Nur ein Blick von dir
gesagt, nur nicht so direkt.«
Ich konnte mich gerade noch beherrschen, sonst hätte ich sie geschlagen. »Wie oft muss ich es dir noch sagen? Ich hab niemandem was erzählt, und am wenigsten diesem egozentrischen Idioten!«
»Gehen wir doch mal zurück, zurück in die Gärten von Kew, als du mir so bereitwillig alles gegeben hast. Ich glaube, dass du da was verloren hast.«
Endlich fiel der Groschen. »Die Speicherkarte? Rob hat die Speicherkarte gefunden?«
Sie lächelte selbstgefällig. »Wie ich schon gesagt hab, alles deine Schuld.«
Meine Gedanken rasten, und plötzlich wurde eine Menge klar. Deshalb hatte Rob die mit einem Passwort geschützten Dateien auf seinem PC , die Ashley so auf die Palme gebracht hatten. Deshalb war er plötzlich wieder so daran interessiert, mit mir zu reden, und deshalb wollte er das Amulett genauer betrachten. »Hast du deshalb gemeint, es wäre alles meine Schuld? Als wir beim Pub miteinander gesprochen haben?« Als Antwort erhob sich kurz eine perfekte Augenbraue über die Sonnenbrille. »Aber ich hab gedacht, du hättest das Gedächtnis verloren, also dass Olivia es dir genommen hätte?«
»Oh, darüber bin ich mir völlig im Klaren. Es ist eindeutig deine Schuld.«
»Und was hat Olivia dir dann genommen? Die Erinnerung daran, wie die Versunkenen entkommen können? War es das?«
Catherine gab keine Antwort, sondern musterte mich nur schweigend weiter. Ich wusste, dass sie versuchte, mich zu verunsichern, und ich wusste auch, dass ich es mir nicht leisten konnte, mich ablenken zu lassen. Das Amulett zu finden hatte oberste Priorität.
»Was in aller Welt will er denn mit dem Amulett? Ich denke, mit den Versunkenen zu reden dürfte kaum Robs Sache sein.«
»Er hat nicht vor, es zu behalten. Der Junge ist gerissener, als er aussieht.«
»Und was will er dann damit machen?«, fragte ich verwirrt.
Diesmal lachte Catherine laut auf, und ich fuhr zusammen. »Er hat eine wunderbare boshafte Ader zusammen mit seiner Geldgier. Er ist dabei, es der Presse zu verkaufen. Er hat sogar eine Versteigerung organisiert.«
»Aber warum sollten die denn so interessiert sein?«
»Weißt du«, sagte sie nachdenklich, »das genau ist es, was mir von dir fehlen wird. Du bist so vertrauensselig, so … naiv.« Bei ihr klang das wie eine Art Krankheit.
»Komm zur Sache«, meinte ich knapp.
»Ich denke, ich kann mich genauso gut weiter amüsieren. Der Zug hält noch nicht so bald, also kannst du auch nirgendwo anders hin.« Sie bedachte mich mit einem ihrer dünnen, boshaften Lächeln. »Gehen wir zurück an den Anfang. Was hat das Amulett dir ermöglicht?«
Sie war eindeutig dabei, mich aufzuziehen. Ich holte tief Luft und zwang mich, ruhig zu bleiben. »Ich konnte mit Callum sprechen.«
»Genau. Und mit wem sonst noch?«
»Mit den anderen Versunkenen natürlich.«
»Ausgezeichnet.« Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. »Und kannst du mir auch für einen Extrapunkt sagen, was man tun muss, um ein Versunkener zu werden?«
»Man musst im Fleet ertrinken«, fauchte ich durch die zusammengebissenen Zähne.
»Das Mädel hat gewonnen! Das ist richtig! Ertrinken, das ist das Schlüsselwort. Das Amulett erlaubt uns, mit Leuten zu reden, die ertrunken sind. Die – tot – sind!« Sie betonte jedes Wort einzeln, aber ich war mir immer noch nicht sicher, worauf sie aus war.
»Und worauf willst du hinaus?«
»Denken wir doch mal einem Moment darüber nach«, fuhr sie in demselben gönnerhaften Ton fort. »Wer sonst besitzt denn etwas, das einem ermöglicht, mit Toten zu reden? Das von Wissenschaftlern getestet werden kann?« Sie machte eine Pause und nahm die Sonnenbrille ab. »Ein eindeutiger Beweis von Leben nach dem Tod? Das ist Dynamit, und Rob hat das begriffen.«
Ich merkte, wie mir vor Entsetzen der Mund offen stand. Sie hatte recht. Wenn Rob das der Presse erzählte, würde die Welt der Versunkenen auf den Kopf gestellt. Leute würden kleine Vermögen bezahlen, sie zu begaffen, und die Wissenschaftler hätten große Tage. Das Amulett würde so wichtig, so wertvoll, dass meine Chancen, es jemals wieder benutzen zu können, um mit Callum zu reden, absolut gleich null wären. Und sobald die Versunkenen anfingen, den Leuten, die das Amulett abgelegt hatten, die Erinnerungen abzusaugen, sie umbrachten, um selbst zu entkommen, würde die Hölle losbrechen. Es wäre unmöglich, das Amulett jemals zurückzubekommen, und Callum wäre für mich für immer verloren.
»Ich muss ihn
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