Nur ein Blick von dir
lange gedauert, bis Callum bei mir war. Als ich wieder rief, griff ich nach dem Amulett. »Call…« Meine Stimme versagte, als ich feststellte, dass ich das Amulett nicht an der gewohnten Stelle spüren konnte.
Unter panischem Keuchen reimte ich mir dann zusammen, was passiert war. Ich schob meinen Ärmel zurück und schrie vor Entsetzen laut auf. Mein Amulett war weg, und nur eine hellbraune Linie und ein paar Kratzer auf meiner Haut zeigten, wo es immer gewesen war. Catherine hatte meine einzige Verbindung zu Callum geraubt.
9. Verzweiflung
Fast von Sinnen, taumelte ich nach Hause. Catherine hatte nicht versucht, mich zu töten, sie wollte nur, dass ich bewusstlos war, um mir das Amulett stehlen zu können. Und ich wusste absolut nicht, wohin sie damit verschwunden war und wie ich es jemals zurückbekommen sollte.
Ich musste gelassen bleiben, zumindest noch für eine kleine Weile. Und mir war klar, dass ich mich abwischen musste, bevor ich Beesley nach Hause zurückbrachte. Von den Aufregungen des Nachmittags überwältigt, war er fast sofort eingeschlafen, und ich ließ ihn auf dem Teppich vor dem Sofa leise schnarchen.
Oben im Badezimmer untersuchte ich all die Blessuren. Dort, wo ich beim Fallen draufgebissen hatte, war meine Lippe geschwollen, und über dem Wangenknochen hatte ich eine gewaltige Schramme vom Kies. Direkt hinter meinem Ohr wuchs eine Beule so groß wie ein Ei, und ich war froh, dass noch etwas von dem Eis da war, mit dem wir gestern Abend Joshs Hand behandelt hatten. Vorsichtig zog ich mir das Shirt aus und schnappte nach Luft, als ich den Bluterguss sah, der da auf Oberarm und Schulter blühte. Knallrot zeigte er den Abdruck eines Golfschlägerkopfs, wo er zuerst getroffen hatte und dann nach oben und über die Schulter auf meinen Kopf zugeschrappt war. Wenn ich nicht gerade aufgestanden wäre, hätte mich der Schlag voll am Ohr getroffen, und ich war mir ziemlich sicher, dass ich danach nicht mehr hätte aufstehen können. Es tat schrecklich weh, und ich glaubte es selbst nicht mehr ganz, was ich den Golfern gesagt hatte. Irgendwas war wohl doch nicht so ganz in Ordnung, doch ich konnte den Arm in die meisten Richtungen bewegen. Ich hielt ein paar Waschlappen unter das kalte Wasser und legte sie über den Bluterguss, damit der feuchte Stoff die in Flammen stehende Haut kühlte.
Die ganze Zeit drängte ich dabei mit Gewalt die schreiende Panik zurück, die immer wieder hochkam. Ich wusch mir das Gesicht und tauschte das blutverschmierte Shirt gegen ein weiches Top mit langen Ärmeln und Kragen. Es war viel zu warm für einen heißen Sommertag, aber es verdeckte alle Blutergüsse. Die Beule wurde von meinen Haaren verdeckt. Ich überprüfte mich noch einmal im Spiegel. Blass und angespannt sah ich aus, und die Tatsache, dass ich auch im Gesicht verletzt war, ließ sich nicht verbergen. Ich musste mich eben irgendwie rauslügen.
Unten hatte sich Beesley vom Teppich auf das Sofa bewegt und tat so, als würde er schlafen. Doch sein gewaltig wedelnder Schwanz verriet ihn, und ich brachte es nicht fertig, ihn runterzuscheuchen. Ich sammelte alle seine Sachen zusammen und hakte seine Leine ein, um ihn nach Hause zu bringen.
Offenbar sah ich schlimmer aus, als ich gehofft hatte, denn Lynda schreckte regelrecht zurück, als sie die Haustür aufmachte.
»Ach du liebe Güte, Alex, was ist denn passiert? Bist du okay?«
»Oh, mir geht’s gut«, antwortete ich und versuchte, möglichst kleinlaut zu lächeln. »Ich bin nur mit Beesley gerannt, und er hat mich umgerissen. Meine Hände waren in der Leine verheddert, und ich bin aufs Gesicht gefallen. Jetzt fühle ich mich wie ein Schrottauto.« Ich hielt mein Gesicht abgewendet, als wäre ich verlegen, und hoffte, dass sie nicht zu viele Fragen stellen würde.
»Ach, du Arme! Hast du denn was zum Desinfizieren für die Kratzer? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich oben noch was habe.«
»Nein, ehrlich, keine Sorge. Mum hat einen ganzen Schrank voll mit Erste-Hilfe-Sachen. Damit könnte man bei einem größeren Unfall alle versorgen.« Ich lächelte sie an und hatte dabei ziemliche Mühe, nicht zusammenzuzucken.
»Also es tut mir echt leid, dass deine gute Tat so schlecht belohnt wurde.« Sie nahm Beesleys Leine und sah ihn streng an. »Du darfst die Leute nicht umreißen, Beesley. Das hast du neulich bei mir auch gemacht.« Zum Glück schien er nicht zu verstehen, dass er geschimpft wurde, denn er sprang an ihr hoch, leckte ihre Hand und bellte
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