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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Dixon
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verrichteten, lenkte Justin nach und nach von der verstörenden Sitzung ab, die er früher am Tag mit Ari gehabt hatte.
    Seit seinem ersten Arbeitstag in einem Luxushotel war Justin dem Zauber dieser Welt erlegen. Für ihn waren solche Hotels Orte der Zuflucht. Sie strahlten Wärme und Sicherheit aus, Gelassenheit und Schönheit. Ein besonders exquisites Hotel zu betreten, fühlte sich für Justin an, wie sich eine Rückkehr nach Hause anfühlen sollte.

    Als er den Juwelierladen im Einkaufsbereich des Hotels betrat, grinste das Mädchen hinter der Theke und sagte: »Gute Neuigkeiten, Mr. Fisher. Ich habe genau das gefunden, wonach sie gefragt haben.« Sie zog eine Schmuckschatulle aus Wildleder aus einer Schublade, und Justin sah, dass sie das Weihnachtsgeschenk enthielt, nach dem er für Amy gesucht hatte: Einen perfekt geschliffenen Diamant-Solitär an einer Platinkette, die so dünn war wie der Faden eines Spinnennetzes.
    Justin lehnte sich über die Theke, um die Halskette zu betrachten. Ein Stück von ihm entfernt befand sich die verspiegelte Rückwand des Ladens, und als er sich aufrichtete, fiel ihm sein eigenes Spiegelbild ins Auge - und das Bild einer Frau. Sie hatte sich so schnell bewegt, dass Justin einen Augenblick lang glaubte, die Frau sei durch ihn hindurchgegangen. Natürlich war sie vorbeigegangen.Auf dem Gang. Draußen vor dem Schaufenster des Juwelierladens.
    Die Frau hatte feuerrotes Haar. Blasse Haut und hängende Schultern. Diese Kombination löste in Justin ein Gefühl des Wiedererkennens aus, das ihn aus dem Gleichgewicht brachte und dann wie betäubt zurückließ.
    Er lief zur Tür und vergaß Amys Halskette auf der Theke.
    Sobald er den Laden verließ, suchte er mit den Augen den Gang nach der Frau mit den roten Haaren ab.
    Um ihn herum bewegten sich die Menschen in alle möglichen Richtungen, doch die Frau konnte er nicht entdecken. Justin lief zum Ausgang am anderen Ende der Geschäftszeile. Als er die Tür öffnete, entdeckte er sie. Doch noch ehe er den Bürgersteig erreichte, war sie in einem Taxi verschwunden, das rasch davonfuhr.
    Mehrere Wochen lang hatte sich der Splitter einer Erinnerung in die Ränder von Justins Bewusstsein gebohrt.
Die Sitzungen mit Ari hatten geholfen, ihn näher an die Oberfläche zu befördern, und der Anblick dieser rothaarigen Frau hatte wie ein letzter, kräftiger Impuls gewirkt. Jetzt war die Erinnerung freigelegt.
    Alles, was Justin nun spürte, war eine Angst, die ihn bis ins Mark erschütterte. Zittrig zog er sein Handy aus der Tasche, benutzte eine Kurzwahl und hörte die Ansage: »Sie haben die private Nummer von Dr. Ari Silver gewählt. Bitte hinterlassen Sie Ihren Namen und Ihre Telefonnummer.«
    »Ari, ich muss dich sprechen«, sagte Justin. »Ich weiß jetzt, wer T. J.s Mutter ist.«

CAROLINE & ROBERT
    822 Lima Street, 15. Dezember 1975
    C aroline drückte ihre Wange gegen Justins Hand. Als sie seine Haut berührte, regte er sich und stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen einem Seufzer und einem verträumten Kichern lag. Er war nicht bei vollem Bewusstsein, spürte aber ihre Anwesenheit.
    »Ihr kleiner Sohn ist ein echter Glückspilz.« Der Arzt stand am Fuß von Justins Bett. »Irgendwie hat er sich bei diesem Sturzflug auf der Treppe lediglich eine ordentliche Gehirnerschütterung, einen Bruch im linken Unterarm und ein paar Schnitte und Blutergüsse zugezogen.«
    »Und das ist wirklich alles?«, fragte Caroline. »Er wird wieder gesund?«
    »Manchmal überstehen Kinder in diesem Alter Stürze so gut, dass man annehmen könnte, sie wären aus Gummi. Wir werden ihn noch eine Weile im Auge behalten, aber ja, doch, es sieht so aus, als ob er wieder ganz der Alte sein wird.«
    Eine Welle der Erleichterung durchströmte Caroline, und plötzlich wurde ihr bewusst, wie erschöpft sie war. Sie brachte lediglich ein Lächeln zustande.
    »Es ist wichtig, ihn in den nächsten paar Stunden so wach wie möglich zu halten«, erklärte der Arzt.
    Caroline nickte, immer noch lächelnd. Der Arzt verließ
das Zimmer. Caroline drückte Justin an sich. Er hob seine Hand, die, klein und warm, in ihre offene Handfläche fiel. Sie legte ihren Kopf neben seinen und begann zu singen.
    Das Lied hatte sie selbst erfunden und ihm beigebracht, sobald er alt genug war zum Sprechen.Ähnliche Lieder hatte sie sich schon für ihre beiden Mädchen ausgedacht. Das war Carolines Art und Weise, dafür zu sorgen, dass ihre Kinder niemals verloren gehen würden. Mit diesen

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