Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
Als Justin hinaus auf die Terrasse trat, wandte Amy ihr Gesicht vom Lichtschein des Kamins ab und blickte in die Dunkelheit. Sie erwartete, dass das, was er ihr zu sagen hatte, ihr das Herz brechen würde.
Folglich stutzte sie vor Verblüffung und Erleichterung, als er ein ganz anderes Thema anschlug: »Als du weg warst, habe ich viel mit Ari gesprochen. Ich habe einiges darüber herausgefunden, wer T. J. ist und wer diese rothaarige Frau. Ich muss dir davon erzählen.«
Sofort öffnete Amy ihre Arme, und Justin legte sich neben sie. Beide schauten sie hinauf in den Nachthimmel. Er ähnelte der leeren, stillen Landschaft eines tiefen Schlafes. Er ähnelte, wie Justin ihr erklärte, stark jenem Ort in seinem Bewusstsein, dem er sein fragmentarisches Wissen über T. J. und die rothaarige Frau abgetrotzt hatte.
Er erklärte, dass seine Erinnerungen sich unregelmäßig Bahn brachen. Stück für Stück. Aus dem Nichts heraus.
Es fühlte sich an, als würden ihm kurze und willkürliche Einblicke in das Privatleben von Gespenstern gewährt:
Ein Zimmer in einem Haus. Regale und noch mehr Regale voller Bücher. Die Wände tiefgrün gestrichen und die Holzstege in den Fenstern glitzernd weiß - wie der Schnee, der draußen fiel. Und Justin, jung. Noch im Vorschulalter. Wie er auf einem zerlumpten Teppich mit einem Welpen spielt. Das Fell schwarz. Der Name des Welpen Inky. Und eine Spielzeugeisenbahn.Aus Holz. Mit einer Schnur, an der man sie ziehen kann.
Ein Buch. Leuchtende, ausdrucksstarke Bilder. Die beruhigende Melodie von Kinderliedern. Und die Stimme der
rothaarigen Frau: »Komm doch in mein Zimmah, sprach die Spinne zu der Fliege.«
Die rothaarige Frau, über den Rand einer tiefen, abgerundeten Badewanne gebeugt und die Hände ausgestreckt, um eine Familie von Spielzeugenten durch ein Meer von Badeschaum zu bugsieren. Ihre Handflächen rund wie Kissen.
Eine Steppdecke auf einem Bett. Gemustert mit Feldern voller blauer und gelber Windrädchen. Das Gefühl, zugedeckt zu sein, behaglich und sicher. Über dem Bett eine schräge Decke. Holzlatten. In der Luft zwischen dem Bett und der Decke - Magie. Der Mond und die Sterne. Silbern, tanzend.
Die rothaarige Frau. Ihr frischer Geruch. Wie blühender Flieder. Die weiche Stelle am Ansatz ihres Halses, die sich an Justins Wange warm anfühlt. Das Gefühl, zusammengerollt in ihrem Schoß zu liegen und perfekt dorthin zu passen. Das Ächzen eines Schaukelstuhls. Und der Klang ihrer Stimme. Gedämpft und gleichzeitig lebhaft: »Oh, wie ich meinen T. J. liebe. Oh, wie ich mein Baby liebe.« Gelassenheit. Liebe. Vollkommene Geborgenheit.
Ein Tisch neben der Tür. Dunkles Holz. Gekrümmte Beine und krallenförmige Füße. Immer eine Leinentasche und ein Stapel Bücher. Die rothaarige Frau, wie sie ihre Stiefel und ihren Schal anzieht. Die sich öffnende Tür und ein Stoß kalter Luft. Ihr feuerrotes Haar und die blasse Haut. Ihr sonderbarer, abgehackter Gang und die schrägen Schultern. Und Justin, der fragt, wohin Mommy gegangen ist, und eine junge weibliche Stimme: »Wohin sie immer geht. Zu Wesley Anne.«
»Das sind die Dinge, an die ich mich erinnere«, fasste Justin zusammen. »Ich weiß, dass ich in diesem Haus gewohnt
habe und dass sie meine Mutter war. Und es klang wie ›ah‹ anstatt ›er‹, wenn sie das Wort ›Zimmah‹ aussprach. Und mein Name war T. J., und ich habe sie geliebt. Und jeden Tag ging sie von mir fort zu jemandem, der Wesley Anne hieß.«
»Wesley Anne?« Amy schüttelte den Kopf und versuchte, einen Sinn darin zu entdecken. »Bist du sicher? Es ist ein so sonderbarer Name.«
»Ich weiß. Aber sie hat immer gesagt, dort ginge sie hin.«
»Und diese Sache mit dem ›Zimmah‹«, sagte Amy. »Es klingt, als würde sie vielleicht aus Boston stammen. Außerdem hast du von Schnee gesprochen. Glaubst du, dass du vielleicht dort gewohnt hast? In Boston?«
»Es ist eine Möglichkeit. Aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, um es herauszufinden. Mein Name war T. J., und meine Mutter hatte rotes Haar und war mit jemandem namens Wesley Anne befreundet.Wenn man sonst nichts weiß, wo fängt man dann an?«
»Bist du sicher, dass es nicht um jemanden namens Leslie Anne ging?«, fragte Amy.
»Nein, ich kann es in meinem Kopf klar und deutlich hören. Es war Wesley , nicht Leslie. Ich bin ganz sicher.«
Amy drehte sich zu Justin um. Sie wollte ihn anschauen. Sie wollte ihm bei ihren nächsten Worten in die Augen sehen können: »Ich liebe dich. Ich
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