Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
brauche dich. Und ich will niemals ohne dich sein.«
Sie hielt inne und wandte den Kopf ab. Sie musste die richtigen Worte finden, um Justin genau zu erklären, was sie für ihn geopfert hatte. Sie wollte ihm klarmachen, dass sie sich mit ihrer Rückkehr aus Hawaii gegen ihren Vater gestellt hatte. Und dass sie deswegen von ihm verbannt worden war. Bei ihrer Abreise aus Maui hatte er gesagt: »Mein
kleines Mädchen, das wird dir noch leidtun.« In dieser Feststellung hatten sich das Unglück eines Vaters und die Drohgebärde eines Gangsters die Waage gehalten.
Später, als ihre Mutter Amys Gepäck zusammengestellt und sich bereit gemacht hatte, Zack ins wartende Taxi zu bringen, hatte Amy die Villa nach ihrem Vater abgesucht.Als sie hinaus auf einen der Balkone trat, hatte sie entdeckt, dass er sich unterhalb des Hauses am Strand aufhielt.Als sie nach ihm rief, tat er etwas, das er noch nie zuvor getan hatte - er wandte sich von ihr ab. Er wandte ihr den Rücken zu und stapfte davon.
Auf diesem Balkon in Hawaii hatte der Schmerz Amy mit demselben Tempo überrollt, mit dem ihrVater sich entfernte.
Amy rückte dicht an Justin heran und sagte: »Du musst jetzt alles für mich sein. Und ich muss alles für dich sein.« Justin schaute sie an, als wäre er nicht ganz sicher, was sie ihm zu sagen versuchte.
»Ich habe meinen Vater für dich aufgegeben«, fuhr Amy fort.Als Justin sie noch immer nicht vollständig zu verstehen schien, fügte sie hinzu: »Dafür bist du mir etwas schuldig. Das ist nur fair.«
Justin wirkte verblüfft. Und maßlos glücklich. »Ames, du willst mich noch? Trotz allem? Trotz all dieser Verrücktheiten? Du willst mich noch, obwohl …«
Amy stoppte ihn, indem sie ihm die Hand auf den Mund legte. »Trotz allem. Ich will dich. Alles von dir. Immer«, erklärte sie. »Egal, was all dieser Wahnsinn am Ende zu bedeuten hat. Egal wie unheimlich oder krank oder beängstigend es ist. Das ist mir egal.« Sie zog die Hand zurück, um ihn küssen zu können. »Ich hätte dich beinahe verloren. Beinahe wäre ich dumm genug gewesen, um meinen Vater zwischen uns treten zu lassen.Aber ich habe es nicht so weit kommen
lassen. Und ich möchte nicht, dass jemals noch irgendetwas zwischen uns tritt.«
Sie legte ihren Kopf auf Justins Brust. Nach einer Weile schlief sie ein. Doch die Bilder in ihrem Kopf bewegten sich die ganze Nacht entlang der dunklen Grenze zwischen Traum und Alptraum.
»Jeden Tag …? Was für ein Mensch würde ein Kleinkind jeden Tag allein lassen, um bei einem Freund oder einer Freundin herumzuhängen. Das ergibt überhaupt keinen Sinn.« Mit diesen Worten trat Amy aus der Dusche.
Justin, der sich gerade rasierte, zuckte die Schultern. Zögernd blieb sie vor der Dusche stehen; sie wartete darauf, dass er seine Rasur unterbrach und sie in ihr Badetuch wickelte. Das war von Anfang an ihr Ritual gewesen. Immer, wenn sie zusammen im Bad waren und Amy die Dusche verließ, wartete Justin, ehe sie selbst nach einem Handtuch greifen konnte, schon mit dem Badetuch in einer Hand, um sie darin einzuwickeln. Es hatte kurz nach ihrer Hochzeit begonnen und sich über die Zeit zu einer intimen Gewohnheit entwickelt. Für Amy bedeutete es eine Bestätigung ihrer Nähe als Paar.
Justin allerdings wirkte gedankenverloren und schien sie kaum zu bemerken; versunken in das Geheimnis um T. J. und die rothaarige Frau. Amy langte an ihm vorbei und nahm ein Handtuch von der Ablage. Justin reinigte seinen Rasierer und verließ das Bad.
Als Amy ins Schlafzimmer kam, war Justin bereits angezogen. »Bist du sicher, dass du dich richtig erinnerst?«, fragte sie. »Dass sie T. J. jeden Tag allein gelassen hat, um einen Freund oder ein Freundin zu besuchen?«
»Ja.« Justin griff gerade nach seiner Uhr und seiner Brieftasche und ließ beides in seine Tasche gleiten.
»Und du bist sicher, was den Namen angeht? Denn dieser Name klingt ziemlich albern.«
»Ich weiß. Trotzdem stimmt er. Jeden Tag nahm sie irgendwelche Bücher, ging zur Tür und erklärte, sie würde jetzt zu Wesley Anne gehen.« Justin küsste Amy im Vorbeigehen kurz auf die Wange. Ehe sie den Kopf drehen konnte, um seinen Kuss zu erwidern, war er auch schon fort.
Das Zimmer war leer, und dennoch wirkte es gleichzeitig auf grausame Art voll und eng. In dem Raum, der Amy umgab, war Justin nicht länger anwesend; dafür schien er voll von den Gespenstern, die in letzter Zeit unablässig seine Begleiter gewesen waren - von einem verlorenen Jungen
Weitere Kostenlose Bücher