Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
Vom Netzwerk:
leerer Flecken Gras. Es gab keinerlei Anzeichen von Callum und absolut keinen Hinweis darauf, was ich tun sollte. Niedergeschlagen ließ ich mich ins Gras sinken.
    Ewig saß ich da, schaute über den Fluss und hoffte, dass etwas – irgendetwas – mir zeigen würde, dass er hier war, aber nichts veränderte sich. Das Wasser floss weiter sanft vorbei auf seiner langen Reise, die es durch Twickenham und Richmond bringen würde und schließlich in die Innenstadt von London und in den Schatten von
St. Paul’s
. Meine Gedanken wanderten zurück zu diesem ersten Tag, dem Tag, an dem ich das Amulett im Schlamm gefunden hatte. Ich erinnerte mich an den zischenden Schwan und an das Gefühl, wie mir der Draht in die Finger schnitt, als ich versuchte, ihn abzubrechen, und an den ersten Blick auf den glitzernden Stein, als er zum ersten Mal das Licht wiedersah nach … wer weiß wie langer Zeit. Ich konnte mir Veronica vorstellen, wie sie den armen Mann so lange quälte, bis er das Amulett abnahm und im Fluss versenkte und sich dann seine Erinnerungen nehmen ließ. Und ich erinnerte mich an den Moment, als auch ich es fast hineingeworfen hätte. Callum war da gewesen, und seine Stimme hatte mich davon abgehalten. Doch ich wette, dass auch Catherine damals in der Nähe war und nur darauf gewartet hatte, sich auf mich zu stürzen. Mich schauderte. Fast hätte ich alles verloren!
    Ich schaute auf die kleine Stelle blasser Haut auf meinem Handgelenk und sehnte mich danach, das Amulett zu haben, es wieder aus dem Ufersand zu graben. Als mir der kleine Strand vor Augen kam, wurde mit klar, dass ich sofort aufbrechen musste. Ich musste dahin zurückkehren, wo ich es gefunden hatte. Vielleicht würde ich dort die Antworten finden, die ich so herbeisehnte.
     
    Da ich den Zug verpasst hatte, schloss ich die Garage auf und machte mich an Joshs Fahrrad zu schaffen. Von dem Augenblick an, als ihm der Führerschein übergeben wurde, hatte er es nicht mehr angerührt. Aber es schien noch alles vernünftig zu funktionieren. Ich raffte noch ein paar notwendige Vorräte zusammen und fuhr los.
    Dafür, dass ich so wenig in Form war, schaffte ich es in einer annehmbaren Zeit und war innerhalb einer Stunde beim
White Swan
. Ich kettete das Rad an und ging dann zur Vorderseite des Pubs. Der Wasserpegel des Flusses sank gerade, so dass die Terrasse nicht Gefahr lief, überflutet zu werden. Rund die Hälfte der Tische war belegt, einzelne Gesprächsfetzen klangen zu mir herüber. Schnell überblickte ich alle Tische, aber es war niemand dort, den ich kannte.
    Nach dem Sonnenschein draußen war es oben in der Bar richtig düster, und der Barkeeper sah aus, als wäre er gerne irgendwo anders. Er servierte mir ein Glas Limonade, ohne zu versuchen, mich in ein Gespräch zu verwickeln, und ich war schnell wieder draußen, wo ich meine Sonnenbrille über den Blutergüssen tragen konnte. Ich suchte mir meinen Weg zwischen den Tischen zum einzigen freien ganz vorne, von dem aus ich den kleinen Strand überblicken konnte. Der Wasserstand war noch nicht niedrig genug, um die Stelle zu sehen, wo ich das Amulett freigelegt hatte, und so nippte ich an meiner Limonade und ließ meine Gedanken schweifen. Das hier musste eine wichtige Stelle sein, überlegte ich. Alles, was mit dem Amulett zu tun hatte, hatte genau hier angefangen.
    Hier an dieser Stelle hatte ich zum ersten Mal die Bewegungen im Stein wahrgenommen, und hier war ich, als Callum zum ersten Mal mein Bild gesehen hatte. Trotz allem, was passiert war, trotz aller Qual und allem Schmerz hätte ich das, was hinter mir lag, nicht ändern wollen. Angenommen, ich hätte die Chance, das alles zu vergessen, hätte den Armreif nicht aus dem Schlamm gezogen. Ich war mir ganz sicher, dass es mir lieber war, Callum geliebt zu haben und ihn zu verlieren, als nie seine Liebe erfahren zu haben.
    Ich musste seufzen, während ich mein leeres Handgelenk umfasste und der blassen Linie mit dem Finger nachfuhr. Auch die würde vergehen, innerhalb einer Woche würde auch sie für immer verschwunden sein. Was konnte ich bloß tun? Und genau als ich das dachte, packte mich wieder die Angst. Hatte ich Callum wirklich gesehen, oder hatte ich nur gesehen, was ich so verzweifelt sehen wollte? Glaubte ich wirklich, dass sich das Amulett regenerieren könnte? Es war in tausend Stückchen zerschmettert worden, das Metall verbogen und gebrochen, die feinen Flechten zerstört. Der phantastische zertrümmerte Stein … Ich blickte

Weitere Kostenlose Bücher