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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Dixon
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einfachen Zeilen gab sie ihnen einen Kompass mit, der sie stets nach Hause führen würde.
    »Kenn ich meinen Namen …?«, sang Caroline ihrem Sohn vor. »Aber ja, aber ja. Mein Name, der ist Justin. Und auch Fisher, ist doch klar.«
    Justins Lider fielen zu. Caroline kitzelte seine Handfläche und sagte: »Nein, Baby. Nicht wegdämmern. Bleib wach. Bleib bei mir. Komm schon, Justin. Sing dein Lied.«
    »… Mein Name, der ist Justin … und auch Fisher, ist doch klar.« Die gelispelten Worte waren kaum zu verstehen, aber immerhin sang Justin, er war also wach. Er stand in Verbindung mit ihr.
    »Kenn ich mein Zuhaus?«, sang Caroline weiter. »Aber ja, aber ja. 8-2-2, Lima Street, und schon bin ich da. Kenn ich meine Stadt, aber ja, aber ja. Die Stadt heißt Sierra Madre, und wir leben alle da. Kenn ich meine Eltern, aber ja, aber ja. Meine Ma heißt Caroline, und Robert mein Papa. Kenn ich meine Schwestern, aber ja, aber ja. Julie heißt die eine und die andre heißt Lissa.«
    Justin schaute Caroline an und brachte ein schläfriges, zittriges Lächeln zustande: »Noch mal, Mommy. Sing mir meine Geschichte.«
    Und die ganze Nacht hindurch hörte Justin die tiefe, klare Stimme seiner Mutter, die für ihn sang: »Kenn ich meinen
Namen, aber ja, aber ja. Kenn ich mein Zuhaus? Aber ja, aber ja. 8-2-2, Lima Street, und schon bin ich da.«

    Es war nach Mitternacht. Roberts Ankunft im Haus verblüffte Mrs. Marston. Sie hatte auf dem Sofa gedöst. Immer noch leicht weggetreten murmelte sie: »Robert, warum bist du so früh zurück? Ich habe dich erst in ein paar Stunden erwartet.«
    Er bahnte sich seinen Weg an ihr vorbei. Sie folgte ihm, so schnell sie konnte, und erklärte, dass sie Julie und Lissa hinüber in ihr Haus gebracht hätte, wo ihr Mann auf sie aufpasste.
    Als sie ihn in der Küche einholte, goss Robert sich bereits einen Drink ein.
    »Warum hast du Caroline und Justin nicht mit zurück aus dem Krankenhaus gebracht? Oh, Gott. Das Kind ist doch nicht tot, oder?«
    »Nein.« Das war alles, was Robert herausbrachte.
    Die Neuigkeit, die er im Krankenhaus erfahren hatte - dass Caroline ihn nicht nur betrogen, sondern ihm auch noch das Kind eines anderen Mannes untergejubelt hatte -, zog Robert regelrecht den Boden unter den Füßen weg.
    Er hörte kaum zu, was Mrs. Marston berichtete: »Die Mädchen waren so durcheinander, als sie sahen, wie ihr kleiner Bruder in einem Krankenwagen weggebracht wurde. So eine schreckliche Geschichte.« Während sie weiterplapperte, lief Robert in der Küche auf und ab, stürzte seinen Drink in großen Schlucken hinunter und versuchte sich zu erinnern, wo er vor vier Jahren seine Steuerunterlagen verstaut hatte.
    »Robert!« Mrs. Marston klang jetzt gereizt. »Du hörst mir überhaupt nicht zu, stimmt’s?«
    Als er sein Glas hob, um die letzten Tropfen seines Scotchs
durch die Kehle rinnen zu lassen, bemerkte er die offene Kellertür und den Geburtstagskuchen, den Caroline vorsichtig auf das Regal gleich hinter der Tür bugsiert hatte. Ruhig streckte er den Arm aus und legte die Hand um den Fuß des Tortenständers. Dann ließ er Carolines elegante Kreation mit einer zornigen Drehung des Handgelenks in Richtung der geöffneten Mülltonne an der Hintertür kippen; doch die Torte klatschte gegen die Wand und spritzte über den Fußboden.
    »Wischen Sie das nicht auf!«, sagte er zu Mrs. Marston. »Lassen Sie es liegen!«
    Er ließ den Tortenständer fallen und verließ abrupt die Küche. Ihm war in diesem Augenblick eingefallen, wohin er die Steuerunterlagen gepackt hatte.
    Sie befanden sich in einer Kiste im hinteren Teil des Schranks im Flur der oberen Etage. Neben den Steuerformularen lagerten dort auch die bezahlten Rechnungen des kompletten Jahres - und Roberts Schreibtischkalender für 1971. Er blätterte ihn durch und konzentrierte sich auf die Monate Oktober und November, die Zeit also, in der Caroline schwanger geworden sein musste. In Sekundenschnelle hatte er die Antwort auf seine Frage gefunden. Er sah den Eintrag zum Versicherungsseminar in Fresno, das er am 30. und 31. Oktober besucht hatte.
    Und plötzlich erinnerte er sich an alles.
    Er erinnerte sich an den Biergeruch und das schummrige Licht im Salon und die Versuchung, die die Frau an seiner Seite für ihn bedeutet hatte. Sie hatte sich bereits beim Vortrag am Nachmittag an ihn herangepirscht und ihm dann später beim Abendessen Gesellschaft geleistet. Eine auf unbestimmte Art hübsche, ein wenig pummelige Frau mit

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