende aufbewahren. Ich müsste nur Ihre Blutgruppe notieren.« Sie hielt den Stift startbereit über ihre Papiere.
    »Null. Blutgruppe Null«, sagte Robert.
    Seine Antwort schien die Schwester zu verwirren. »Sind Sie sicher?«
    »Soll ich es Ihnen beweisen? Ich habe hier den Pass mit meinen Notfall-Informationen.« Robert zog sein Portemonnaie aus der hinteren Tasche.
    »Nein. Ich meine, wahrscheinlich ist es mein Fehler. Oder vielleicht hat Ihre Frau etwas Falsches angegeben.« Wieder schaute die Schwester in ihre Unterlagen.
    »Ich habe für sie nämlich Blutgruppe A notiert. Und Ihr Sohn hat AB.Wenn Sie also Blutgruppe Null hätten, wäre es ausgeschlossen, dass Sie sein …« Die Schwester verstummte.
    Als ihre Blicke sich begegneten, nahm Robert die Panik in ihren Augen wahr. Keiner von beiden sprach ein Wort.
    Sie hatte ihm gerade die Wahrheit über Justin gesagt, und über Caroline. Dem war nichts hinzuzufügen.

JUSTIN
    Santa Monica, Spätherbst 2005
    I ch lag im Bett. Zu Hause. Dann schaute ich aus dem Fenster und sah einen Mann in einer roten Felljacke. Ich konnte ihn nur vom Hals bis zur Hüfte erkennen. Sein Oberkörper füllte den Fensterrahmen aus. Ich wusste, dass es niemand war, den ich kannte, und mir war klar, dass er gekommen war, um mich zu töten. Dann war er auch schon im Zimmer und stand neben dem Bett. Er hatte ein Gewehr und zielte auf mich. Und ich dachte: ›Scheiße, das brauche ich nun wirklich nicht.‹ Im nächsten Augenblick sah ich die Kugel aus dem Lauf der Waffe direkt auf mich zukommen. Ich wandte mich ab, rollte mich auf den Bauch und drehte ihm den Rücken zu. Ich wusste, dass er schoss und dass es wehtun würde … wenn die Kugel in meinen Körper eindrang. Irgendwie griff ich mit der Hand nach hinten. Ich glaube, ich wollte die Kugel von mir weglenken, als könnte ich sie bremsen und die Schmerzen abmildern. Dann traf sie meine Handfläche. Und es hat höllisch wehgetan.« Justin zögerte kurz, dann erklärte er: »Das ist alles.«
    »Das ist alles?« Aris Augen

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