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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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selbst für dich eine Nummer zu groß, stimmt’s?« Ich lächelte ihn zuckersüß an.
    »Ich hab bloß keine Lust, die ganze Strecke nach North Sheen zu tuckern, das …« Er unterbrach sich plötzlich und wirkte etwas aus der Fassung gebracht. Ich hob die Augenbrauen.
    »Wo war das, Rob? North Sheen? Wohnt sie jetzt da? Nimmt sie morgen früh den Zug dahin?«
    Rob wirkte wie ertappt. »Wie kommst du denn darauf? Das hab ich nie gesagt!«
    Ich lächelte innerlich. Rob hatte mir verraten, was ich wissen wollte!
    Einen Moment lang schwieg er und ließ den Rest seines Biers im Glas kreisen. Schließlich sah er mich an. »Du hältst dich wohl für sehr schlau, Alex, aber du bist die, die das verballerte Gesicht hat.«
    Er kippte den Rest seines Biers runter und stellte das Glas sorgfältig mitten auf den Tisch.
    »Es war schön, dich zu treffen. Ich bin froh, dass wir diesen letzten Drink zusammen haben konnten. Und nichts für ungut, ja?«
    »Wie? Für ungut?«
    »Ach, du weißt schon, alles.« Er stand auf, und in seinem Schatten war mir plötzlich kalt. »Bis demnächst mal.«
    Mit gemischten Gefühlen sah ich ihm nach. Ein bisschen sauer und enttäuscht, aber trotzdem mit einem gewissen Hochgefühl. Catherine hatte mich reingelegt. Irgendwo, nicht weit von hier, wartete das Amulett auf mich. Und mit dem Amulett Callum.

16. Taktischer Fehler
    Ich wusste, was ich am nächsten Morgen zu tun hatte. Catherine zu verpassen, konnte ich nicht riskieren. Wenn sie erst mal im Zug und in London war, war das Amulett für mich praktisch genauso verloren wie in dem Moment, als ich dachte, sie hätte es zerschmettert. Ich konnte nicht schlafen und versuchte mich genau an das zu erinnern, was ich an dem Tag im Regen gesehen hatte. Die Sicht war so schlecht gewesen, dass es nicht so schwer für sie war, das gefälschte Amulett für das echte auszugeben. Und sobald ich dachte, es wäre zerstört, würde ich ihr natürlich keine Schwierigkeiten mehr machen. Olivia hatte recht: Catherine war durch und durch böse.
    Ich studierte den Fahrplan und verließ das Haus ganz früh. Josh war zwar gestern Abend spät nach Hause gekommen, aber mir war es gelungen, tiefer gehende Gespräche zu vermeiden und dann bald ins Bett zu gehen. Das Festival war offenbar richtig gut gewesen, aber er sah müde aus. Und als ich am Morgen den Kopf in sein Zimmer steckte, schlief er noch fest. Ich hinterließ ihm eine Nachricht und ging schnell zum Zug.
    Selbst um sechs Uhr morgens war der Zug schon voller Pendler auf dem Weg zur Arbeit. Sie sahen nicht besonders glücklich aus, und niemand sagte ein Wort. In North Sheen kämpfte ich gegen den Strom an, um aus dem Zug zu kommen, und überlegte mein weiteres Vorgehen. Ich hatte Glück, dass es ein besonderer Bahnhof war. Nur eine schmale Fußgängerbrücke führte auf den einzigen Bahnsteig. Ich stellte mich so, dass ich die Leute, die über die Brücke kamen, sehen konnte, bevor sie mich bemerkten, die Haare unter dem Kapuzenpulli verborgen, den ich als nicht besonders wirkungsvolle Tarnung trug.
    Nach mehreren Stunden und einer endlosen Zahl von Zügen, die kamen und wieder abfuhren, erregte das im Sonnenlicht schimmernde Haar einer Frau meine Aufmerksamkeit. Der vertraute dunkle Goldton ließ mein Herz einen kleinen Sprung machen. Als sie sich umdrehte, um die Treppe auf den Bahnsteig hinabzusteigen, verkroch ich mich noch weiter in meinen Pulli.
    Es war Catherine mit einer riesigen schwarzen Sonnenbrille und einem kleinen Rollkoffer. Offensichtlich war er nicht schwer, denn sie hatte keine Mühe, ihn auf der langen Treppe zu tragen, und sie sah selbstsicher und richtig elegant aus, als sie ihn dann über den Bahnsteig zum Fahrkartenschalter zog.
    Sobald sie außer Sicht war, rannte ich zu einer Bank auf dem Bahnsteig, zog meine Zeitung heraus, setzte mich, machte mich möglichst klein und hielt die Zeitung hoch vor mich. Aus den Augenwinkeln sah ich sie wieder hinter den Schalterhäuschen hervorkommen und über den Bahnsteig gehen. Sie schaute zu der Anzeige mit den Abfahrtszeiten hoch und dann auf ihre Uhr. Das Amulett konnte ich nicht sehen, und ich hatte große Mühe, der Versuchung zu widerstehen, sie anzuspringen und zu Boden zu ringen. Ich musste ihr folgen, bis wir nicht mehr unter so vielen Menschen waren, und das Amulett dann zurückverlangen. Mir war klar, dass ich körperlich nicht besonders fit war, doch ich wusste auch, dass ihre Leidenschaft und Not meiner nicht gewachsen waren. Ich konnte

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