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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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gewinnen, und wenn ich ihr in die Augen sah, würde sie wissen, dass sie keine Chance hatte. Ich konnte nur nicht so viele Zeugen gebrauchen, und so ballte ich die Fäuste in der Tasche und wartete ab.
    Zu meiner Überraschung stieg sie in den Zug, der in die entgegengesetzte Richtung von London fuhr, und dann hätte ich beinahe verpasst, wie sie in Richmond ausstieg. Ich sah die übergroße Brille, ehe mir klarwurde, dass sie es war, und sprang hastig ebenfalls aus dem Zug. Sie stand auf dem Bahnsteig und studierte einen Taschenfahrplan.
    Ich kurvte um die Menschen herum, die den Bahnsteig entlangliefen, und flitzte hinter die Kabine des Fahrkartenkontrolleurs. Durch das schmuddelige Glas konnte ich sie beobachten, ohne entdeckt zu werden.
    Zwei Züge kamen, ohne dass sie reagierte, und ich befürchtete allmählich, dass ich durchschaut worden war und sie mit mir spielte. Doch dann fuhr der Schnellzug ein. Mit nur wenigen Haltestellen bis Reading und dann Umsteigen in die Hauptlinie nach Südwestengland, war es die schnellste Möglichkeit, nach Cornwall zu kommen, ohne durch London zu müssen. Catherine stieg ein, ich ebenfalls, ein paar Wagen weiter. Ich vergewisserte mich, dass sie nicht wieder ausstieg, doch sie verschwand im Wageninneren.
    Nun musste ich entscheiden, was zu tun war. Der Zug würde jetzt eine ganze Weile nicht anhalten. Also konnte sie mir nicht entkommen. Aber sobald ich ihr das Amulett abgenommen hatte, konnte auch ich nirgendwo hin. Doch um sich darüber Gedanken zu machen, war es jetzt zu spät. Bis zur nächsten Haltestelle hatte ich noch etwa zwanzig Minuten. Ich ging durch die beiden nächsten Wagen, überrascht, wie wenig Menschen mitfuhren. An der Tür zu dem Wagen, in dem sie sich vermutlich befand, blieb ich stehen und zog mir die Kapuze so weit wie möglich ins Gesicht. Durch das kleine Fenster war sie nicht zu sehen. Bereit zum Kampf um mein Amulett, öffnete ich die Wagentür.
    Es war gespenstisch. Hier schien überhaupt niemand zu sein, niemand telefonierte, keine Mütter mit kleinen Kindern, keine Geschäftsleute, die laut raschelnd ihre Zeitungen umblätterten. Ich setzte mich in die erste Sitzgruppe und lehnte den Kopf ans Fenster. Aus diesem Blickwinkel konnte ich die lange Reihe von Sitzen entlangsehen, doch da waren keine Schultern oder Ellbogen in Sicht. Leise stand ich auf, ging auf die andere Seite und schaute dort nach. Etwa in der Mitte des Wagens sah ich einen in Schwarz gekleideten Arm, den Ellbogen auf dem Fensterbrett aufgestützt. Plötzlich bewegte sie sich, stützte den Kopf in die Hand und schaute direkt in meine Richtung.
    Ich richtete mich schnell wieder auf und hoffte, dass sie mich nicht bemerkt hatte. Das war meine Chance. Das war meine letzte Gelegenheit, Callum zurückzubekommen. Ich würde sie nicht vergeuden.
    Ich holte tief Luft und überdachte noch einmal meinen total simplen Plan. Äußerste Entschlossenheit war meine einzige Taktik. Ich beschloss, mich nicht anzuschleichen, sondern ihr aufrecht, mit aufgesetzter Kapuze und Sonnenbrille gegenüberzutreten. Ich wischte mir die verschwitzten Handflächen an den Jeans ab und ballte die Fäuste, bereit zum Kampf. Schnell ging ich durch den Wagen, und innerhalb von Sekunden stand ich Catherine gegenüber, versperrte ihr den Weg.
    »Das Spiel ist aus, Catherine. Gib es her.«
    Sie ignorierte mich total und schaute aus dem Fenster, während ein trostloses Industriegebiet vorbeiglitt.
    »Keine Spielchen mehr. Ich weiß, dass du das Amulett noch hast, dass du mich letzte Woche reingelegt hast. Jetzt hab ich dich freundlich aufgefordert. Wenn du es mir nicht gibst, gehe ich auf der Stelle zum Zugführer, damit der die Polizei ruft. Du hast versucht, mich umzubringen. Dafür gibt es Zeugen und auch dafür, dass du mein Konto geplündert hast. Kein Mensch wird dir ein Wort glauben. Ich erzähle denen einfach, dass es ein Identitätsbetrug war, und du wirst so schreckliche Jahre im Gefängnis verbringen, dass dir dein Leben als Versunkene wie das reinste Vergnügen vorkommen muss.«
    Ich unterbrach meine Tirade und hoffte, dass sie mich anschauen würde, doch sie blickte weiter aus dem Fenster. »Gib mir mein Amulett zurück!« Ich stand vor ihr, balancierte automatisch leicht auf den Zehen und hatte die Fäuste geballt.
    Keine Reaktion. Von ihrer Seite war das eine ausgezeichnete Taktik, die mich fuchsteufelswild machte. Ich beruhigte mich etwas und versuchte, nicht die Kontrolle zu verlieren, da das überhaupt

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