Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
Geschluchzt. Geheult.
All diese Dinge waren ein verzweifelterVersuch gewesen, Justins Leben wieder zusammenzufügen. Ein wilder, sinnloser Versuch, das Unmögliche zu vollbringen: Justin wieder zu berühren und irgendwie zu ihr zurückzubringen.
Sie wollte Barton von all dem erzählen. Sie wollte sich erklären, wollte, dass er sie verstand. Stattdessen nahm Caroline,
als sie den Park verließen, seine Hand und flüsterte: »Erzähl mir von New York. Erzähl mir von der anderen Seite der Welt.«
Als Caroline, Barton und die Mädchen die Küche betraten, wartete dort Lily auf sie, Bartons Frau. Sie ließ gerade Wasser in ein bis zum Rand mit frisch gepflückten Tomaten gefülltes Sieb laufen. Die schräg stehende Nachmittagssonne fiel in den Raum. Lily trug ein weißes Baumwollkleid und beugte sich über die Spüle; ihre blonden Haare waren kurzgeschnitten und wellig, ihre Haut honigfarben. Sie sah aus wie eine schöne Sommerelfe.
Barton ging zu ihr und küsste sie. Lily ließ mit einem fröhlichen, silbrigen Lachen den Kopf in den Nacken fallen. Caroline bemerkte die starke Intimität in den Blicken, die sie tauschten, und spürte einen widerwilligen Neid. Sie wandte den Blick ab und wünschte, die beiden wären nicht aus New York gekommen, um sie zu besuchen.
Doch der Kuss dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis er von aufgeregten Fragen der Mädchen unterbrochen wurde.
»Tante Lily, Onkel Barton hat gesagt, dass deine Freundin, die du heute besucht hast, ganz allein in einer unheimlichen Hütte in den Wäldern lebt. In einem Hexenhaus.« Julie neigte den Kopf. »Ist das wirklich wahr?«, fragte sie mit der ernsthaften Skepsis eines kleinen Mädchens. »Er hat gesagt, sie isst nichts außer Nüssen und Beeren, wie ein Eichhörnchen.«
Lily lachte. »Onkel Barton sollte sich lieber an die Tatsachen halten. Meine Freundin ist keine Hexe. Sie ist Schriftstellerin. Und sie wohnt in den Bergen in einem hübschen kleinen Haus mit Blick auf einen See. Und sie isst alles Mögliche, außer Fleisch. Sie ist Vegetarierin.«
»Sie ist eine ziemlich verschrobene Vegetarierin«, sagte Barton.
Lily warf ihm ein herausforderndes Grinsen zu. »Onkel Barton findet sie verschroben, weil sie eine Feministin ist.«
»Was ist eine Feministin?«, fragte Julie.
»Jemand, der Frauen für Fische hält«, erwiderte Barton und lächelte Lily an. »Und Männer für Fahrräder … was uns im Prinzip nutzlos macht für die Mitglieder der Fisch-Fraktion. Allerdings ordnet es uns als Kreaturen ein, die ausschließlich existieren, damit man auf ihnen herumsitzt.«
»Frauen sind Fische …? Und Männer Fahrräder …? Das ist albern.« Lissa schaute Julie an, und beide Mädchen kicherten.
»Ihr seid sehr weise, Kinder.« Barton nahm eine Schachtel Kekse von der Arbeitsplatte. »So, wer will mitkommen und fernsehen und Oreos essen, bis wir explodieren?« Im Laufschritt verließ Barton die Küche, und die Mädchen folgten ihm in einer wilden Verfolgungsjagd.
»Kekse vor dem Abendessen. Kein Wunder, dass meine Kinder ihn so lieben.« Caroline nahm das Sieb aus dem Spülbecken und begann, die Tomaten abzutrocknen.
»Barton kann großartig mit Kindern umgehen … er wäre der perfekte Dad.« Ein sonderbares Zögern lag in ihrer Stimme. Es weckte Carolines Aufmerksamkeit. Und Lily erklärte: »Es sind jetzt fast vier Jahre. Bis jetzt hatten wir kein Glück. Immer noch kein Baby.«
Caroline wollte Lily trösten, wusste aber nicht, was sie sagen sollte; sie fühlte sich in Lilys Gegenwart stets etwas eingeschüchtert und unbeholfen. Lily kam ihr immer vor wie ein überirdisches Wesen, das außerhalb ihres eigenen Universums zu existieren schien.
»Ich bemitleide mich selbst.« Lily zog eine selbstironische
Grimasse. »Ich hasse Leute, die sich selbst leidtun.Tatsächlich sagen die Ärzte, dass Barton und ich gesund sind und auch noch relativ jung, so dass wir nichts anderes tun müssen, als es weiter zu probieren.« Lily legte ihren Kopf einen Augenblick auf Carolines Schulter und sah ihr dabei zu, wie sie die letzten Tomaten abtrocknete. »Gibt es auf der Welt irgendetwas Köstlicheres als reife Sommertomaten?«
Lilys Haut war kühl, und ihr Atem roch frisch und süß.
»Ich wusste, dass du sie mögen würdest«, erklärte Lily. »Wir sind uns ähnlich, du und ich, wir sind beide Küchenmenschen. Menschen, die das Essen lieben.« Mit einem leichten Kuss auf Carolines Nacken löste Lily sich von ihr. »Wir können gar nicht
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