Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
namens T. J., einer rothaarigen Frau und einem gesichtslosen Wesen namens Wesley Anne.
Amy trat an Justins Seite des Betts. Auf dem Nachttisch lagen verschiedene Gegenstände, die ein mittleres Durcheinander ergaben. Mehrere aussortierte Kreditkartenbelege. Bücher zum Thema Unternehmensführung. Und ein Notizblock mit schwarzem Lederetui. Justin hatte seinen Füllfederhalter auf dem obersten Blatt liegen lassen. Amy hob ihn hoch und las, was Justin geschrieben hatte. Seine Schrift war klar und groß, eine selbstsichere Folge forscher Großbuchstaben. Die Notiz bestand aus nur zwei Wörtern: »Wesley Anne«, jenem sonderbaren, verrückten Namen, der in Amys Kopf herumspukte, seit Justin ihn gestern Abend zum ersten Mal erwähnt hatte.
Sie schlüpfte in Jeans und Pullover. Als sie das Schlafzimmer verließ, murmelte sie vor sich hin: »Wesley Anne. Wie kann man sich bloß Wesley Anne nennen?«
In der Küche wurde Amy von Rosas Lächeln und Zacks
aufgeregtem Quietschen begrüßt. Rosa wischte die Seiten des Herdes ab, während Zack langsame, wacklige Kreise am Fuß eines der Hocker vor der Frühstücksbar zog. Ganz vorsichtig bewegte er sich voran, indem er sich an den Beinen des Hockers festhielt und einen wackligen Schritt nach dem anderen machte.
Amy hob ihn hoch und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. »Zack, du bist unglaublich! Du bist ein unglaublicher Junge.«
Im Vorbeigehen tätschelte Rosa Zacks Rücken. »Noch ein paar Tage, und du wirst ganz allein gehen, nicht wahr, mijo ?«
Der Fernseher war eingeschaltet, weil Rosa eine morgendliche Talkshow angeschaut hatte. Inzwischen lief eine Nachrichtensendung. Weder Amy noch Rosa hatten Lust auf das übliche Trommelfeuer von lokalem und nationalem Chaos. Deshalb griff Rosa zur Fernbedienung, während gerade über die Nachwirkungen eines Brandes in einem Einkaufszentrum an der Ostküste berichtet wurde. Die Kamera zeigte eine Frau mittleren Alters in einem augenscheinlich schweren Mantel: »Ich kann nicht glauben, dass sie einfach weg ist«, erklärte sie gerade. »Die gesamte Mall. Mein Beauty-Pahlah war da drinnen. Ich war 20 Jahre Kundin dort.«
Amy riss Rosa die Fernbedienung aus der Hand, ehe sie auf einen anderen Kanal schalten konnte. Amys Aufmerksamkeit galt der Infozeile am unteren Bildschirmrand, die Portland in Connecticut als Schauplatz des Feuers auswies.
»Connecticut!« Amy reichte Zack an Rosa weiter, schnappte sich die Autoschlüssel und lief zur Hintertür. »Hast du das gesehen?«, rief sie noch. »Connecticut!«
Keine halbe Stunde später hetzte Amy durch Justins Hotel auf dem Weg zu seinem Büro.
Außer Atem platzte sie ins Zimmer. »Wesley Anne«, sagte sie. »Das ist keine Person, sondern ein Ort.«
Justin unterschrieb gerade eine Korrespondenz. Mitten in seinem Namenszug hielt er inne.
»Ich hab’ es herausbekommen.« Amy zitterte vor Aufregung. »Manchmal klingen die Leute im zentralen Teil von Connecticut bei Worten wie ›parlor‹, als würden sie aus Boston stammen. Du warst ein kleines Kind, als du von Wesley Anne gehört hast. Und kleine Kinder missverstehen viele Dinge, die sie hören. Als ich klein war und den Fahneneid hörte, dachte ich, es ginge um die Republik von jemandem namens Richard Stanz … Was die Leute aber tatsächlich sagten war ›to the Republic for which it stands ‹.«
»Gut.Aber was hat das mit Connecticut und Wesley Anne zu tun?« Justins Lächeln ließ erkennen, dass er sie nicht ganz ernst nahm.
»Hör einfach zu«, beharrte Amy. »Du hast gesagt, das Haus der rothaarigen Frau wäre voller Bücher gewesen. Und jeden Tag hätte sie Bücher mit auf den Weg zu Wesley Anne genommen, stimmt’s? Nun, die meisten Erwachsenen, die jeden Tag zu einer festen Zeit das Haus verlassen, gehen nicht zu Freunden. Sie gehen zur Arbeit.«
Justin zuckte die Achseln. »Also hat sie vielleicht für jemanden namens Wesley Anne gearbeitet.«
»Nein. Ich vermute, sie hat an einem Ort namens Wesley Anne gearbeitet.« Amys intensiver Blick ließ Justin nicht los. »Nach unserem Abschluss ist meine beste Freundin aus der Highschool nach Connecticut gegangen. Ich habe sie oft dort besucht. Mitten in Connecticut. In einem Ort namens Middletown. Sie ging zur Wesleyan University.«
Justins Lächeln verschwand von einem Moment auf den anderen. Amy hatte seine volle Aufmerksamkeit.
»Ein Haus voller Bücher«, sagte sie. »Jeden Tag Bücher. Jeden Tag Wesley Anne. Ich denke, die rothaarige Frau könnte Dozentin gewesen
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